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payoff Focus

Afrika im Wandel: Transformation eröffnet Anlagechancen

05.06.2025 6 Min.
  • Serge Nussbaumer
    Chefredaktor

Ökonomen sind sich einig: Afrika wird in den kommenden Jahren zu den am schnellsten wachsenden Regionen der Erde gehören. Ein wichtiger Treiber ist das Afrikanische Kontinentale Freihandelsabkommen (AfCFTA), durch das der grösste Binnenmarkt der Welt entsteht. Erfahren Sie, wie Sie in den Kontinent investieren können.

Für die grosse Mehrheit der Privatanleger ist Afrika als Investmentregion noch weitgehend unbekannt. Spontan werden eher Schlagworte wie Korruption, Armut, politische Instabilität oder Bürgerkriege mit dem Kontinent in Verbindung gebracht. Der Kontinent wird nicht selten pauschal als gescheitert bezeichnet – ein Klischee, das der Realität längst nicht mehr gerecht wird. Afrika ist ein riesiger und vielfältiger Erdteil mit einer breiten Palette an Kulturen, Volkswirtschaften und Investitionschancen. Zwar verharren einige Länder seit Jahrzehnten in politischen und wirtschaftlichen Problemen. Gleichzeitig gibt es aber viele Staaten, die ihre Wirtschaft in den letzten Jahren erfolgreich modernisiert und diversifiziert haben und entsprechend dynamisches Wachstum verzeichnen. Unter den fortgeschritteneren afrikanischen Schwellenländern finden sich unter anderem Südafrika, Ägypten und Marokko. Die eigentliche Chance für Anleger besteht darin, dass dieser Transformationsprozess weiter voranschreitet und zunehmend auch andere Regionen des zweitgrössten Kontinents erfasst. Die Voraussetzungen dafür sind vorhanden.

Afrikas wirtschaftlicher Einfluss nimmt langsam, aber spürbar zu

Der Kontinent spielt im weltwirtschaftlichen Geflecht noch eine sehr geringe Rolle. Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) trug Afrika im Jahr 2024 lediglich mit 3.2% zum globalen Bruttoinlandsprodukt und mit 1.6% zum weltweiten Export von Gütern und Dienstleistungen bei. Dafür ist der Anteil an der Weltbevölkerung mit 14% überproportional hoch. Bei diesen IWF-Zahlen muss angemerkt werden, dass die Klassifizierung der Organisation lediglich die 45 afrikanischen Länder südlich der Sahara-Zone (Sub-Sahara) umfasst. Ein Punkt, der Anleger aufhorchen lassen sollte, ist die IWF-Prognose, wonach das Bruttoinlandprodukt der Wirtschaftsregion Afrika (Sub-Sahara) bis zum Jahr 2030 um durchschnittlich 4.5% pro Jahr wachsen wird. Dies geht aus dem im April 2025 veröffentlichten «World Economic Outlook» hervor. Mit dieser prognostizierten Dynamik stellt Afrika neben der Marktkategorie «Emerging Asia» die am schnellsten wachsende Region der Erde dar (siehe Grafik 1).

Historische Chance durch Freihandelsabkommen

Mit seinen positiven Prognosen für Afrika steht der Internationale Währungsfonds nicht allein da. Auch andere supranationale Institutionen wie die African Development Bank und die World Bank sowie Forschungsinstitute wie Oxford Economics sehen den Kontinent in den kommenden Jahren auf einem guten Weg. Da stellt sich die Frage: Woher soll das Wachstum kommen? Ein entscheidender Treiber könnte das Afrikanische Kontinentale Freihandelsabkommen (AfCFTA) sein. Das im Jahr 2021 in Kraft getretene Abkommen ist ein Projekt der Afrikanischen Union (AU), mit dem ein gemeinsamer grosser Binnenmarkt für Waren und Dienstleistungen errichtet werden soll. Es wurde von allen 54 Mitgliedsstaaten der AU unterzeichnet, von denen inzwischen 49 den Vertrag ratifiziert haben. Die Unterzeichner verpflichten sich darin, Handelshemmnisse abzubauen, um mehr Waren auszutauschen und neue Wertschöpfungsketten zu begründen.

Chance für innerafrikanischen Handel

«Die Freihandelszone ist Afrikas Masterplan für seine wirtschaftliche Erneuerung», sagte Claver Gatete, Exekutivsekretär der ECA (Economic Commission for Africa) auf der diesjährigen Konferenz der afrikanischen Minister für Finanzen, Planung und wirtschaftliche Entwicklung. Angesichts der prekären weltwirtschaftlichen Lage, verstärkten geopolitischen Spannungen und ungerechten Handelszöllen hätten die afrikanischen Länder laut Gatete keine andere Wahl, als sich an die rasch entwickelnde globale Wirtschaftslage anzupassen. Die panafrikanische Freihandelszone hat nach Angaben von Gatete das Potenzial, den innerafrikanischen Handel bis zum Jahr 2045 um 45% zu erhöhen. Trotz der Herausforderungen bei der Umsetzung von Handelsregeln mit so vielen Teilnehmerländern sehen Ökonomen das panafrikanische Freihandelsabkommen als historische Chance, Afrika wirtschaftlich zu stärken und unabhängiger von Rohstoffexporten zu machen. Gelingt das Unterfangen, würde der grösste Binnenmarkt der Welt mit mehr als 1.4 Milliarden Einwohnern entstehen. 

