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payoff Opinion Leaders

Parallelen zur grossen Sintflut – die Geldflut

07.05.2018 5 Min.
  • Alexander Schindler, Vorstandsmitglied

Die Flutung der Märkte mit billigem Geld durch die Notenbanken ebbt ab. Das bringt für Investoren neue Herausforderungen.

Seit der Finanzkrise haben die Notenbanken weltweit Billionen in das Finanzsystem gepumpt. Als die grosse Geldflut wird diese Phase in die Geschichtsbücher eingehen. Mit etwas Fantasie mögen sich dramatisch veranlagten Beobachtern Parallelen zur grossen Sintflut aufdrängen. In den mythologischen Erzählungen verschiedener antiker Kulturen wird diese als eine göttlich veranlasste Katastrophe beschrieben, welche die Bestrafung der Menschheit zum Ziel hatte.

In Wahrheit ist es mit der Geldflut nicht ganz so dramatisch: Erstens geht die Flutung der Märkte mit billigem Geld nicht auf eine höhere Macht, sondern auf die Notenbanken zurück. Zweitens war deren Politik zumindest eine Zeitlang durchaus sinnvoll, um Schlimmeres zu verhindern. Und drittens konnten Investoren in den vergangenen Jahren sowohl mit Anleihenpapieren als auch mit Aktien ordentliche Kursgewinne erzielen. Nun aber hat es den Anschein, als wäre die Zeit hoher Pegelstände vorbei. Die Geldflut hat ihren Scheitelpunkt überschritten und dürfte zurückgehen. Nicht auf einen Schlag, sondern langsam und hoffentlich durch die Notenbank klug gesteuert. In jedem Fall aber werden sich Investoren auf ein neues Regime an den Märkten einstellen müssen.

Auf dem Weg zur Normalität?
Birgt der Weg zurück zur Normalität neue Gefahren für die Anleihenportfolios? Werden risikoreichere Assetklassen unter Druck geraten und wenn ja, in welchem Ausmass? Und was macht die Inflation? Diese und ähnliche Fragen lassen sich nicht eindeutig beantworten. Und dieser Umstand führt zunächst vor allem zu einem: der Persistenz der Unsicherheit. Investoren bleibt also auch in diesem Jahr nichts anderes übrig, als auf Sicht zu fahren. Sie werden sich mithin ein gutes Stück weit taktisch ausrichten müssen. Aktives, auf solidem Research beruhendes Management hilft, diese Aufgabe zu bewältigen. Darüber hinaus gilt es, weiterhin nach Möglichkeit ein breitgefächertes Anlagespektrum zu nutzen. Auch nicht traditionelle, alternative Strategien können in diesem Zusammenhang eine Möglichkeit sein, die notwendigen Renditequellen zu erschliessen.

Viele Investoren sind bei der Neuausrichtung ihrer Portfolios bereits gut vorangekommen. Das Niedrigzinsumfeld hat sie zwangsläufig dazu gebracht, die Risikoleiter Sprosse um Sprosse weiter nach oben zu steigen. Die Rückkehr zur Normalität in der Geldpolitik bedeutet jedoch keinesfalls ein „back to normal“ in der Vermögensallokation. Denn der behutsame und zudem nicht gleichzeitig verlaufende Wandel der Notenbankpolitiken führt nicht dazu, dass das Niedrigrenditeumfeld zeitnah abgelöst wird Die Bondrenditen werden zwar strukturell, aber eben nur leicht anziehen. Die Zinserträge bleiben damit auf Sicht zu niedrig, um die Renditeanforderungen vieler Investoren zu erfüllen. Ein Anknüpfen an alte Portfoliostrukturen kommt vor diesem Hintergrund nicht in Betracht.

Alternativen unvoreingenommen prüfen
Welche Handlungsmöglichkeiten bieten sich Investoren im Rahmen einer breiten Diversifikation? Natürlich hängt die Antwort stark von spezifischen internen wie externen Anlagerestriktionen der unterschiedlichen Anlegergruppen ab. Dennoch erscheint es ratsam, zunächst alle Optionen in Betracht zu ziehen und die Prüfung ohne Scheuklappen vorzunehmen. Dies gilt vor allem für solche Strategien, deren Image im Zuge der Finanzkrise mitunter gelitten hat. Kreditverbriefungen etwa zählen dazu. Inzwischen aber schauen viele Investoren wieder entspannter auf diese Assetklasse. Die Nachfrage nach CLOs steigt. Und das aus gutem Grund. Denn im Vergleich zu Direktinvestments in Unternehmenskredite über Fonds bieten Collateralized Loan Obligations nicht nur eine höhere Diversifikation und Liquidität. Auch im Hinblick auf Performance- und Risikokennziffern sind Verbriefungen klar im Vorteil.

Derivate gehören dazu
Auch gegenüber dem Einsatz von Derivaten gibt es bei manchen Investoren immer noch Vorbehalte. So verzichten 40 Prozent der institutionellen Anleger in Deutschland heute auf sie. Damit ist deren Strategiediversifikation im Portfolio jedoch erheblich eingeschränkt. Denn um die nötigen Erträge zu erwirtschaften, benötigen Investoren heute alternative Anlagestrategien. Viele dieser Ansätze nutzen bei der Umsetzung allerdings Derivate wie etwa Optionen, Futures oder Swaps – so zum Beispiel Volatilitätsstrategien.

Die Liste an grundsätzlichen Handlungsoptionen ist lang. Sie reicht von alternativen Strategien und strukturierten Produkten über Rohstoffe und Schwellenländer-Investments bis hin zu Multi-Asset-Konzepten, um nur einige zu nennen. In der Gesamtheit bieten sich Investoren damit vielfältige Möglichkeiten, den aktuellen Herausforderungen auf dem Wege der Diversifikation entgegenzutreten. Dabei sollten sich in der Regel auch solche finden lassen, die mit den individuellen Vorgaben der jeweiligen Anlagerichtlinien konform sind. Insgesamt gilt: Zu einer breiten, über verschiedene Anlageklassen, Märkte und Strategien gestreuten Portfolioallokation gibt es keine Alternative. Denn die „gute alte Zeit“ wird mit einer zunehmenden Normalisierung der Geldpolitik und einer stärkeren Entkoppelung der Märkte von den Notenbanken nicht zurückkommen.

 

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