

Frauenpower für das Depot
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Serge Nussbaumer
Chefredaktor
In wenigen Tagen, genau am 8. März, wird der 114. Weltfrauentag gefeiert. Im Mittelpunkt stehen nach wie vor die bestehenden Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern. In der Wirtschaft hat jedoch längst ein Umdenken stattgefunden. Zahlreiche Studien belegen, dass eine höhere Diversität den Erfolg von Unternehmen fördert – und bei börsennotierten Gesellschaften schlägt sich dies letztlich auch in finanziellen Erfolgen nieder. Anleger können sich dieses Wissen zunutze machen.
Der «Kampf der Geschlechter» ist so alt wie die Menschheit selbst. Angefangen bei Adam und Eva zieht sich der ewige Streit durch die Jahrtausende. Natürlich handelt es sich dabei weder damals noch heute um einen Krieg im eigentlichen Sinne. Vielmehr handelt es sich um einen ständigen gesellschaftlichen Diskurs und das Bemühen, Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern zu überwinden und gleiche Chancen für alle zu ermöglichen. Auch in unserer modernen und aufgeklärten Zeit sind längst nicht alle Barrieren zwischen Männern und Frauen beseitigt. Dabei ist Gleichberechtigung ein universelles Menschenrecht und könnte Gesellschaft und Wirtschaft auf eine neue Ebene heben.
Vorteil Diversität
Aus ökonomischer Sicht zeigen zahlreiche Analysen, dass Chancengleichheit dazu beiträgt, ein dynamisches, innovatives und faires Arbeitsumfeld zu schaffen, von dem sowohl die einzelnen Mitarbeiter als auch das Unternehmen langfristig profitieren. Gleiche Rechte, gleiche Pflichten, gleiche Chancen und gleiche Macht für Frauen und Männer erhöhen nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeiter, sondern auch den langfristigen Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen führen zu vielfältigeren Lösungsansätzen, die wiederum Innovationen vorantreiben.
Steigt man in der Unternehmenshierarchie noch eine Stufe höher, zeigen sich ebenfalls Vorteile. Frauen in Führungspositionen sind aus mehreren Gründen von grosser Bedeutung: Zum einen haben sie eine Vorbildfunktion, die andere motiviert, ihr Potenzial zu entfalten. Zum anderen treffen divers zusammengesetzte Führungsteams oft fundiertere und ausgewogenere Entscheidungen und sind dadurch erfolgreicher und anpassungsfähiger. Dies wiederum wirkt sich positiv auf die Unternehmensleistung aus. Apropos Diversität: Studien zeigen, dass Unternehmen, die Diversität leben, auch schneller auf Veränderungen reagieren und sich so im globalen Wettbewerb besser positionieren. Gleichzeitig steigern sie ihre Attraktivität als Arbeitgeber. Das zieht Talente an, bindet sie langfristig und trägt auch zu einer positiven Unternehmenskultur bei, was letztlich den wirtschaftlichen Erfolg stärkt.
Frauen holen auf
Trotz dieses Bündels an Vorteilen tun sich die Unternehmen noch schwer, Chancengleichheit herzustellen. Immerhin zeigt die Kurve nach oben. Gemäss einer Analyse von CRIF hat sich der Frauenanteil in Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten von Schweizer Unternehmen zwischen 2014 und 2023 deutlich verbessert. Lag der Frauenanteil in den Chefetagen vor zehn Jahren noch bei 24.1%, so sind es 2023 bereits 28.5%. Die Stimme der Frauen gewinnt auch in den Verwaltungsräten an Gewicht. Die börsenkotierten Schweizer Unternehmen erfüllen inzwischen mehrheitlich die Zielvorgabe des Bundes von 30% Frauen in Verwaltungsräten bis 2026. Gemäss einer Studie des Personalberaters Russell Reynolds Associates stieg die Quote im vergangenen Jahr auf 35.5%. Dies stellt einen neuen historischen Höchststand für die Vertretung von Frauen in diesen Positionen dar. Der Anteil der neu gewählten Frauen in den Verwaltungsräten sank jedoch auf 26%, nachdem er in den drei Vorjahren bei über 50% gelegen hatte.

Obwohl die Schweizer Gremien in den letzten Jahren Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter gemacht haben, zeigt ein Vergleich mit anderen grossen europäischen Aktienindizes, dass die Schweizer Unternehmen beim Frauenanteil noch hinterherhinken. Im Deutschen Aktienindex DAX liegt die Quote bereits bei knapp 40%, der französische CAC 40 glänzt gar mit 46.1%.

