

Sekt oder Selters?
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Dieter Haas
Beteiligungen an Chinas A-Shares wie über den ETF CHNA waren bis Mitte Juni die Überflieger. Seither ging es rasant bergab. Ein Vorbote für den US-Aktienmarkt oder nur eine gesunde Korrektur? Wir tippen auf Ersteres.
Nach einer ausgeprägten und lange andauernden Stabilisierung nach der Finanzkrise im Herbst 2008 schaltete der A-Shares-Aktienmarkt von China im Spätsommer 2014 unvermittelt in den Hausse-Modus. Bis Juni 2015 gab es kein Halten mehr. Die Aufwärtsbewegung nahm klassische Züge einer Blasenbildung an. Das Financial Crisis Observatory der ETZ Zürich mahnte rechtzeitig vor der Übertreibung (www.er.ethz.ch/financial-crisis-observatory.html).
«CHNA ist unter den an der SIX kotierten ETFs das Produkt der Wahl für China A-Shares.»
In der September-Ausgabe des Journal of Investment Strategies veröffentlichte das Team um Professor Sornette dazu einen Artikel: «Real-time prediction and post-mortem analysis of the Shanghai 2015 stock market bubble and crash». Ausgelöst wurde der Absturz durch unerwartet schwache Exportzahlen. Zwar versucht die People Bank of China über eine gezielte Schwächung des Yuan der Baisse Einhalt zu bieten, bisher aber ohne nachhaltigen Erfolg. Ein nützlicher Indikator für die Fiebermessung ist der Hang Seng China AH Premium Index. Er misst die durchschnittliche Preisdifferenz der A-Shares zu den H-Shares der grössten und liquidesten chinesischen Gesellschaften, deren Aktien sowohl im Festland (Shanghai oder Shenzen) als auch in Hong Kong (H-Shares) kotiert sind. Werte unter 100 bedeuten, dass A-Shares im Vergleich zu den H-Shares mit einem Discount gehandelt werden, was letztmals im Sommer 2014 der Fall war. Liegen die Werte über der Marke von 100, dann zahlt der Markt für A-Shares ein Aufgeld. Da diese im Vergleich zu den frei handelbaren H-Shares nur Inländern und seit einiger Zeit über das Qualified Domestic Institutional Investors-Programm in begrenztem Ausmass auch Ausländern zugänglich sind, notieren A-Shares in der Regel höher als H-Shares. Dabei gilt: Je stärker die Nachfrage nach chinesischen Aktien, desto höher die Prämie der A-Shares. Im Höhepunkt der letzten Hausse im Januar 2008 erreichte die Prämie einen maximalen Wert von 208,06%. Aktuell sind wir von diesem Rekordniveau zwar ein beträchtliches Stück entfernt. Mit einem Stand von rund 140% Mitte Oktober ist die Betriebstemperatur aber nach wie vor erhöht.
Der Überflieger unter den ETFs an der SIX
Den besten Zugang zu den chinesischen A-Shares an der SIX bietet der physisch strukturierte ETF CHNA. Er basiert auf dem FTSE China A50 Kursindex, dem führenden Benchmark für A-Shares. Der Investmentmanager erwirbt dabei im Auftrag des Fonds A-Shares und nutzt dabei seine Renminbi Qualified Foreign Institutional Investor Quote. Der Benchmark umfasst die 50 grössten Unternehmen an den Börsen von Shanghai und Shenzen. Branchenmässig dominiert der Finanzsektor mit einem Anteil von rund 29%. Bei einem Quervergleich aller an der SIX kotierter China-ETFs liegt CHNA mit Abstand an der Spitze. Der ETF CHNA ist das Produkt der Wahl für China A-Shares. Kurzfristig birgt ein Wiedereinstieg in den Markt allerdings nach wie vor erhöhte Risiken, längerfristig dürfte sich ein schrittweise vorgenommenes Engagement auszahlen.