Über Kohle, Geld, Autos und Bäume – ein Kommentar zur ersten Woche der UN-Klimakonferenz
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Thomas Hohne-Sparborth, Head of Sustainability Research
Zu Beginn der UN-Klimakonferenz COP26 äusserte Boris Johnson den Slogan «Kohle, Geld, Autos und Bäume». Jetzt, wo die erste Woche zu Ende geht (und noch eine zweite Woche folgen wird), stellt sich die Frage, wo wir bei diesen vier Priorität stehen.
Der Ausstieg aus der Kohle gilt vielleicht als der wichtigste und dringendste politische Schritt um die Erwärmung auf höchstens 1,5 °C zu begrenzen. In dieser Woche haben sich mehr als 40 Länder dazu verpflichtet, bis zu den 2030er und 2040er Jahren aus der Kohle auszusteigen. Die USA, China, Indien und Australien haben sich der Verpflichtung noch nicht angeschlossen. Angesichts der sinkenden Kosten für erneuerbare Energien könnten jedoch einfache wirtschaftliche Erwägungen den Transformationsprozess beschleunigen, denn selbst während der letzten US-Regierung kam es zu einer raschen Abfolge von Konkursen von Kohlekraftwerken.
Was das Geld angeht, so wurde COP26 oft als «Finanz-COP» bezeichnet. In der neuen Glasgow Financial Alliance to Net Zero (GFANZ) haben sich Asset Manager und Asset Owner zusammengeschlossen, die ein Vermögen von 130 Billionen US-Dollar repräsentieren sollen (auch wenn es sich hier wohl zu Doppelzählungen gekommen ist). Auch wenn nur ein kleiner Teil davon speziell für grüne Lösungen verwendet wird, erfordert der Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft nicht nur Investitionen in kohlenstoffarme Technologien, sondern auch eine gross angelegte Neuausrichtung der gesamten Wirtschaft und damit auch der Anlageportfolios – und genau hier kann die GFANZ-Allianz enorme Wirkung entfalten.
Was die Bäume betrifft, so wird der Klimawandel nicht nur durch energiebedingte Emissionen vorangetrieben, sondern auch durch Emissionen, die durch Veränderungen in der Landnutzung entstehen – einschliesslich solche im Zusammenhang mit der Abholzung. Die Beendigung der Entwaldung und Investitionen in die Wiederaufforstung gewinnen zunehmend an Bedeutung, da nicht nur die vergleichsweise geringen Kosten dieser Massnahme anerkannt werden, sondern auch die damit verbundenen Vorteile für die Umwelt im Allgemeinen, die biologische Vielfalt und die davon abhängigen Gemeinschaften. Führende Politiker der Welt und 30 Finanzinstitute – darunter auch Lombard Odier – haben sich verpflichtet, die Entwaldung zu stoppen und bestimmte Schwerpunktgebiete wie das Kongobecken finanziell zu unterstützen.
Und was ist mit Autos? Am auffälligsten war vielleicht die Präsenz von Elektrofahrzeugen, die in Glasgow und Umgebung von den Teilnehmern genutzt wurden. Eine neue Agenda soll den Wendepunkt, an dem Elektrofahrzeuge und andere umweltfreundliche Technologien die etablierten Alternativen verdrängen, weiter vorantreiben. Zu den ersten fünf angestrebten Lösungen gehören saubere Elektrizität, Elektrofahrzeuge, grüner Stahl, Wasserstoff und nachhaltige Landwirtschaft – ein Vorgeschmack auf die Technologien, die die Netto-Null-Wirtschaft prägen werden.