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payoff Focus

Hightech-Profite für Investoren

06.11.2015 11 Min.

Die nächsten Wochen versprechen Umsatzrekorde im Bereich der Heim- und Unterhaltungselektronik. In der westlichen Welt steigt die Technikverliebtheit der Konsumenten rasant an, parallel lernen die Emerging Markets die Digitalisierung zu schätzen.

Egal ob im hochpolierten Konsumtempel «Glatt» in Wallisellen (116 Ladengeschäfte) oder der luxuriösen Shopping-Mall «International Plaza» (200 Ladengeschäfte) in Tampa/Florida: Die Ladenbetreiber rüsten sich derzeit in grossem Stil für die jährliche Konsum-Hochsaison. Die Absperrbänder zur Besuchersteuerung vor manchem Store sind keine Dekoration, sondern notwendige Disziplinierung. In beiden Einkaufscentern ziehen im vierten Quartal speziell der jeweilige Apple Store und die anderen Elektronikhändler konsumwillige Kunden nahezu magnetisch an. Europa und Nordamerika haben sich seit rund fünf Jahren als globale Hotspots für elektronische Festtagsgeschenke etabliert. Gemäss amerikanischen Branchenzahlen betrug der Umsatz pro Mitarbeiter für Unterhaltungselektronik im Q4/2014 in einem durchschnittlichen Ladengeschäft umgerechnet CHF 400‘000. Das entspricht einem Tagesumsatz von rund CHF 4‘400 pro Verkäufer – klingelnde Kassen so weit das Ohr hört. Das Spektrum der Unterhaltungselektronik reicht inzwischen vom simplen Musikplayer iPod über immer grösser werdende Fernsehgeräte, Laptops und digitale Spiegelreflex-Kameras bis hin zu internetfähigen Spielekonsolen. Nicht zu vergessen sind Smartphones und Tablets, die digitalen Kassenschlager der Neuzeit.  

Turkey und Tablet

Die Konsumelektronik-Saison startet dabei in Nordamerika mit dem Thanksgiving-Wochenende, an dem es traditionell den berühmt-berüchtigten Truthahnbraten gibt. Moderne Marketing-Strategen haben den Feiertag am vierten Donnerstag im November inzwischen perfekt kommerzialisiert: Das Thanksgiving-Wochenende erstreckt sich inzwischen vom «Black Friday» bis zum «Cyber Monday». An diesen Tagen versuchen Elektronikhersteller und Distributoren ihren Jahresgewinn zu zementieren. Entsprechend imposant werden die Konsumenten stimuliert – mit massivem Erfolg. Im vergangenen Jahr schnellten die Erlöse nach Berechnungen von Adobe Market Research in den Tagen nach Thanksgiving um +26% auf USD 7,4 Mrd. hoch. Parallel verändert sich in Zeiten von Mobilität und Vernetzung der Markt für Consumer Electronics (CE) so schnell wie noch nie zuvor. Immer neue Produkte kommen hinzu und stülpen nicht nur das Marktgeschehen, sondern auch zum Teil die Marktteilnehmer um.

«Von Black Friday bis Cyber Monday – die Konsumenten werden je länger je mehr mit grossem Erfolg imposant stimuliert.»

Bestes Beispiel ist Apple, das mit der Einführung des iPhone 2007 den langjährigen Marktführer Nokia quasi zur Bedeutungslosigkeit degradierte. Der finnischstämmige Telekomkonzern galt noch vor zehn Jahren als Primus bei digitaler Kommunikation, heute ist er nur noch eine Firmenhülle. Im Sommer wurde die letzte Perle im ehemaligen Nokia-Imperium, der digitale Landkartendienst Here, an die deutsche Autoindustrie verkauft. 