Unterschiedliche Fortschritte
Auf der Ebene der Vorstände nimmt die Zahl der weiblichen Mitglieder zwar ebenfalls kontinuierlich zu, die Dynamik in Richtung Geschlechterparität ist jedoch im vergangenen Jahr zum Stillstand gekommen. So stagnierte der Anteil der weiblichen Vorstandsvorsitzenden und stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden bei 25%. Dies deutet nach Ansicht von Experten darauf hin, dass Frauen nicht schnell genug in einflussreiche Positionen aufsteigen. Die Analyse von Russell Reynolds Associates kommt zu deutlich höheren Werten, was den Anteil weiblicher Führungskräfte in SMI-Unternehmen betrifft. Bei Alcon, Novartis, Richemont, Roche Sonova und auch Zurich Insurance liegt der Anteil gemessen an der Gesamtbelegschaft bei knapp 50%. Schlusslicht ist Holcim mit weniger als einem Fünftel.
Dass die grössten Unternehmen der Welt, in die das meiste Geld von Investoren fliesst, kaum von Frauen geführt werden, zeigt sich auch in den USA. Im S&P 500 werden nur 6.2% der Unternehmen von Frauen geführt, im Schweizer Leitindex SMI sind es 5.0%, womit hierzulande nur eine einzige Frau an der Spitze eines der 20 grössten Unternehmen steht. Doch zurück nach Übersee: Im amerikanischen Leitindex sitzen laut Research.com insgesamt 31 Frauen hinter dem Schreibtisch des Chief Executive Officer (CEO). Dabei verteilen sich die Frauen nicht nur auf eine Branche wie die naheliegende Kosmetikindustrie, sondern dringen auch in männerdominierte Branchen wie die Automobilindustrie vor. So bestieg Mary Barra am 15. Januar 2014 den Thron von General Motors und gab ihn nicht mehr her. Die Entwicklung der Aktie unterstreicht den Erfolg der heute 63-jährigen Managerin. So stieg der GM-Kurs seitdem um rund ein Drittel, während sich beispielsweise der Börsenwert des deutschen Konkurrenten VW im gleichen Zeitraum halbierte.

Weibliche Führungsqualitäten
Aber auch in der Technologiebranche geben Frauen den Ton an. Zwei der bekanntesten sind Lisa Su von AMD und Safra Catz von Oracle. Beide haben vor rund elf Jahren ihre Arbeit aufgenommen und können auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken. Der Aktienkurs von Oracle hat sich in dieser Zeit verfünffacht, der von AMD sogar verfünfzigfacht. Während der Softwarekonzern vor allem im Cloud-Geschäft grosse Erfolge feierte, entwickelte sich der Halbleiterkonzern AMD im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) zu einem der engsten Verfolger des Branchenprimus NVIDIA. Aber auch in der bereits erwähnten Beauty-Branche zeigt das weibliche Geschlecht sein Können. Mary Dillon ist seit Juli 2013 CEO des Beauty-Einzelhändlers Ulta Beauty und unter ihrer Führung hat sich nicht nur der Umsatz fast verfünffacht und der Gewinn versechsfacht, auch die Aktie zeigt sich von ihrer besten Seite. Seit ihrem Amtsantritt ist der Kurs um mehr als 260% gestiegen. Dass Frauen der Erfolg nicht per se anhaftet, hat Sue Nabi in den vergangenen Jahren bewiesen. Sie wurde im Juli 2020 zur Chefin des Kosmetikkonzerns Coty ernannt, doch der durchschlagende Erfolg blieb bislang aus. Zwar konnte die Aktie zwischenzeitlich deutlich zulegen, bewegt sich aber aufgrund der zuletzt schwächelnden Nachfrage nach Make-up und Kosmetik für den Massenmarkt derzeit wieder auf dem Niveau von Mitte 2020. Dennoch kann man CEO Nabi kein schlechtes Zeugnis ausstellen. Während ihrer Amtszeit stieg der Umsatz um fast 30% und das Betriebsergebnis drehte von minus USD 1.2 Milliarden auf plus USD 546 Millionen.

