Zurück
payoff Focus

Die erste Struki-App der Schweiz ist live

01.02.2017 4 Min.
  • Martin Raab

Nach zwei Jahren Entwicklungsarbeit hat der Schweizerische Verband für Strukturierte Produkte (SVSP) pünktlich zur FINANZ17 eine Struki-App lanciert. Ein Blick hinter die Kulissen des neuen Tools für Anlageberater und anspruchsvolle Privatkunden.

In grossem Rahmen und mit viel medialem Interesse präsentierte der Schweizerische Verband für Strukturierte Produkte (SVSP) heute in Zürich die erste App für Strukturierte Anlageprodukte. Das ist Premiere für die Schweiz – und auch eine bemerkenswerte Neuerung im internationalen Kontext. «Wir gewinnen als Verband deutlich an Fahrt – und das nicht ganz zufällig. Dazu gehört auch, das Thema Digitalisierung im Kontext mit Strukturierten Produkten und deren Platz im Portfolio greifbar zu machen», fokussiert Georg von Wattenwyl, SVSP-Präsident und Bank Vontobel Vertriebschef für Finanzprodukte, die gespannten Pressevertreter auf das Thema.

Technikfeuerwerk

So hat der SVSP in enger Entwicklungsarbeit (man spricht von zwei Jahren insgesamt) mit der Banksoftwareschmiede SwissQuant sich der Herkulesaufgabe gewidmet. Zu Beginn musste allerdings das Universum eingekürzt werden, die Komplexität wurde rasch zu gross. Derivate sind und bleiben anspruchsvolles Terrain. So sind aktuell 1’000 Produkte in der SP App auswählbar und im Portfolio-Kontext für Simulationen («Wie wirkt sich die Hinzunahme von Strukturierten Produkten auf mein Depot aus?») geeignet. Die App ist in drei Sprachen nutzbar und ab sofort im App-Store (offiziell als «SP Portfolio Optimizer» getauft) verfügbar. Eine Desktop-Version ist in Diskussion. «Wir gehen hier in Vorleistung und wollen einen neuen Standard etablieren. Das wird und soll Signalwirkung haben.» unterstreicht SVSP-Präsident von Wattenwyl die Ambitionen. Auch ist eine White-Label Version im Gespräch.

Gute Basiskonfiguration

Das Geld für die App scheint gut investiert zu sein; die Oberfläche ist einladend gestaltet und das Layout ansprechend. Fünf Produkttypen, die Evergreens, sind derzeit simulierbar. Für die Bewertungen werden historische Volatilitäten als Vereinfachung herangezogen. Die App soll kein Preisvergleichstool sein. Aber, wie bei Apps üblich, ist das Weiterentwicklungspotenzial gross. Das hat sich auch im Verband herumgesprochen. So hat man die positionsgenaue Portfolioreplikation und die Auswahl beliebiger Basiswerte auf die To-Do-Liste genommen. Damit sollen die täglichen Praxisanforderungen noch besser gewürdigt werden. Aus Beratersicht würden User-Profile und insbesondere Kundenprofile helfen – sowie eine Desktop-Variante. Schönes Extra-Feature, dass den Use-Case der App bereichern würde und die Brücke in die Gegenwart schlägt: Eine Indikation bei den ausgewählten Renditeoptimierungsprodukten, wie hoch die aktuelle Barrierebruchwahrscheinlichkeit ist.

Jetzt sind Berater gefordert

Die erste Struki-App der Schweiz ist gefertigt und liegt im App-Store zum kostenlosen Download zur Verfügung, nun liegt es an den Vermögensberatern, Derivatinteressierten und Relationship Managern der Banken, das Produkt anzuwenden. Hierzu plant der SVSP eine umfangreiche Kampagne. Wichtig erscheint allerdings auch, das Produktverständnis weiter auszubauen. Sonst steigt das Risiko mittels App und den auswählbaren Portfoliobausteinen Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Wer Bonds durch Barrier-Reverse Convertibles (BRC) austauscht oder den Bondanteil reduziert und BRCs hochfährt, hat zwar nach wie vor eine Wertschrift mit Coupon im Portfolio aber ein komplett anderes Risiko.

Vorstandserweiterung und Pensionkassen auf Agenda

Die App kam nicht zuletzt u.a. dank tatkräftiger Unterstützung von Vorstandskollegen Philipp Rickenbacher, welcher als Leiter Advisory Solutions und GL-Mitglied der Bank Julius Bär amtet, zustande. Derivat-Veteran Rickenbacher liegt auch die bessere Verankerung der Buy-Side innerhalb des Verbands am Herzen. In diesem Zusammenhang wurde eine Erweiterung des SVSP-Vorstands um einen Buy-Side-Vertreter angekündigt. Konkrete Namen fielen bisher keine. Eine neue westschweizer Adresse im Vorstand würde aber nicht überraschen. Ebenso wenig überraschend ist die parallele Initiative der SVSP, Pensionskassen als neuen Absatzkanal zu erschliessen. Insbesondere bei den liquiden Anlagen sollten nach dem Wunsch des SVSP Strukturierte Produkte einen höheren Stellenwert bekommen. Auch soll das bisherige Manko als «nicht kostentransparente Anlageprodukte» gekennzeichnet zu sein, geändert werden. «Wir wollen eine Neubewertung erwirken» ist aus dem SVSP-Präsidium zu hören. Für einige PK-Verantwortliche könnte auch dank dem «SP Portfolio Optimizer» eine neue, spannende Welt aufgehen.

 

Weitere News aus der Rubrik

Unsere Rubriken