Aktienmarkt Schweiz: Marschhalt oder weitere Rekorde?
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Dieter Haas
Schweizer Aktien zählten auf globaler Ebene 2017 bislang zu den Gewinnern. Wir zeigen, welche Blue Chips wenig zu fürchten haben und wie Anleger die neuen Schweizer Faktor-Indizes gewinnbringend nutzen können.
Der laufende Jahrgang war bei den Schweizer Aktien bislang ein guter. Sowohl der Swiss Performance Index (SPI) als auch der Blue Chip Index Swiss Market Index (SMI) übertrafen den Weltaktienindex MSCI World, in Schweizer Franken berechnet, deutlich. Langfristig sieht das Bild ebenfalls vorteilhaft aus, wie der grafische PerformanceVergleich illustriert. Die seit Mitte Mai anhaltende Konsolidierung hat die Anleger etwas verunsichert. Nach der seit März 2009 fast permanenten Klettertour war die eingetretene Seitwärtsbewegung allerdings wenig erstaunlich. Die Börsen sind bekanntlich keine Einbahnstrasse. Schwankungen und temporäre Korrekturen liegen in der Natur der Sache und sollten nicht dramatisiert werden. Dank der jüngsten Verdauungsphase konnten einige der entstandenen Überbewertungen zumindest teilweise korrigiert werden. Wegen ungeklärter Fragen hinsichtlich der künftigen Politik der Notenbanken, insbesondere diejenige der USA, dürften die Finanzmärkte bis Jahresende wohl keine allzu grossen Sprünge mehr vollführen. Die vor allem von den USA ausgehenden isolationistischen Tendenzen sind ein Hemmnis für das globale Weltwirtschaftswachstum. Ungeachtet dieser Bedenken bleiben Aktien im Allgemeinen und Schweizer Wertpapiere im Speziellen für langfristig orientierte Anleger kaufenswert. Neueinsteiger sollten jedoch ein schrittweises Vorgehen wählen und sich verstärkt an die drei Musketiere Nestlé, Novartis und Roche halten. Sie erwiesen sich in der Vergangenheit in schwachen Aufwärts, Seitwärts oder Abwärtsphasen meist etwas resistenter als die in Haussen überlegenen Titel kleinerer und mittlerer Unternehmen.
«Mit kleinkapitalisierten Schweizer Titeln lassen sich auf lange Sicht die höchsten Gewinne erzielen.»
Klein aber fein
Mit kleinkapitalisierten Schweizer Titeln lassen sich nämlich auf lange Sicht die höchsten Gewinne erzielen. Das gilt im Übrigen für die meisten Börsenplätze auf der Welt. Das grösste Potenzial auf Indexbasis böte ein Anlageprodukt auf den SPI Small Cap Index SPI19. Wegen der ungenügenden Marktliquidität hat es bislang niemand gewagt, die Kleinsten der Kleinen zu verbriefen. Ähnliches gilt für den SPI EXTRA, der alle an der Schweizer Börse kotierten Titel ausserhalb des SMI umfasst. Investierbar ist hingegen der SPIMid TR Index (80 Wertpapiere) oder der SMIM TR Index, der 30 der liquidesten Mid Caps umfasst.
Die besten Blue Chips Schweizer haben eine Vorliebe für die Beteiligungspapiere der drei grossen Konzerne Nestlé, Novartis und Roche. Sie dominieren einerseits die Marktindizes SPI und SMI und lieferten andererseits seit der Jahrtausendwende, abgesehen von Richemont, das kein originäres Schweizer Unternehmen ist, die mit Abstand besten Erträge unter den aktuell zehn grössten Titeln des SMI. Dagegen warfen die zwei grossen Bank und Versicherungswerte, LafargeHolcim und ABB, seit 2000 negative oder höchstens marginal positive Gesamterträge ab. Auffällig bei allen ist der bedeutende Anteil der Dividende an der Performance, der sich aus dem Unterschied des Gesamtertrags zur KursPerformance ablesen lässt.
Faktor-Indizes für die optimale Positionierung
In den vergangenen zwölf Monaten schossen FaktorIndizes wie Pilze aus dem Boden. Diese Thematik versucht über quantitative Auswahlprozesse Beeinflussungsfaktoren von Aktien zu isolieren, die langfristig über ein überdurchschnittliches Potenzial verfügen. Die Schweizer Börse hat sich dieses Trends angenommen und in Zusammenarbeit mit der St. Galler Finanzboutique Finreon sieben Single Premia Indizes isoliert. Dazu zählen u.a. Grösse, Value (günstige Titel), Momentum (systematische Trends) oder Low Risk (sichere Titel). Um mit diesen semiaktiven Indizes, die nur eine Teilmenge eines Gesamtmarktindizes umfassen, einen Mehrwert erzielen zu können, müssen Anleger die zukünftige Entwicklung korrekt prognostizieren. Nur dann gelingt es Anlageprodukten auf einzelne FaktorIndizes die klassischen passiven Indizes, wie den Swiss Performance Index (SPI), zu schlagen. Für die Zusammensetzung der SPI Single Premium Indizes wurde das Anlageuniversum des SPI auf die 60 grössten und liquidesten Titel eingegrenzt. Aus diesen werden in einem zweiten Schritt für die SingleFaktorIndizes maximal 30 Titel mit den besten Werten selektiert. Bei der anschliessenden Gewichtung wird darauf geachtet, dass jeder Titel gleich viel zum Gesamtrisiko beisteuert. Die Indizes werden vierteljährlich – im März, Juni, September und Dezember – neu zusammengesetzt und berechnet.
