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Steigende Energiepreise: Pufferkapazitäten fehlen

13.12.2021 5 Min.
  • Knut Hellandsvik, Head of Equities

Energiebedarf in 20 Jahren doppelt so hoch

Der Schock, der die Weltwirtschaft im vergangenen Frühjahr mit voller Wucht traf und der anschliessende Einbruch der Nachfrage, war der bei weitem grösste, der den globalen Energiemarkt je getroffen hat. Umso bemerkenswerter ist es, dass wir nur ein Jahr später erneut ähnliche Preisbewegungen erleben, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen. Bei mehreren der wichtigsten Energieträger gibt es deutliche Signale der Verknappung. Was wird jetzt geschehen und welche Folgen wird das langfristig haben?

Drei wichtige Signale für den starken Preisanstieg

Wir glauben, dass es mindestens drei wichtige Signale gibt, die wir aus dem jüngsten starken Anstieg der Energiepreise mitnehmen können. Erstens sagt die Tatsache, dass die Welt innerhalb eines Jahres von einem Überfluss an Energie zu einem Engpass übergeht, etwas über den Mangel an Kapazitäten im System aus. Zweitens wird jeder Zweifel daran ausgeräumt, dass die Wirtschaftstätigkeit nach wie vor die bei weitem stärkste Triebkraft der Energienachfrage und der Zusammenhang weiterhin sehr eng ist. Das ist eine wichtige Perspektive, denn bei einem Trendwachstum der Weltwirtschaft von 3 bis 4 Prozent wird der Energiebedarf in zwanzig Jahren etwa doppelt so hoch sein. Drittens zeigt es uns, dass die Stabilität aller Energiepreise noch für einige Zeit von anhaltenden Investitionen in fossile Energie abhängt.

Dramatische Umstrukturierung der Versorgungsquellen

Die Welt hat sich zum Ziel gesetzt, in den nächsten 20-30 Jahren sowohl die Nutzung von Energie als auch die Versorgungsquellen in erheblichem Umfang als auch dramatisch umzustrukturieren. Die Entwicklung der Energiepreise in Europa und China zeigt, wie leicht es ist, auf diesem Weg Fehler zu machen. In Europa hat sich der Gaspreis gegenüber den früheren Rekordpreisen vor zehn Jahren vervielfacht und liegt derzeit bei einem Äquivalent zum Öl von $ 200 pro Barrel.

Mehrere Faktoren haben sich darauf ausgewirkt, aber zu den wichtigsten gehört zweifellos der Rückgang der europäischen Gasproduktion um etwa 30 Prozent im letzten Jahrzehnt. Dies ist auf niedrige Preise, politische Signale und geologische Gegebenheiten zurückzuführen. Der Gasverbrauch hingegen ist netto relativ konstant geblieben. Gleichzeitig hat die EU Schritte unternommen, um aus anderen Versorgungsquellen wie der Kernkraft und der Kohle auszusteigen. Das bedeutet, dass die Region sowohl von Importen als auch von der Eigenproduktion erneuerbarer Energien wesentlich abhängiger geworden ist. Wenn diese beiden Energieträger vor Herausforderungen stehen und die Nachfrage nach dem Covid-19-Schock wieder stark ansteigt, kommt es zu einer Preiserhöhung, weil es dem System an Pufferkapazität fehlt.

Chinas Parallele zu Europa

Die Entwicklungen in China weisen mehrere Parallelen zu Europa auf. Die Wirtschaft hat sich stark erholt und ist energieintensiver als in Europa. Das Ergebnis ist ein beachtliches Wachstum des Strombedarfs von über 10 Prozent und das auf einem Strommarkt, der mit Abstand der grösste der Welt ist. Gleichzeitig hat China energiepolitische Massnahmen auf der Angebotsseite in Form einer geringeren Kohleförderung ergriffen. Die Folge ist, dass der Kohlepreis um mehr als 50 Prozent gestiegen ist.

Schliesslich haben sich die Ölpreise stark verteuert. Die Mobilität der Menschen und Unternehmen ist wieder gegeben und die extrem hohen Gaspreise lassen die Ölnachfrage weiter steigen. Es gibt zwar einige freie Produktionskapazitäten, doch sind diese in wenigen Händen konzentriert, so dass die Angebotsseite ins Stocken geraten ist.

Wie wir sehen, verlangt der Weltmarkt jetzt lautstark nach mehr Energie. Kurzfristig geht es darum, menschliche Tragödien aufgrund von Strommangel im kommenden Winter zu vermeiden. Längerfristig muss klar sein, dass ohne eine ausreichende Gesamtversorgungskapazität das Risiko zunimmt, dass die grüne Wende nicht nahtlos erfolgen wird. Das kann bedeuten, dass die grüne Wende noch länger dauern wird. Die Herausforderungen sind gross und es ist die Aufgabe des Marktes, die richtigen Signale zu setzen. Im Moment zeigen die Anzeichen, dass es einen Bedarf an erhöhten Investitionen gibt. Wir glauben daher, dass die weltweiten Energiemärkte in den kommenden Jahren viele spannende Möglichkeiten für Investoren bieten werden.

Der DNB Fund – Renewable Energy, der aktuell zum vierten Mal in Folge vom Fachverband Forum für Nachhaltige Geldanlagen mit der höchstmöglichen Bewertung von drei Sternen des FNG-Siegels ausgezeichnet wurde, hat das Ziel, Unternehmen zu identifizieren, deren wesentliche Treiber das Streben nach niedrigeren Emissionen ist. Zu den Top-Holdings des von Christian Rom und Stian Ueland gesteuerten Fonds gehörten zuletzt das US-Photovoltaik-Unternehmen First Solar, der finnische Anlagenbauer Wärtsilä und der italienische Versorger Enel. Enel ist als grösster Investor in erneuerbare Energien in Europa in mehr als 30 Ländern präsent und plant, bis 2030 rund 160 Milliarden Euro insbesondere in neue Wind- und Solarkraftwerke, aber auch in den Netzausbau und in Ladestationen für Elektroautomobile zu investieren.

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