Auf globalem Wachstumskurs

Kritiker und Auguren, die im aktuell erreichten Konsumrausch – in Europa, Nordamerika und dem Rest der Welt – bei Consumer Electronics bereits einen Absatzgipfel prophezeien, müssen enttäuscht werden: Nach Untersuchungen des Marktforschers Future Market Insights wird der CE-Markt in den kommenden Jahren weiterhin stark zulegen. So soll das globale Volumen zwischen 2015 und 2020 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von +15,4% wachsen. 2020 soll dann der weltweite CE-Markt knapp USD 3 Bio. schwer sein. Die Gründe sind nachvollziehbar: Leicht sinkende Endgerätepreise treffen auf steigende verfügbare (oder umgeleitete) Einkommen einer vermehrt digitalisierten Bevölkerung. Des Weiteren ist Internet in mehr und mehr Lebensbereichen verfügbar. Regional pusht insbesondere die stark wachsende Verbreitung von Smartphones in bevölkerungsreichen Ländern wie China, Indien, aber auch Westafrika den gesamten CE-Sektor.

Gibt es Apple in zehn Jahren noch?

Apropos Smartphone: Hier liefern sich die Legendenschmiede Apple und Herausforderer Samsung einen erbitterten Kampf um Marktanteile. Aus technischer Sicht herrscht bereits jetzt fast Gleichstand: In China werden Chipsätze aus Taiwan in Plastikhüllen geklebt, am Ende ergibt das eine ein Apple iPhone 6, der andere Telefon-Kit wird zum Galaxy S6. Die Funktionalitäten sind trotz iTunes und App-Store-Monopol in der Android-Welt annähernd identisch. Der Nimbus von Apple strahlt nicht mehr überall so glänzend, doch ist heute völlig offen, wer letztendlich als Sieger hervorgehen wird. Eines steht allerdings fest: Kurzfristig verdienen sich die beide CE-Konzerne eine «goldene Nase». Die Geeks aus Cupertino verkauften im Q2/2015 61 Millionen iPhones und zwölf Millionen iPads – das ist Weltrekord. Die Koreaner gaben unlängst einen Milliardengewinn bekannt. Anleger können die positive Gegenwart für rentable Investments nutzen. Leonteq Securities hat jüngst den Multi Barrier-Reverse-Convertible LTQJPI auf Apple, Samsung und Google, einem weiteren grossen Spieler im CE-Markt, an der SIX Structured Products Exchange kotiert. Der Coupon von 13,2% p.a. ist garantiert, das Nominal mit einem Risikopuffer von 31% relativ gut geschützt. Interessant ist auch das Rabatt-Papier NPAEWJ der Notenstein Privatbank auf Samsung. Dieses bietet einen Discount von 6,0% sowie eine Seitwärtsrendite von 7,0% p.a. 

Zukunftsthemen Vernetzung und «virtual reality»

Da die klassische Digitalisierung der Produkte inzwischen weit fortgeschritten ist, stehen die Trends der Zukunft ganz im Zeichen der «Vernetzbarkeit». Nicht nur Computer und Handys lassen sich nämlich online nutzen, auch klassische Geräte der Unterhaltungselektronik, wie Fernseher und Musikanlagen, werden direkt mit dem Internet verbunden.

«Die Geeks aus Cupertino verkauften im Q2/2015 61 Millionen iPhones und zwölf Millionen iPads – das ist Weltrekord.»

Letztere werden beispielsweise mit digitalen Dateien von Downloadportalen, Cloud Services oder Streamingdiensten gefüttert, der Kauf von Musik im Netz ist so mittlerweile zum Massenmarkt geworden. Bekannt in diesem Umfeld ist auch der börsenkotierte Videocloud-Anbieter Netflix. Zwar noch eher jung, aber nicht weniger wachstumsstark ist der Bereich «virtual reality». Dort geht es um digitale Brillen, mit deren Hilfe sich computerspielfixierte «Gamer» in ganz neue Welten entführen lassen. Doch auch im professionellen Bereich wie Architektur und Ingenieursprojekte kommen die visuellen Head-Sets vermehrt zum Einsatz. Die weltgrösste Messe für Unterhaltungselektronik, CEA, hat bereits auf diesen Trend reagiert und wird auf der CES 2016 (6. bis 9. Januar) in Las Vegas die Ausstellerfläche um mehr als drei Viertel erhöhen – damit auch der expandierende Messebereich «virtual reality» alle Aussteller unterbekommt. Nach Berechnungen der Consumer Electronics Association werden deren Umsätze 2016 um mehr als +400% gegenüber 2015 steigen. Das erwartete Absatzvolumen liegt bei 1,2 Millionen verkauften Einheiten in einem Wert von USD 540 Mio. Doch nicht weniger begehrt sind und bleiben grosse Bildschirme. Auf der Hardware-Seite tun die Hersteller alles, um mit Kurven, vierfacher Full-HD-Auflösung (UHD) oder auch OLED-Technik die Konsumenten zu begeistern. Auf der Software-Seite muss ein Fernseher vor allem «smart» sein, sprich die nahtlose Verknüpfung zu Online-Angeboten ist heutzutage ein Muss. Aufgrund des Netzzugangs könnte es Experten zufolge in Zukunft sogar so weit kommen, dass das TV-Gerät nur noch als vergrösserter Tablet- resp. Smartphone-Bildschirm dient. Eine Horrorvorstellung für manchen Traditionalisten, der noch abendliche Diavorführungen auf Leinwänden kennt. 

