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payoff Focus

Roundtable «Vermögensverwaltung»

24.03.2015 4 Min.

Was die Branche antreibt, welche Leistungen ein Kunde erwarten darf und soll, warum «small(er)» oft auch «beautiful» ist und weshalb individuelle Geldanlage nicht mit Standard-Schablonen kompatibel ist.

Dr. Stephan A. Zwahlen: Ich würde sagen, wechselhaft, mit sonnigen Abschnitten. Zum Jahresende werden wir im Grossen und Ganzen auf ein positives Aktienjahr zurückblicken.

George Schlagmüller: Wechselhaft trifft es gut. Wir sind davon überzeugt, dass die Geldpolitik der Notenbanken in 2015 eine bestimmende Einflussgrösse für die Preisbildung von Vermögenswerten bleiben wird.

Gerd Ramsperger: Das «Börsenwetter» samt Prognosen lässt uns völlig kalt. Unser Haus verfolgt einen systematischen Investmentansatz, der regelbasiert und prognosefrei arbeitet. Sprich sämtliche Ausblicke sehen wir eher als Marketinginformation, nicht aber als qualitativen Treiber für Investmententscheide.

Thomas von Rohr: Das «perfekte Portfolio» ist mit einem Massanzug zu vergleichen – es muss dem Investor «passen». Risikofähigkeit und -bereitschaft sind für uns die zentralen Faktoren. In einem ausgewogenen Portfolio halten wir 50% Aktien, 35% Anleihen, 10% Alternative Anlagen inkl. Gold und 5% Liquidität. Unabhängig von der Portfoliozusammensetzung halten wir weiterhin einen grossen Anteil in Schweizer Franken.

Dr. Stephan A. Zwahlen: Aktien sind bei uns derzeit übergewichtet und regional breit diversifiziert, der Cashanteil ist gegenwärtig hoch, um von möglichen Kursrückschlägen bei Risikoanlagen profitieren zu können. Dividendenstarke Unternehmen aus den USA, Europa und vor allem der Schweiz stehen dabei im Vordergrund. Bei Obligationen sehen wir hauptsächlich Risiken und nur wenige Chancen. Wie bei Herrn von Rohr sind wir ebenfalls der Meinung, dass ein Goldanteil von 5% ins Portfolio gehört. Das sehen wir als Portfolioversicherung.

Gerd Ramsperger: Auch wenn die Geldschwemme der EZB die Aktienmärkte stützt, darf das marktpsychologische Börsenumfeld nicht ausser Acht gelassen werden. Da ENISO Partners Risikoappetit-Indikator zur Vorsicht mahnt, sicherten wir die Aktienengagements zur Hälfte ab. Zudem sind wir in defensive Unternehmen investiert, die sich durch eine stabile Gewinnentwicklung sowie gesunde Bilanzrelationen auszeichnen.

Thomas von Rohr: Ein Vermögensverwalter ist eine attraktive Alternative zur klassischen Vermögensverwaltung bei einer Bank oder der Selbstverwaltung. Der Vermögensverwalter ist ein Dienstleister. Er muss die Kunden individuell und unabhängig beraten. Zentral ist, dass er in keiner finanziellen Abhängigkeit zu Produktanbietern steht. In Zukunft ist vermehrt eine regionale Fokussierung der Kundenstruktur gefragt.

Dr. Stephan A. Zwahlen: Ich fasse das gerne in Schlagworte: erstklassige Anlagekompetenz, Fokus auf Asset Allocation, Know-how im Steuerbereich, Transparenz hinsichtlich Wertschöpfung und Preismodell sowie breite Diversifikation und eine nachvollziehbare Titelselektion. Maerki Baumann ist ein grosser Verfechter der offenen Produktarchitektur – wir verzichten auf eigene Produkte. Somit verfügen wir über ein Höchstmass an Unabhängigkeit.

Gerd Ramsperger: Ja, glaubhafte Unabhängigkeit ist sicher ein Trumpf. Wir sind aber überzeugt, dass jeder Vermögensverwalter eine spezifische Kompetenz benötigt, um sich auf längere Sicht erfolgreich zu positionieren. Wir gehören zu den Schweizer Pionieren in der Entwicklung und Verwaltung von regelbasierten und emotionslosen Investmentansätzen. In dieser Nische möchten wir auch in Zukunft lokaler Marktführer bleiben.

Dr. Stephan A. Zwahlen: Viele Anbieter streben aus betriebswirtschaftlichen Überlegungen nach einem hohen Mass an Standardisierung. Effiziente Vertriebsorganisationen stehen dann regelmässig im Spannungsfeld zum Bedürfnis der Kundschaft nach individuellen Anlagelösungen. Wir bewältigen diesen Spagat, indem wir einzelne, optimal bewirtschaftete Anlagemodule kundenindividuell zu Vermögensverwaltungslösungen zusammenführen.

Gerd Ramsperger: Standardisiert – oder vielleicht könnte man es auch industrialisiert nennen. Sicherlich erbringt eine Standardisierung eine höhere Effizienz und tiefere Kosten pro Mandat. Die Frage lautet: Will man Massengeschäft betreiben und damit in Konkurrenz zu grösseren Geldhäusern stehen oder als Boutique eine differenzierte Vermögensverwaltung anbieten? Ich bin völlig überzeugt: Jedes Kundenmandat sollte ein Unikat sein, massgeschneidert nach der Risikofähigkeit und -freudigkeit des Kunden.

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