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ETFs – Heiss begehrte Durchschnittstypen

02.02.2018 4 Min.
  • Martin Raab

Börsenkotierte Anlagefonds, kurz ETFs genannt, avancieren zu den Superstars im Anlagegeschäft. Dabei können Investoren von den Produkten nichts erwarten – ausser, dass Sie ihnen genau die Marktrendite erwirtschaften. Warum ETFs gerade deshalb die Herzen zufliegen.

In der Fondswelt bedient man sich ganz nüchtern materieller Massstäbe zur Bestimmung der Beliebtheit. Das Zauberwort heisst Assets under Management, abgekürzt AuM. Damit werden die verwalteten Vermögen des jeweiligen Fonds oder Fondskategorie beschrieben. Mit Blick auf die zuletzt verfügbaren Zahlen zur AuM-Entwicklung sind ETFs die absoluten Superstars – die Madonnas oder Justin Bibers im Anlagegeschäft. Weltweit haben diese Produkte in den ersten elf Monaten des Jahres 2017 nach Angaben von Amundi ETF umgerechnet CHF 657 Milliarden Anlegergelder eingesammelt. Durchschnittlich fliessen monatlich, aus globaler Sicht, rund 50 Milliarden Franken in diese börsenkotierten Anlagefonds. In Europa gibt es rund 2’000 verschiedene ETFs. Im Ursprungsland des ETFs, den USA, sind inzwischen sogar knapp 3’000 ETFs verfügbar. Investiert werden kann in vielerlei Basiswerte: Aktienindizes, Obligationenindizes, Rohstoffindizes oder auch Mischformen und neue Indexkonzepte, welche unter dem Begriff Smart Beta oder Faktorindex zusammengefasst sind.

Marktabbildung auf einen Klick
Der Charme der ETFs liegt in der Einfachheit und an den tieferen Basiskosten. Anleger können sich mit einer ETF-Kauf-Order – die technisch wie ein Aktienkauf abläuft – komplette Märkte ins Depot holen. Die Auswahl ist enorm, der Fundus reicht von breiten Aktienindizes über Einzelsektoren bis zu den Obligationen- und Rohstoffmärkten. Während aktive Fondsmanager gerade in einem positiven Marktumfeld häufig daran scheitern, die jeweilige Benchmark (z.B. SMI, DAX oder S&P 500) zu schlagen, ist der Halter eines ETFs stets auf Augenhöhe mit dem zugrundeliegenden Index. Der Index repräsentiert, vereinfacht gesagt, den Durchschnitt des jeweiligen Markts: Aktienmarkt, Obligationenmarkt oder Rohstoffmarkt. Der ETF folgt dem definierten Markt wie ein Schatten – und bietet dem Anleger nicht mehr Ertrag als der Markt abwirft, aber auch nicht weniger. Den ETF-Emittenten stehen dabei zwei verschiedene Methoden zur Verfügung, den Basiswert möglichst genau abzubilden. Bei der sogenannten physischen Replikation kauft der ETF sämtliche im Index enthaltenen Wertschriften. Ein Produkt auf einen Index mit 20 Mitgliedern hält beispielsweise die 20 Mitglieder entsprechend ihrer Gewichtung in 20 Aktien. Swapbasierte ETFs, auch synthetische Replikation genannt, erhalten die Wertentwicklung z.B. des SMI nicht primär durch Halten von den 20 SMI-Aktien, sondern durch ein Tauschgeschäft zwischen dem ETF-Emittenten und einem Finanzmarktteilnehmer.

Indexverfolgung leicht gemacht
Als wesentliches Element zeichnen sich ETFs durch tiefe Kosten aus. Index-Investing zielt, wie erwähnt, nicht darauf ab eine Mehrrendite zu einem bestimmten Zielmarkt (Benchmark) zu erwirtschaften, sondern den Index möglichst genau abzubilden. Das bedarf keine Heerschaare an Research-Analysten, Strategisten und hochbezahlten Fondsmanager, die nach Überrenditen jagen – im Fachjargon als Alpha bezeichnet. ETFs sind daher mit teilweise deutlich tieferen Gebühren als aktiv gesteuerte Anlagefonds erhältlich. Die Gebühren von ETFs und inzwischen durchgehend auch aktiv verwalteten Anlagefonds werden in der TER («Total Expense Ratio») beschrieben. Die Durchschnittstypen bestechen hier durch einen sehr charmanten Kostenvorteil. Beispielsweise belaufen sich die jährlichen Kosten von aktiven Anlagefonds mit Investitionsfokus Schweizer Aktien für Privatkunden (Retail-Tranche) auf durchschnittlich 1.40%. Der ETF auf den Swiss Market Index (Symbol: SMICHA/ISIN: CH0017142719) kommt mit mageren 0.20% Jahresgebühr aus, der ETF auf den Swiss Leader Index (Symbol: SMIEX/ISIN: DE0005933964) mit immerhin 0.52%. Die Differenz zwischen börsentäglichem An- und Verkaufskurs des ETFs, dem Spread, ist bei beiden Beispielprodukten mit 0.03% beim SMICHA überaus fair, mit 0.11% beim SMIEX etwas verbesserungswürdig.

Traue keinem über 40 Basispunkte
Anlegern, den die nüchterne Marktrendite (z.B. SMI) genügt, sparen sich beim Investment in einen ETF mehr als die Hälfte der Management-Gebühren. Im TER nicht enthalten sind die Transaktionskosten, sprich der Spread und Brokerage- oder Depotbankgebühren. Für breite Aktienmärkte wie SMI, DAX oder auch S&P 500 gilt die Faustregel: Mehr als 0.40% TER sind am oberen Ende der Gebührenskala. Wann immer das Indexkonzept ausgefallener ist oder die Anlageklasse spezieller bzw. anspruchsvoller ist, rangiert ein ETF in 0.50% bis 0.60% TER. Aktive Fonds können dort schnell bis zu 3% Ge-bühren und allenfalls sogar noch eine zusätzliche Gebühr in Gestalt einer Performance-Fee von 10% der Wertzuwächse einkassieren. Wenn der Fondsmanager echte Rockstar-Qualitäten bei seiner Anlageauswahl hat und stets den Markt in Sachen Wertentwicklung übertrumpft ist ein solches Gebührenmodell fair. Kopiert der aktive Manager aber nur mehr schlecht als recht einen Index und verlangt hierfür das dreifache im Vergleich zu einem ETF, ist das weder Kunst noch Können. Passive Anlagen wie ETFs, die als simple Bausteine hingegen zu tiefen Kosten ins Depot aufgenommen werden können, werden auch in der Schweiz zunehmend bei Privatanlegern auf grossen Gefallen stossen.

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