Nanotechnologie – winzige Technik mit riesigem Potenzial
-
Serge Nussbaumer, Chefredaktor
Ob bei der Behandlung von Krebs, der Produktion von aussergewöhnlichen Materialien oder der Entwicklung leistungsstarker Computer – die Nanotechnologie hat in mehrerlei Hinsicht das Potenzial, die Welt zu verändern. Welche Unternehmen vom Nano-Boom profitieren und wie Anleger investieren können.
Es klingt wie Science-Fiction: Klitzekleine Maschinen von etwa der Grösse eines roten Blutkörperchen patrouillieren durch den menschlichen Körper, um dort Krankheitsherde in frühen Stadien aufzuspüren und diese bei Bedarf zu eliminieren. In Zellen könnten diese Nanoroboter beschädigte Biomoleküle, etwa die Erbgutsubstanz DNS, reparieren. Noch ist das ferne Zukunftsmusik. Doch schon heute arbeiten Wissenschaftler mit Hochdruck daran, diese Vision Realität werden zu lassen. So veröffentlichte das Fachmagazin «Science Advances» kürzlich die Machbarkeitsstudie einer internationalen Forschergruppe. Dem Team war es gelungen Miniroboter zu konstruieren, die rund 200-mal dünner als ein menschliches Haar sind und diese mit einem Spiralpropellerantrieb und Minimagneten auszustatten.
So klein wie ein milliardstel Meter
Bis solche Nanoroboter einsatzfähig und markttauglich sind, dürfte noch eine ganze Weile vergehen. Gleichwohl hat die Nanotechnologie in der Medizin bereits Einzug gehalten. Etwa in Form von Nanoarzneimitteln, die zur Behandlung von Infektionen eingesetzt werden, oder als Hilfsstoffe, die zum Beispiel die Rieselfähigkeit bei der Tablettenherstellung verbessern. Auch in zahlreichen anderen Bereichen gehören Nanoanwendungen bereits jetzt zum Alltag – ohne dass sich meisten Menschen dessen bewusst sind. Doch was ist eigentlich unter dem Begriff Nanotechnologie zu verstehen? Der Zusatz «nano» stammt aus dem Griechischen und bezeichnet den milliardsten Teil einer Masseinheit. Ein Nanometer entspricht somit einem milliardstel Meter. Auf diese Länge passen etwa drei Goldatome. Wie winzig das ist, zeigt einer anderer Vergleich: So verhält sich ein Nanometer zu einem Meter wie der Durchmesser einer Haselnuss zu dem unseres Erdballs.
Fülle an Einsatzgebieten
Der Begriff Nanotechnologie im engeren Sinn bezeichnet die gezielte und kontrollierte Entwicklung, Herstellung und Anwendung von Nanomaterialien. Das sind Materialien, die Strukturen, Partikel, Fasern oder Plättchen kleiner als 100 Nanometer besitzen. Da solche Objekte extrem klein sind, besitzen sie aussergewöhnliche optische, magnetische, chemische oder mechanische Eigenschaften. Auf diese Weise können innovative Produkte mit neuen Funktionalitäten und besonderen Eigenschaften entwickelt werden. Je nach Anwendung tragen sie zu mehr Ressourceneffizienz bei, optimieren chemische Prozesse, reinigen die Luft von Schadstoffen oder helfen bei der Sanierung verschmutzter Gewässer und Böden. Darüber hinaus erhöhen Nanomaterialien die Stabilität und Haltbarkeit von Kunststoffen, Lacken und vielen anderen Produkten. Wo bereits jetzt überall Nano «drin» ist, zeigt der interaktive «Nanorama-Loft» des Swiss Nano Cube. Das ist eine gesamtschweizerische Bildungsplattform, die Interesse und Verständnis für Mikro- und Nanotechnologien wecken soll. Im «Nanorama-Loft» gibt es zum Beispiel ein Fahrrad zu sehen, dessen Rahmen mit ultra-starken Kohlenstoff-Nanoröhrchen versetzt ist, was ihm mehr Leichtigkeit und Festigkeit verleiht. Oder Outdoor-Klamotten, die mit Nanopartikel veredelt sind, sodass Wasser zwar von aussen ferngehalten, aber vom Körper freigesetzter Wasserdampf entweichen kann.