Bei der einzigen Vorstandsvorsitzenden eines SMI-Konzerns, Hanneke Faber von Logitech, ist der Track Record zwar noch relativ kurz, doch gelang es ihr im ersten Jahr ihrer Amtszeit, den angeschlagenen Computerzubehörhersteller wieder auf Kurs zu bringen. Die Prognose für das Geschäftsjahr 2024/25 (31. März) konnte die seit 1. Dezember 2023 amtierende Chefin bereits mehrfach anheben. Das kam am Markt gut an, die Aktie legte auf Jahressicht um 18% zu. Damit markierte der Valor ein neues Vierjahreshoch.
Intelligente Investitionen in das weibliche Geschlecht
Anleger, die der studierten Betriebswirtin vertrauen, können ein Direktinvestment oder – je nach Risikoneigung – eine gehebelte Lösung in Erwägung ziehen. Ein geeignetes Produkt könnte der Long Mini Future BWDSEU der UBS sein. Der Hebel beträgt 5.7, der Knock-out liegt gut 15% vom aktuellen Niveau entfernt. Die Barriere liegt mit CHF 79.0887 fast genau auf dem 200-Tage-Durchschnitt. Etwas gemütlicher geht es mit dem neu auf den Markt gekommenen Barrier Reverse Convertible KZNUDU auf Logitech zu. Das Produkt ermöglicht bereits im Seitwärtstrend eine Rendite von 7.3% p.a., die durch einen ordentlichen Risikopuffer von knapp einem Drittel abgesichert ist.

Auch wenn es bei der Zurich Versicherung noch keine Frau an der Spitze gibt, so hat der Konzern doch – wie gezeigt – einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Frauen. Sowohl das operative Geschäft als auch der Aktienkurs sind derzeit in Bestform. Erst vor wenigen Tagen erreichte der SMI-Wert ein neues 24-Jahres-Hoch. Die Société Générale hat auf Swiss DOTS einen interessanten Unlimited Turbo Warrant SGO0CZ auf den Versicherungstitel kotiert. Das Produkt ist mit einem Hebel von 5.4 ausgestattet, die Stopp-Schwelle liegt bei CHF 486.83. Auch hier gibt es eine Alternative für konservative Anleger. Der Ende Dezember 2024 emittierte BRC von Julius Bär SBOGJB stellt eine Rendite von 4.5% p.a. in Aussicht, der Risikopuffer beträgt 20.7%.

Wer sich ein ganzes Paket an Frauenpower ins Depot holen möchte, kann das Tracker-Zertifikat MIGGEZ auf das «Migros Bank elleXX Gender Equality Basket» ins Auge fassen. Diversität und Chancengleichheit liegen der Migros Bank seit langem am Herzen. Deshalb haben die Experten der Migros Bank zusammen mit elleXX 2021 einen speziellen Aktienkorb lanciert. In diesen finden nur Unternehmen Einzug, die über vorbildliche Strukturen im Bereich Gender Equality verfügen und auch die Gleichstellung von Mann und Frau ernst nehmen. Unter anderem befindet sich Zurich Insurance in dem 30 Mitglieder starken Basket, bei dem es vierteljährlich zu einem Rebalancing kommt.
Als grosser Performance-Treiber im Portfolio hat sich der «Migros Bank elleXX Gender Equality Baske» allerdings noch keinen Namen gemacht. Seit Emission liegt der Tracker noch im Minus, auf Jahressicht hat das Partizipationsprodukt knapp 6% zugelegt. Deutlich besser schnitt der von Solactive zusammengestellte Index «Solactive Equileap Global Gender» ab. In das Barometer werden nur Titel aufgenommen, welche die Anforderungen in den Bereichen Gender Pay Gap, Frauen in Führungspositionen, Aufstiegschancen, Elternzeit und flexible Arbeitszeitmodelle erfüllen. Die Titel in den Indizes sind gleichgewichtet und so ausgewählt, dass es keine geografischen Ausreisser gibt. Anleger können die Indizes über ETFs in ihr Depot aufnehmen. Der «Amundi Lyxor Global Gender Equality» bildet den «Solactive Equileap Global Gender Equality Index» mit 150 Unternehmen ab. Der «UBS Global Gender Equality» ist mit einem Volumen von rund EUR 680 Millionen um ein Vielfaches grösser und bezieht sich auf den «Solactive Equileap Global Gender 100 Leaders Index», der etwas strengere Regeln hat als die von Lyxor gewählte Benchmark. Mit einem Plus von 18.2% schneidet der ETF GENDER der UBS auch rund zwei Prozentpunkte besser ab als der ETF LYX0XS von Amundi.