Pluspunkt Rohstoffreichtum 

Auch wenn dies nicht für alle Regionen Afrikas gilt, hat der Kontinent in weiten Teilen das Potenzial, zu einer wirtschaftlichen Erfolgsstory zu werden. Ähnlich wie bei dem Aufstieg der südostasiatischen Schwellenmärkte. Ein Punkt, in dem Afrika anderen Wachstumsregionen sogar noch voraus ist, ist sein Rohstoffreichtum. Auf dem Kontinent befinden sich grosse Teile der bekannten Vorkommen an Mineralien, Metallen und fossilen Brennstoffen. Im «African Economic Outlook 2025» der African Development Bank Group heisst es, dass der Ressourcenreichtum eine Quelle von Entwicklung und Wohlstand sein kann, sofern die Einnahmen zur Finanzierung der strukturellen Transformation verwendet werden.

Nachhaltigkeit und Digitalisierung eröffnen neue Anlagechancen

Weitere wichtige Wachstumsfelder sind nachhaltige und erneuerbare Energien, die Digitalisierung sowie innovative Start-ups. Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien, wie beispielsweise Solarparks in Marokko oder Windenergieanlagen in Kenia, bieten attraktives Potenzial. Zudem floriert die afrikanische Start-up-Szene, insbesondere in Nigeria, Kenia und Ägypten, in Bereichen wie FinTech und mobiles Banking.

Der Agrarsektor und die Infrastruktur als Wachstumstreiber

Der Agrarsektor und Infrastrukturprojekte bieten darüber hinaus erhebliche Investitionsmöglichkeiten. Attraktive Anlageoptionen sind unter anderem die moderne Landwirtschaft, die nachhaltige Agrarproduktion sowie Infrastrukturvorhaben in den Bereichen Transport, Logistik und Telekommunikation.

Wie investieren?

Bei einer Abwägung von Chancen und Risiken kann es für Anleger sinnvoll sein, Afrika als Satelliteninvestment ins Depot aufzunehmen. Allerdings sind Investmentvehikel in Form von ETFs, Fonds und Strukturierten Produkten relativ rar. Die DWS bietet mit dem Xtrackers MSCI EFM Africa Top 50 Capped TRN Index einen ETF und mit dem DWS Invest Africa LC einen aktiv gemanagten Fonds an. Der dem ETF zugrunde liegende Index bildet die Wertentwicklung von aktuell 41 Unternehmen mit hoher und mittlerer Kapitalisierung aus Afrika ab. Laut dem jüngsten Index-Factsheet setzt sich der Index derzeit allerdings ausschliesslich aus Unternehmen aus Südafrika (48%), Marokko (38%) und Ägypten (14%) zusammen. Beim DWS Invest Africa Fonds liegt der Fokus des Managements auf Ländern wie Südafrika, Ägypten, Nigeria und Ghana. Die Aktienauswahl basiert unter anderem auf einer fundamentalen Analyse der Unternehmen. Die Asset-Allokation kann je nach Entscheidung des Fondsmanagements auch grosse Anteile an liquiden Mitteln und anderen Finanzinstrumenten enthalten.

Südafrika: Hält die Outperformance an?

Anleger, die in Südafrika investieren möchten, können mit dem an SIX gehandelten ETF SRSA eine reine Länderstrategie verfolgen. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von umgerechnet USD 400 Milliarden und einem Pro-Kopf-Einkommen von USD 13’770 ist Südafrika nicht nur die grösste, sondern auch eine der am stärksten entwickelten Volkswirtschaften des Kontinents. Der MSCI South Africa Index umfasst die 29 grössten südafrikanischen Unternehmen und repräsentiert damit rund 85% der freien Marktkapitalisierung des Landes. Angeführt wird der Index vom Medienkonzern Naspers, den Minengesellschaften Anglogold und Gold Fields sowie den Banken FirstRand und Standard Bank Group. Der MSCI South Africa Index hat sich sowohl in den vergangenen zwölf Monaten (plus 31.5%) als auch auf Fünf-Jahres-Sicht (annualisiert 12.7%) in USD gerechnet besser entwickelt als die Benchmark in Gestalt des MSCI Emerging Markets Index. Ob die Outperformance anhält, muss sich jedoch zeigen. Denn Südafrikas Wirtschaft steht vor grossen Herausforderungen. So hat der IWF die BIP-Wachstumsprognosen für 2025 auf lediglich 1.0% gesenkt. Als Belastungsfaktoren könnten sich die US-Zölle auf Stahl und Aluminium sowie das mögliche Ende des African Growth and Opportunity Act (AGOA) erweisen. Positiv zu werten ist hingegen die deutlich rückläufige Inflation, durch die die Verbraucher entlastet werden.

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