Ein Markt mit hohem Wachstumspotenzial
Angesichts der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten – da sind sich die Experten einig – wird die Nachfrage nach Nanotechnologie dynamisch zulegen. Laut einer neuen Studie der Beratungsund Forschungsgesellschaft IndustryARC lag das weltweite Marktvolumen für Nanotechnologie im vergangenen Jahr zwischen USD 45 und USD 50 Milliarden. Bis 2025 rechnen die Experten mit einer Compound Annual Growth Rate (GAGR) von 13% – was dann einem Marktpotenzial von bis zu USD 118 Milliarden entsprechen würde.
«Die Reserve Bank of Australia beliess Anfang März ihren Leitzinssatz im 31sten Monat in Folge bei 1.5%.»
Transistoren: Immer kleiner, immer leistungsfähiger
Vor allem in den Bereichen Elektronik und Halbleiter sehen die Analysten von IndustryARC attraktive Wachstumschancen. Viele elektronische Hochleistungsgeräte wie LED-Bildschirme und Smartphones sind auf die Quantum Dot (QD)-Nanotechnologie angewiesen. Die QD-Technologie bietet in diesen Geräten eine hohe Auflösung und genaue Farbwiedergabe. Auch bei Transistoren schreitet die Nanotechnologie rasant voran. Zur Jahrtausendwende hatte ein typischer Transistor eine Grösse von 130 bis 250 Nanometer. Mittlerweile werden die ersten Chips mit Strukturbreiten von sieben Nanometern (7 NM) hergestellt. Diese Hightech-Zwerge ermöglichen eine erhebliche Steigerung der CPU-Leistung von Smartphones oder Notebooks.
Samsung setzt Massstäbe
Zu den führenden Unternehmen in der 7-NM-Technologie gehört Samsung. Die Südkoreaner haben im Herbst des vergangenen Jahres eine 7-NM-Chipfabrik in Hwaseong in Betrieb genommen und wollen ihre Kundenbasis mit dieser neuen Technologie eigenen Aussagen zufolge um mehr als 30% steigern. Auch der US-Chip-Riese Intel arbeitet mit Hochdruck an der Entwicklung von 7-NM-Prozessoren. Allerdings dürfte es noch eine Weile dauern, bis Intel damit an den Markt gehen kann. Bei Samsung indes denkt man offensichtlich bereits darüber nach, aus der jetzigen Technik auch die Produktion von 3-Nanometer-Chips ableiten zu können.
Attraktive Renditechance
Eine interessante Möglichkeit auf die Aktie von Samsung zu setzen, stellt der von UBS emittierte Barrier Reverse Convertible KBMZDU dar. Interessant auch deshalb, weil dem Produkt mit Apple und Microsoft zwei weitere Basiswerte zugrunde liegen, die ebenfalls von der Nanotechnologie profitieren könnten. So will Apple seine iPhones in Zukunft mit 7-NM-Chips ausstatten. Bei Microsoft kommt die Nanotechnologie zum Beispiel im Cloud-Geschäft zum Einsatz. Das Produkt ist mit einem Coupon von 10% p.a. ausgestattet, wobei sich auf Basis des aktuellen Briefkurses eine Maximalrendite von 8.3% p.a. ergibt. Spätestens zurückgezahlt wird der BRC im Mai 2020 zum Nominal. Voraussetzung dafür ist, dass bis dahin keine der drei Aktien auf oder unter die jeweilige Barriere fällt. Falls doch, erfolgt die Rückzahlung nach dem Worst-Performer-Prinzip. Das heisst, der Rückzahlungsbetrag leitet sich aus dem Basiswert mit der schlechtesten Wertentwicklung ab. Am nächsten zur Barriere notiert aktuell die Aktie Samsung. Jedoch ist der Puffer mit knapp 37% als überaus komfortabel zu bezeichnen. Bei Apple (54%) und Microsoft (60%) ist der Abstand sogar noch deutlich grösser. Eine weitere Besonderheit des Produktes ist der Early-Redemption-Mechanismus: Schliessen alle drei Basiswerte an einem der jeweiligen Beobachtungstage auf oder über ihren Early-Redemption-Levels erfolgt eine vorzeitige Rückzahlung zum Nominal. Der erste Beobachtungstermin steht mit dem 2. Mai 2019 schon unmittelbar vor der Tür. Allerdings notiert Samsung derzeit rund 15% unter dem Early-Redemption-Level, sodass eine vorzeitige Rückzahlung, zumindest zu diesem Termin, eher unwahrscheinlich ist.
