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payoff Focus

Verschnaufpause bei Aktienbullen

01.02.2018 3 Min.
  • Martin Raab

Die meisten Aktienmärkte haben sich erstklassig entwickelt. Parallel sind die Obligationenrenditen stark im Keller. Wir haben ausgewählte Märkte herausgepickt und visualisieren die Performance und wie es um die Bewertungen steht. Es empfiehlt sich, den Markt in nächster Zeit genau im Auge zu behalten.

Die Wertentwicklung im Aktienmarkt ist beeindruckend und Anleger freuen sich über erhebliche Vermögenszuwächse. Soweit die schöne Seite der Kursmedaille. Auf der Renditeseite – sprich bei allen, die Geld in Zinspapiere anlegen möchten – ist bei Schweizer Franken und Euro extreme Magerkost angesagt. Einzig bei Anlagen in US-Dollar zieht die Rendite wieder in positiveres Terrain (siehe Grafik). 

«Viele Aktien des S&P 500 Index sind stark überbewertet. Im DAX verlocken erste Gewinnmitnahmen. Der SMI ist noch in der Findungsphase.»

Parallel drängt sich jetzt die Frage auf: Wo stehen wir eigentlich im Wirtschaftszyklus und in welchen Aktienmärkten gibt es noch Potenzial? Profis ziehen hier Kurscharts und entsprechende Berechnungen zu Rate. Wir haben ausgewählte Märkte herausgepickt und tauchen für SMI (Schweiz), DAX (Deutschland) und S&P 500 (USA) etwas tiefer in die Index-Analyse. Vereinfacht gesagt wurden in den drei Aktienindizes, neben der reinen Kursbewegung, das gehandelte Volumen (als Barometer für den generellen Umsatzappetit unter Anlegern) erfasst, sowie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (wie teuer sind die Aktien im jeweiligen Index gegenüber dem Unternehmensgewinn) visualisiert.

Ausgewählte Indikatoren zur Einordnung
Parallel wird der Relative Strength Index (RSI) – die Grafik unter den jeweiligen Indizes – für das Erkennen eines kurzfristigen Tief- oder Hochpunktes hilfreich. Auf die lange Zeitreihe abgebildet entstehen hier interessante In-dikationen. Ein Wert oberhalb von 70 wird er als überkauft bezeichnet, ein Wert unterhalb von 30 gilt als überverkauft. Der RSI unterstützt dabei das Erkennen von Trendwendepunkten der jeweiligen Aktie beziehungsweise des jeweiligen Marktes. Beim erwähnten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) wird als Zahl signalisiert, mit dem Wievielfachen des Gewinns eine Aktie aktuell bewertet wird. Oder schlicht: Es ist die rechnerische Anzahl der Jahre, in denen die Gesellschaft bei konstanten Gewinnen ihren Börsenwert «hereinverdient» hätte. Der aktuelle Aktienkurs wird dabei durch den Gewinn je Aktie dividiert. Doch Vorsicht: Je nach Marktphase und Branche können die KGVs stark variieren – und ein tiefes KGV muss nicht zwingend ein Schnäppchen sein. Technologieaktien haben traditionell eine starke Wachstumsphantasie und entsprechend hohe KGVs, gut gemanagte Maschinenbauunternehmen haben eher tiefere KGVs, da hier nüchterne Werte im Kerngeschäft dominieren statt rasant explodierende Gewinne dank bunter Bits und Bytes.

Agilität in der Depotbewirtschaftung hilft
Dennoch, die Enttäuschungen entstehen im Depot in der Regel durch Aktien mit hohen KGVs. Faustregel: Ein KGV bei Industrie- und Verbrauchsgüterkonzernen ist im Terrain 12 bis 15 anzusiedeln. Softwaregiganten pendeln um die 25, 30 oder darüber. Amazon wird mit dem 149fachen des Gewinns bewertet. Das mag langfristig gerechtfertigt sein, kurzfristig birgt es Abkühlungspotenzial. Der Vergleich des US-Aktienmarkts mit der Schweiz und Deutschland zeigt klar: Viele Aktien des US-Leitindex S&P, insbesondere die des Technologie-Sektors, sind derzeit aus taktischer Optik stark überbewertet. Die Aktien des DAX-Universums stehen vor einer gewissen Konsolidierung, und auch im Schweizer Aktienmarkt bildet sich eine interessante Patt-Situation zwischen Bullen und Bären. Anlageinstrumente, die nicht nur auf steigende Kurs setzen, sondern bei fallenden Kursen an Wert zulegen, sollten sich jetzt genauer angesehen werden. Das kann zum Absichern oder zur Spekulation genutzt werden. Es kommt mehr denn je auf ein agiles Portfolio-Management im Jahr 2018 an.

 

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