«Future Fashion» gegen Faulpelze

Der jüngste Trend im CE-Bereich ist «Wearable Technology». Dabei geht es um tragbare Technologien wie beispielsweise intelligente Kleidung, die ein kontinuierliches Körperdaten-Monitoring vornimmt oder Trainingsdaten in Echtzeit misst. Doch noch bevor sich «Tech-Klamotten» im Markt durchsetzen werden, liegt das grosse Wachstumspotenzial bei den Smartwatches bzw. Health Watches. Unternehmen wie Asus, LG oder Samsung haben bereits seit Längerem entsprechende Daten-Zeitmesser fürs Handgelenk im Angebot – allerdings noch nicht mit so durchschlagendem Erfolg wie der US-Anbieter Fitbit. Dieser wagte mit seiner Health Watch einen sportlichen Börsengang an der NYSE und sammelte rund CHF 1,4 Mrd. bei athletisch-begeisterten Geldgebern ein. Das provoziert natürlich in der Branche und beflügelt auch die Venture-Capital Bewertungen entsprechender Start-Ups. Fitnessarmbänder, Healthcare-Geräte und Datenbrillen sind gemäss Marktforscher IDC «the next big thing». Letztes Jahr wurden erst 20 Millionen derartige Geräte verkauft, bis 2020 wird der Absatz auf 200 bis 500 Millionen Produkte steigen.

«Die Umsätze 2016 im Segment Virtual Reality werden um mehr als +400% gegenüber 2015 steigen.»

Die Bank Vontobel hat den entsprechenden Tracker VZWTC auf den Solactive Wearable Tech Performance-Index im Angebot. Tech-Grössen wie Apple oder Google fehlen hier gänzlich. Dagegen sind in dem Index beispielsweise der US-Kamera-Hersteller GoPro oder auch die heimische Garmin, Hersteller von Navigations-Empfängern zur satellitengestützten Positionsbestimmung, sowie der Produzent von intelligenter Kleidung Under Armour enthalten. Insgesamt befinden sich in dem Open-end-Papier acht Titel, die regelmässig überprüft und angepasst werden. Gebührenseitig schlägt 1% p.a. zu Buche – eine übliche Range für einen Trendbasket.  

Ein unerwartetes Debüt im Bereich der Wearables hat der chinesische Smartphone-Überflieger Xiaomi mit seinem günstigen Fitness-Band hingelegt. Laut Marktforscher IDC hält das Start-Up Xiaomi bereits ein Viertel des weltweiten Geschäfts mit solchen tragbaren Geräten. Xiaomi hatte erst im zweiten Halbjahr 2014 ein Fitness-Armband zum Preis von nur 13 US-Dollar herausgebracht und hat in Asien davon aus dem Stand 2,8 Millionen Geräte verkauft. Auch bei Smartphones ist China scharf zu beobachten. Der kotierte chinesische Noname-Hersteller ZTE aus Shenzhen (CHF 1,6 Mrd. Börsenkapitalisierung) ist in Nordamerika bereits Nummer vier beim Marktanteil bei Smartphones. ZTE CEO Adam Zeng ist hoch motiviert für seine Telefonmarke «Axon» und kündigte unlängst im Wall Street Journal gleich mal die Verdreifachung der Marketing-Budgets für Nordamerika auf USD 160 Mio. jährlich an. Auch bei heimischen Elektronikmärkten wie Fust oder MediaMarkt liegen bereits ZTE SmartPhones in der Auslage. Weitere Newcomer aus Fernost mit grossem Appetit auf westliche Märkte sind nicht ausgeschlossen – egal ob dies Telefone, Fernseher oder Tablets herstellen. 