BASF zeigt sich innovativ
Ein Sektor, in dem Nanoanwendungen ebenfalls sehr stark verbreitet sind, ist die Chemiebranche. Zu den führenden Unternehmen auf dem Gebiet der chemischen Nanotechnologie zählt BASF. «Wir haben mittlerweile eine Reihe von Produkten erfolgreich auf den Markt gebracht, bei deren Entwicklung die Nanotechnologie eine entscheidende Rolle gespielt hat», erklärt Martin Brudermüller, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Chief Technology Officer bei dem deutschen Chemieriesen. Als Beispiele erwähnt Brudermüller den Dämmschaum Slentite, den Autoklarlack iGloss und das Betonzusatzmittel Master XSeed. Es habe sich gezeigt, so der BASF-Manager, dass die Nanotechnologie für das Unternehmen eine wichtige Technologie sei, die Innovationen mit neuen Eigenschaften zugänglich mache und gleichzeitig helfe, Ressourcen zu schonen.
«Zu den führenden Unternehmen auf dem Gebiet der chemischen Nanotechnologie zählt BASF.»
Zwei Anlageprodukte mit Potenzial
Anleger, die auch bei einer Seitwärtsbewegung der BASF-Aktie auf der Gewinnerseite stehen möchten, finden in dem von der Zürcher Kantonalbank emittierten Discount-Zertifikat BASDCZ ein passendes Produkt. Zwar fällt der Rabatt mit 6.4% etwas mager aus. Dafür winkt Anlegern am Laufzeitende – das Zertifikat wird bereits Anfang kommenden Oktobers fällig – eine Seitwärtsrendite von 6.7% (16.0% p.a.). Eine Alternative mit längerer Laufzeit und höherem Teilschutz stellt der Barrier Reverse Convertible RMCJUV von Vontobel dar. Das Produkt bietet eine Renditechance von 10.4% p.a., sofern keiner der Basiswerte – neben BASF zählen hierzu auch Bayer und Sanofi – bis zum Laufzeitende im September 2020 die jeweilige Barriere verletzt. Der Abstand dorthin liegt je nach Underlying zwischen 42% und 54%.
Nanotechnologie im Paket
Nanotechnologie ist ein Megatrend. Wer nicht nur auf einzelne Werte setzen möchte, sondern nach einer branchenübergreifenden, zeitlich unbegrenzten und kompakten Möglichkeit sucht, in die Technologie zu investieren, findet in einem Open-End-Index-Tracker der Deutschen Bank eine Möglichkeit hierzu (ISIN: DE000DB0HTX0). Bei dem Index handelt es sich um den Solactive Nanotech Performance-Index. Er bildet die Kursentwicklung von aktuell elf Nanotechnologie-Unternehmen ab, die einen bedeutenden Teil ihrer Umsatztätigkeit im Bereich Nanotechnologie erwirtschaften und/oder einen bedeutenden Teil der Ausgaben hierfür, zum Beispiel in Forschung und Entwicklung, tätigen. Hauptsächlich handelt es sich dabei um hochspezialisierte US-Firmen wie zum Beispiel den LED-Entwickler Cree oder den Messtechnikanbieter Bruker. Ohne Risiko ist der Tracker freilich nicht, wie die überdurchschnittliche Volatilität zeigt. Dafür kann sich die jüngere Performance sehen lassen. Seit Jahresanfang hat der Solactive Nanotech Performance-Index bereits 37% hinzugewonnen. Die Managementgebühr liegt mit 1.8% etwas über dem Durchschnitt ähnlicher Themenindizes. Dafür werden Nettodividenden in die Wertentwicklung eingerechnet. Ein kleines Manko: Der Tracker wird nicht an SIX Structured Products gehandelt. Anleger müssen mit etwaigen Orders daher auf die Börse Stuttgart (EUWAX) oder die Frankfurter Zertifikatebörse ausweichen. Das Produkt eignet sich insbesondere für Investoren mit längerfristigem Anlagehorizont.