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Coronavirus wirkt sich auf Wirtschaft in Asien aus

11.02.2020 4 Min.
  • Daryl Liew, Chief Investment Officer

Die wirtschaftlichen Auswirkungen des neuen Novol-Coronavirus können mit SARS verglichen werden, das 2003 in mehreren asiatischen Volkswirtschaften für ein bis zwei Quartale einen starken Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität verursachte. Auch diesmal können Tourismus und Einzelhandel wieder betroffen sein.

Mit dem Beginn der aktuellen Grippesaison ist mit dem Novol-Coronavirus  eine neue tödliche Atemwegserkrankung aufgetreten. Wuhan ist die Hauptstadt der Provinz Hubei in Zentralchina und das Epizentrum der Krankheit. Es hat seither mehrere tausend Menschen auf der ganzen Welt infiziert hat.
Novol-Coronavirus (n-Cov) soll SARS ähneln, einem anderen Coronavirus, das Anfang 2003 erstmals identifiziert wurde. SARS hatte seinen Ursprung in Südchina, infizierte über 8000 Menschen und tötete fast 800, bevor es sich bis Juni 2003 auflöste. Zahlenmässig hat sich der Ausbruch von n-Cov schneller verbreitet als SARS. Dies ist nicht überraschend, da sich Chinas Verkehrsnetze seit 2003 durch die Einführung besserer Bahn- und Flugverbindungen deutlich verbessert haben. Der Zeitpunkt des Ausbruchs kamr kurz vor dem chinesischen Neujahrsfest, an dem Hunderte von Millionen Chinesen in die Heimat zurückkehren oder im Urlaub ins Ausland fahren. Das erklärt auch, warum sich das Virus so schnell verbreitet hat.

Belastung für die Weltwirtschaft

Die gute Nachricht ist, dass die Sterblichkeitsrate – zwei bis drei Prozent gegenüber zehn Prozent – bei n-Cov derzeit weniger schwerwiegend zu sein scheint als bei SARS. Ausserdem handelt es sich bei den meisten Fällen, die in Ländern ausserhalb Chinas gefunden wurden, um importierte Fälle, vor allem von Menschen aus Wuhan. Eine bessere Offenlegung und Berichterstattung durch die chinesischen Behörden hat das öffentliche Bewusstsein für das Virus gestärkt. Dies, zusammen mit verbesserten persönlichen Hygienepraktiken und einem robusteren Gesundheits-Ökosystem, wird hoffentlich das Risiko von Ausbrüchen in der Gemeinschaft verringern.
Was die wirtschaftlichen Auswirkungen betrifft, so wird n-Cov wahrscheinlich eine grössere Belastung für die Weltwirtschaft darstellen als SARS. Das liegt daran, dass China viel stärker in die Weltwirtschaft integriert ist als 2003, als China erst am Anfang seines Weges zur Weltfabrik stand. Ironischerweise werden prompte Massnahmen der Regierung und der Unternehmen zur Eindämmung der Ausbreitung der n-Cov wahrscheinlich das BIP-Wachstum in diesem Quartal bremsen. Einige der drastischen Richtlinien beinhalten die Schliessung der Region Greater Wuhan mit einer Quarantäne von 40 Millionen Menschen, die Schliessung wichtiger Touristenattraktionen wie Disneyland, das Verbot von Gruppenreisen ins Ausland und die Gewährung einer zusätzlichen Urlaubswoche für die Arbeitnehmer, die den chinesischen Neujahrsfeiertag verlängert.

Touristen bleiben aus

Verschiedene Fluggesellschaften haben ausserdem die Streichung von Flügen von und nach China angekündigt, was sich offensichtlich auf den Tourismus in China auswirken wird. Dies wird sich jedoch auch ausserhalb Chinas bemerkbar machen, da chinesische Touristen in den vielen Ländern, die sie besuchen, einen grossen Beitrag zu den Einnahmen leisten. Die Ausgaben für den chinesischen Tourismus tragen zu einem Drittel aller Einnahmen aus dem Tourismus in Japan bei, während Besucher aus China mehr als ein Viertel aller Besucher in Thailand ausmachen.

Abhängig von der Länge des Ausbruchs

Viele weltweit tätige Unternehmen haben Massnahmen zum Schutz ihrer Mitarbeiter ergriffen, indem sie entweder ihre Geschäftstätigkeit in China vorübergehend einstellen oder ihre Mitarbeiter bitten, von zu Hause aus zu arbeiten. Diese Massnahmen mögen zwar notwendig sein, um das Virus einzudämmen, aber diese Produktionsunterbrechungen werden sich unweigerlich auf die globalen Lieferketten auswirken. SARS verursachte 2003 in mehreren asiatischen Volkswirtschaften für ein bis zwei Quartale einen starken Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität – hauptsächlich mit Auswirkungen auf den Tourismus und die Ausgaben des Einzelhandels. In der zweiten Jahreshälfte erholte sich die Wirtschaftstätigkeit jedoch schnell wieder, nachdem das Virus abgeklungen war.
Ob sich n-Cov als störender für die Weltwirtschaft erweisen wird, wird davon abhängen, wie lange der aktuelle Ausbruch andauert. Die Dinge könnten sich normalisieren, wenn die Eindämmungsstrategie wirksam ist und die Zahl der neuen Fälle abnimmt. Falls nicht, hat die n-Cov das Potenzial, die erwartete Erholung der Weltwirtschaft zu bremsen. Die nächsten paar Wochen werden entscheidend sein.

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