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payoff Opinion Leaders

Mix von Zyklikern und Wachstumstiteln angesagt

30.03.2021 4 Min.
  • Benjardin Gärtner, Leiter Portfoliomanagement Aktien

Wie im Rausch jagen die Aktienkurse in Deutschland und den USA neue Rekordmarken. Der Kater nach dem Corona-Crash vor einem Jahr – längst vergessen. Ist es nach der Kursparty jetzt Zeit für eine Aktienabstinenz?

 

Seit dem Corona-Crash geht es an den Aktienmärkten aufwärts. Nur ein markanter Renditeanstieg bei US-Staatsanleihen sorgte zwischenzeitlich für eine Korrektur. Doch abgebremst ist nicht abgewürgt. Denn anziehende Zinsen sind nicht zwangsläufig Gift für Aktien. Entscheidend ist der Grund für den Renditeanstieg. Aktuell erwarten die Märkte verbesserte Konjunkturaussichten. Das ist gut. Den höheren Anleiherenditen stehen damit perspektivisch höhere Umsätze und Gewinne der Unternehmen gegenüber. Ein schlechter Grund für den Renditeanstieg wäre es, wenn der Markt wegen eines starken Inflationsschubs Zinsschritte der Notenbanken erwarten würde. Dies ist aktuell nicht der Fall.

Weitere Börsenturbulenzen sind kurzfristig wahrscheinlich

Trotzdem dürften die Börsen zunächst schwankungsanfällig bleiben. Ein Risiko bergen mögliche Rückschläge bei der Bekämpfung der Pandemie. Zudem könnten angesichts einer raschen Konjunkturerholung die Staatsanleiherenditen wie im Februar erneut kurzfristig überschiessen und die Aktienmärkte belasten.

Ein weiterer Renditeanstieg bei Anleihen ist für die Aktienmärkte kein Problem, solange das Wirtschaftswachstum dynamisch bleibt. Turbulenzen sind trotzdem zu erwarten. Wie schon im Februar könnten Investoren wieder aus Wachstumsaktien in andere Titel umschichten. Gerät dadurch die Rally bei Apple, Amazon, Microsoft und Co. ins Stocken, belastet dies auch die US-Börsen – und indirekt die weltweiten Aktienmärkte.

Warum ist das so? Wachstumsaktien waren bisher die tragende Säule des Börsenaufschwungs. Aus Bewertungsgründen reagieren sie besonders zinssensitiv, also empfindlich auf Zinsveränderungen. Wird ein höherer Zins in der Ermittlung des fairen Werts zugrunde gelegt, hat dies in Kombination mit dem unterstellten, langanhaltenden hohen Gewinnwachstum des Unternehmens einen starken Effekt: Die Bewertung muss sinken. Das führt zwangsläufig zu nachgebenden Aktienkursen. Wegen ihres hohen Gewichts etwa im breiten US-Aktienindex S&P 500 führt eine Kursschwäche der Wachstumswerte zu spürbaren Indexverlusten.

Wichtig ist dabei: Die aktuelle Kurskorrektur bei Wachstumsaktien ist nicht gleichzusetzen mit schlechteren Gewinnaussichten für diese Unternehmen. Ein Kursrückschlag aus Zinsgründen kann bei Wachstumsaktien für längerfristige Investoren eher eine Chance als ein Warnsignal sein. Steigende Renditen bei Anleihen sind zum Beispiel nicht per se schlecht für den Tech-Sektor. Die Technologiewerte in den USA haben in den Neunzigerjahren trotz steigender Zinsen und vergleichsweise hoher Bewertung noch lange Jahre eine gute Wertentwicklung gezeigt.


Aktienanlage durch Fiskal- und Geldpolitik weiter gut unterstützt

Es gibt zwei gute Gründe, warum der Aufschwung an den Aktienmärten weitergehen sollte. Zum einen dürfte die Inflation moderat bleiben, während die Konjunkturaussichten sich aufhellen. Ein Teuerungsschub ist unwahrscheinlich. Die wirtschaftlichen Folgen durch die Pandemie, wie beispielsweise am Arbeitsmarkt, sind zu gross, um ausgeprägte zyklische Inflationskräfte zuzulassen. Dies gilt für den Euroraum ebenso wie für die USA. Zwar können die Anleiherenditen noch etwas weiter steigen, wenn die Pandemie in den Griff bekommen wird. Sie dürften die Aktienrally aber nicht nachhaltig stören. Zumal die Notenbanken bereits angekündigt haben, dass sie im Fall eines zu steilen Renditeanstiegs dagegenhalten werden, um ein Abwürgen der fragilen Konjunkturerholung zu verhindern.

Zweitens verleihen mittel- und längerfristig grössere staatliche Ausgabenprogramme den Aktienmärkten Aufwärtspotenzial. Das US-Hilfspaket über 1,9 Billionen US-Dollar ermöglicht die schnelle Erholung der US-Wirtschaft. Das wirkt sich weltweit positiv auf die Konjunktur aus. Zudem haben die US-Demokraten weitere Fördermassnahmen auf der Agenda stehen, die vor allem in Infrastruktur, Innovationen sowie den grünen Umbau der Wirtschaft fliessen sollen. Wenn diese Massnahmen eine Mehrheit im Kongress finden, verleiht das dem Aktienmarkt neuen Schub. In der Europäischen Union steht zudem der Aufbauplan vor der Umsetzung, aus dem 20 Prozent in die digitale Transformation und 37 Prozent in die grüne Transformation der Wirtschaft fliessen sollen.

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