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payoff Focus

Hebelprodukte für das Ausnützen kurzfristiger Trends

27.11.2015 5 Min.
  • Dieter Haas

Seit 2012 sind Constant Leverage Zertifikate dank der Commerzbank hierzulande etabliert. Dank ihres konstanten Hebels bieten sie überdurchschnittliche Gewinnchancen bei kräftigen Kursbewegungen.

Faktorzertifikate, wie sie anfänglich hiessen, bilden die Brücke zwischen Anlageprodukten (Tracker-Zertifikaten) und Hebelprodukten. Sie ermöglichen in der Regel eine überproportionale Partizipation an der Kursentwicklung des Basiswertes. Das können Aktien, Indizes, Währungen, Obligationen u.a. sein. Ausnahmen sind Constant Leverage-Zertifikate (CLCs) mit einem einfachen Hebel. Ihre Kursentwicklung orientiert sich 1:1 an der Performance des zugrunde liegenden Papiers. Der Produkttyp zeichnet sich durch einen konstanten Hebel aus, die ein optimales Ausnützen von kurzfristigen Trends ermöglichen. Schwächen zeigen sich dagegen in langwierigen Seitwärtsmärkten. Richtig angewendet sind CLCs eine einfache, verständliche und transparente Alternative im Bereich der Hebelprodukte.

Etablierter Markt in der Schweiz und Deutschland

Pionier im Schweizer Markt war die UBS. Sie führte im Jahre 2009 zweifach gehebelte Long- und Short-Zertifikate auf die Edelmetalle Gold und Silber auf Rohöl der Sorte WTI sowie auf den Swiss Market Index (SMI2L bzw. SMI2S) ein. Danach tat sich lange nichts mehr. Erst als im Jahre 2012 die Commerzbank Faktorzertifikate auf verschiedene Basiswerte, von Einzelaktien über Rohstoffe und Zinsen bis hin zu Volatilitätsfutures, emittierte, begann die Geschichte Fahrt aufzunehmen. Mit der Royal Bank of Scotland kam noch im selben Jahr ein dritter Emittent hinzu. Der definitive Durchbruch gelang 2014 mit dem Eintritt der Bank Vontobel. Sie lancierte auf einen Schlag eine vergleichbare Anzahl an CLCs wie die Commerzbank und verhalf dem Produkttyp so zur notwendigen Marktbreite. Anfang November waren 1462 CLCs an der SIX Structured Products Exchange gelistet. In Deutschland ist das Angebot grösser. Hier teilten sich am 2. November 2015 an der Börse Frankfurt acht Emittenten (Commerzbank, Deutsche Bank, Raiffeisen Centrobank, Hypo Vereinsbank, HSBC Trinkaus & Burkhardt, DZ Bank, Société Générale und Bank Vontobel) eine Gesamtzahl von 3‘897 Faktorzertifikaten. Die höhere Anzahl geht in Deutschland einher mit einer stärkeren Nachfrage im Vergleich zur Schweiz.

Das Konzept

Der Grundmechanismus ist einfach und transparent. Ein Constant Leverage-Zertifikat multipliziert den täglichen prozentualen Gewinn oder Verlust des Basiswertes mit einem vordefinierten Faktor. Am häufigsten sind Multiplikatoren von 1 bis 4 erhältlich. Inzwischen werden auch CLCs mit höheren Multiplikatoren offeriert. Bei Aktien liegt die Obergrenze momentan bei zwölf. Zinsprodukte können wegen der kleinen Schwankungen deutlich stärker gehebelt werden. Bei kurzfristigen Zinsen (3M EURIBOR) gibt es daher sogar CLCs mit einem Hebel von 40.

Problem der Pfadabhängigkeit

Am Tagesende wird das Produkt neu ausbalanciert, was bedeutet, dass der Faktor nur innerhalb eines Tages präzise gilt. Beispiel 1 zeigt die Problematik auf. Gewinnt der SMI zwei Tage aufeinander gut 2%, oder insgesamt 4,20%, beträgt die Gesamtrendite des x2 Long-Faktorzertifikates 7,41% (etwas weniger als das Doppelte), während das x2 Short-Faktorzertifikat nur 7,26% verliert. Diese Ungenauigkeit resultiert aus der Tatsache, dass sich (sog. diskrete) Renditen nicht direkt addieren lassen. Während in diesem Beispiel der Investor nicht ganz das Zweifache der Performance erzielte, kann der Faktor vor allem bei länger anhaltenden Trends auch übertroffen werden. So stieg beispielsweise der SMI zwischen dem 3. März und dem 20. März 2015 auf Basis der Schlusskurse um 3,76%, während SMI2L um 10,53% zulegte. Ungünstig sind in der Regel schwankende Kurse des Basiswertes. Im Beispiel 2 sinkt der Kurs des SMI innerhalb acht Tagen von CHF 8‘723.04 auf CHF 8‘057.54, um anschliessend in den nächsten 13 Tagen wieder auf CHF 8‘718.02 anzusteigen. Während der Inhaber eines SMI-Futures gesamthaft nahezu eine Nullperformance verbucht, verliert ein CLC an Wert – egal, ob long oder short. Je volatiler das Underlying und je höher der Hebel des Zertifikates ist, desto stärker wirkt sich dieser Effekt auf die Performance des Derivates aus.

Schutz vor Totalverlust

Eine weitere Besonderheit von Constant Leverage-Zertifikaten ist ein Mechanismus, der den Anleger vor einem Totalverlust schützt: Angenommen, der Preis eines Basiswertes fällt innerhalb von einem Börsentag um 25%, dann würde ein long CLC mit Hebel von 4 wertlos verfallen. Um dies zu verhindern, wird bei einer bestimmten Verlustschwelle des Underlyings (für CBWDM bei 20%) ein neuer Handelstag simuliert. Das bedeutet, dass der Inhaber des Zertifikates erst 4 x 20% verliert und danach 4 x 5%, was sich insgesamt in einem Verlust von 84% statt 100% niederschlägt. Das mag für so manchen Trader ein schwacher Trost sein, doch im Worst Case zählt bekanntlich jeder Rappen, den man nicht als Verlust verbuchen muss.

Perfektes Timing ist das A und das O

CLCs eignen sich trotz ihrer endlosen Laufzeit vor allem für die kurzfristige Spekulation (long und short) auf einzelne Basiswerte. Wenn auf stark volatile Underlyings gesetzt wird, ist die zeitliche Präzision von entscheidender Bedeutung. Bei Warrants, Mini-Futures oder Knock-out-Warrants ist der Verlauf des Basiswertes eher zweitrangig, sofern er sich nicht zu weit vom Strike entfernt oder den Stop-Loss nicht tangiert. Falls er am Ende den gewünschten Ort erreicht, spielt das Zwischengeplänkel nur eine untergeordnete Rolle. Ganz anders sieht das bei Constant Leverage-Zertifikaten aus. Hier ist die Vermeidung von Rückschlägen äusserst wichtig, denn diese wirken sich überproportional auf die Gesamtperformance des Derivates aus. Wer mit dieser Problematik umgehen kann und im Gegenzug die Zeitersparnis für die Produktsuche schätzt, findet in den CLCs eine attraktive Nische im Bereich der Hebelprodukte. Stimmt das Timing, dann geht mit ihnen in Windeseile die Post ab. «In der Kürze liegt die Würze.»

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