Ausgezeichnete Performance
Seit 2004 übertrafen alle sieben SPI Single Premia Faktor Indizes den Gesamtmarktindex SPI. An der Spitze lieferten sich der SPI Size Premium und der SPI Momentum Premium ein KopfanKopfRennen. Am schwächsten schnitt über die Zeitperiode der SPI Reversal Premium ab.
Umsetzung in die Praxis
Dank den im Februar von der ZKB lancierten TrackerZertifikaten auf alle SPI Single Premium Indizes ist es seit Februar 2017 möglich, je nach Gusto die passende Strategie zu fahren. Seit der Liberierung erzielte bislang das TrackerZertifikat PRQUAZ die beste Performance. Nach der eindrücklichen Hausse in der jüngsten Vergangenheit, bei der die FaktorIndizes SPI Size Premium (Small Caps) und SPI Momentum Premium obenausschwangen, dürfte in den kommenden Monaten vermutlich die Stunde der risikoärmeren SPI Low Risk Premium schlagen. Mit dem TrackerZertifikat der ZKB PRLOWZ können Sie 1:1 an diesem FaktorIndex partizipieren. Eher defensiver Natur sind auch die beiden TrackerZertifikate PRVALZ und PRQUAZ auf den SPI Value Premium bzw. SPI Quality Premium. Daueroptimiststen oder ausgesprochen langfristig orientierte Anleger sollten dagegen weiterhin auf die Tracker Zertifikate PRMOMZ auf den SPI Momentum Premium bzw. PRPREZ auf den SPI Size Premium setzen. Schwerer dürften es PRRESZ und PRREVZ haben, da sich diese Konzepte dem Anleger nicht auf Anhieb erschliessen.
«Der SPI Multi Premia Index schlägt seit 2004 die beiden bekanntesten Schweizer Börsenbarometer SPI und SMI um Längen.»
Abgenommene Entscheidung
Für langfristig orientierte Investoren, die Gewicht auf eine schwankungsärmere Wertentwicklung legen, eignet sich der SPI Multi Premia Index vortrefflich als Basiswert. Er kombiniert die sieben SPI Single Premia Indices und ermöglicht eine breite und diversifizierte Abschöpfung der Faktorprämien. Anzahlmässig ist der SPI Multi Premia breit diversifiziert und umfasst maximal 60 Titel. Vereinfacht ausgedrückt strebt der Basiswert eine optimale Mischung an von WertpapierCharakteristiken wie Value, niedrige Volatilität, Momentum u.a. jenseits der Marktkapitalisierung. Der über alle Faktoren diversifizierte SPI Multi Premia liegt performancemässig seit dem Startpunkt der Berechnung im Mittelfeld. Auf den ersten Blick erscheint das wenig aufregend. Auf den zweiten Blick erkennt der aufmerksame Anleger jedoch die Stärken des Konzepts im Vergleich zu den sieben SPI Single Premium Indizes und den Gesamtmarktindizes SPI und SMI. So gelingt es dem SPI Multi Premia, langfristig betrachtet, seine Mittelmässigkeit zu seinem Vorteil umzuwandeln. Er lag mit seiner Jahresperformance seit 2004 zwar nie an der Spitze, man findet das Konzept allerdings auch nie am Ende der Rangliste. Dadurch schaffte es der SPI Multi Premia, über die gesamte Zeitspanne vier der sieben SPI Single Premia Indizes sowie die beiden bekanntesten Börsenbarometer der Schweiz, den Gesamtmarktindex SPI und den Blue Chip Index SMI, zu übertreffen.
«Nach der eindrücklichen Hausse in der jüngsten Vergangenheit dürften sich in nächster Zeit risikoärmere Faktor-Indizes als resistenter erweisen.»
Mit dem im September 2016 aufgelegten Indexfonds CSMPBFA können Anleger 1:1 an der Kursentwicklung des SPI Multi Premia Index partizipieren. Auch wenn viele Anleger eine Abneigung gegenüber qualitativen Konzepten haben, den Indexfonds CSMPBFA sollten sie nicht ausser Acht lassen. Die überragende Performance des Basiswertes ab dem Start der Rückrechnung ist zwar keine Blaupause für die Zukunft, dennoch spricht vieles dafür, dass der aktive ETF den klassischen Indexprodukten langfristig den Rang ablaufen könnte.
Weitere Empfehlungen aus dem ETP Segment
Bei den TrackerZertifikaten überzeugten kurz und längerfristig trotz jährlicher ManagementFees von 1.20% (Z44AAV) bzw. 1.60% (VZOSM) der VT Swiss Sector Rotation Basket VZOSM und der Vontobel Swiss Research Basket Z44AAV – ein Beweis für den Erfolg der angewandten Strategie bzw. für die Qualität der Analyseabteilung der Bank. Unter den an der SIX Swiss Exchange kotierten ETFs ist SPMCHA auf den SPI Mid Cap Index eine valable Alternative. Er basiert im Unterschied zum SMMCHA, der den SMIM Index abbildet, auf dem 80 Titel umfassenden SPI20. Die PerformanceUnterschiede zwischen dem enger gefassten SMIM und dem SPI20 sind marginal. Beide ETFs sind mit einer jährlichen ManagementFee von 0.25% zudem vergleichsweise preisgünstig.