Vier Wände, tausend Möglichkeiten

Alle genannten Entwicklungen folgen letztlich einem grossen Ziel: der kompletten Vernetzung – immer und überall. Längst hat das Internet auch die eigenen vier Wände der Nutzer erobert. Das hippe Stichwort heisst «Smart Home». Egal ob Jalousien, die Heizung, Licht oder auch der Kühlschrank – die Gerätschaften sind mehr und mehr in der Lage, drahtlos mit einem Smartphone zu kommunizieren. Bei unseren Nachbarn startete die Deutsche Telekom aktuell eine gross angelegte Smart-Home-Offensive. Neue Nutzer sollen mit der nötigen «Heimbasis» für einen Euro gelockt werden, die Dienste der Telekom zu nutzen. Zusammen mit dem Smartphone ist die Fernbedienung für zu Hause dann perfekt. Bei der Swisscom heisst das SmartLife und ist in gleicher Manier gestrickt. Bei einem Vorfall wie zum Beispiel Einbruch oder Feuer wird man sofort benachrichtigt – wahlweise per Anruf, SMS oder E-Mail. Alternativ sieht man mit der App auf die heimische Kamera, was zu Hause los ist. Ein reales Beispiel für die Zukunft des intelligenten Hauses steht übrigens in Luzern: das iHomeLab. Dort ist sprichwörtlich das «Haus intelligenter als seine Bewohner». Die Marktforscher von BI Intelligence rechnen damit, dass die weltweiten Umsätze mit Smart-Home-Geräten und -Systemen eine jährliche Steigerungsrate von rund 67% haben werden. Passend zu diesem Segment innerhalb Consumer Electronics hat die BNP Paribas an der Schweizer Börse das Tracker-Zertifiakte HOMECH im Angebot. Der zugrunde liegende Index (Solactive Home Automation TR Index) ist mit 26 Aktien vorbildlich ausgewogen, hat allerdings in der Tiefe ein paar Unschärfen. So ist Büroartikelhersteller Staples (der keine Smart Home Utensilien verkauft) im Index enthalten, die Elektromarktkette Best Buy fehlt hingegen, ebenso der führende Hersteller von Smart Home Kameras Flir Systems. Gut dass, der Index regelmässig angepasst werden kann. So lassen sich diese Details noch perfektionieren.   

Anlageideen direkt tracken

Am Smart Home-Trend zeigt sich, wie wichtig die Telekom-Konzerne im CE-Markt sind. Denn ohne deren Bereitstellung von Kapazitäten, die schnellen Leitungen und ganz einfach die Internetanschlüsse wäre eine derart dynamische Entwicklung, wie sie derzeit zu beobachten ist, gar nicht möglich. BI Intelligence schätzt, dass 2019 weltweit rund 1,2 Milliarden Haushalte über eine Wi-Fi-Verbindung verfügen werden. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag die globale Zahl der Breitbandanschlüsse erst bei rund der Hälfte. Anleger können mit dem Lyxor ETF MSCI World Telecommunication Services LYTELW gezielt auf den Sektor setzen. Der Index besteht aus 42 internationalen Unternehmen, wobei aus regionaler Sicht die USA (42%), gefolgt von der Eurozone (18,3%), England (13,88%) und Japan (12,8%), tonangebend sind. Die Dividenden der Mitglieder, die derzeit eine satte Rendite von 4,4% bringen, werden eingerechnet. Wichtig: Anleger sollten sich bei diesem Swap-basierten ETF nicht von den Top-10 Holdings irritieren lassen. Effektiv gelten die Top-10 Index Constituents. Die drei stärksten Gewichte entfallen auf: AT&T (19%), Verizon (17%), Vodafone (8%). 

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