Luxus-Autos: Faszination auf vier Rädern
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Serge Nussbaumer
Chefredaktor
Nobel-Karossen bestechen nicht nur durch ihre Leistung, sondern geht es auch um das Prestige. Der Trend zu Exklusivität nimmt in der aktuellen Zeit immer mehr zu. Doch wer sich heute einen luxuriösen fahrbaren Untersatz – egal ob neu oder alt – zulegen möchte, muss dafür tief in die Tasche greifen. Für die Autoindustrie ist der Run auf die teuren Modelle ein Segen, sind diese doch hochprofitabel. Wir zeigen auf, bei welchen Konzernen die Kassen besonders klingeln und wie sich Anleger positionieren können.
Auf der ewigen Suche nach Rendite wird bei vielen Anlegern das «Garagengold» meist vergessen. Zu Unrecht, denn Autos besitzen zum Teil ein enormes Wertsteigerungspotenzial. Dies zeigt sich am besten im Oldtimer-Index. Seit Einführung im Jahr 1999 ist noch kein Jahr vergangenen, indem sich die Preise nicht erhöht haben. Folglich hat das Barometer seinen Wert bis heute nahezu verdreifacht.
Wer bietet mehr?
Auch auf den vielen Oldtimer-Messen strahlen die Raritäten um die Wette und unterstreichen mit ihren hochpolierten Karossen die zum Teil exorbitanten Wertsteigerungen. Getreu dem Motto «selten ist selten billig» werden beispielsweise für das Mercedes-Benz 280 SE 3.5 Cabrio aus den 1960er-Jahren, von dem nur 4’502 Stück gebaut wurden, laut Classic Analytics EUR 285’000 bezahlt. Das ist dreimal so viel wie noch 2011. Die Kleinserie des 288 GTO von Ferrari aus den 1980ern weist eine noch höhere Steigerung auf: Für den Klassiker wurden vor zwölf Jahren rund EUR 308’000 aufgerufen, heute sind es etwa EUR 2.35 Millionen, ein Zuwachs von 660%. Eines der legendärsten Modelle mit enormer Wertsteigerung ist der McLaren F1, der bei seiner Erstauslieferung 1993 als damals teuerstes Serienauto der Welt umgerechnet EUR 750’000 kostete. Nur 106 Exemplare wurden gebaut und wer heute einen möchte, muss rund EUR 15 Millionen auf den Tisch legen.
Alt gegen neu
Wer nicht so sehr auf Klassiker steht, sondern in den Genuss von Luxus kombiniert mit aktuellem Komfort und einer Hightech-Ausstattung kommen möchte, muss ebenfalls tief in die Tasche greifen. So kosten die zehn teuersten Autos der Welt zusammen mehr als EUR 100 Millionen. Auf Platz eins steht der zu BMW zählende Hersteller von Luxusautomobilen Rolls-Royce. Für dessen auf drei Exemplare limitiertes Cabriolet Boat Tail sind schlappe EUR 25.6 Millionen fällig.
Luxusautos faszinieren aber nicht nur die oberen Zehntausend, auch gewöhnliche Gutverdiener sehnen sich immer häufiger nach Prestige und Exklusivität. Daher wundert es nicht, dass auch die klassische Automobilindustrie das gut betuchte Klientel immer mehr ins Visier nimmt und jede Menge Modelle hervorbringt, die sich nicht nur durch Leistung, sondern ebenso durch einen hohen Preis von den Otto-Normal-Karossen unterscheiden. Dabei geht es den Unternehmen auch um Profit-Maximierung, schliesslich werfen die Nobelkarossen das meiste Geld ab.
Italienischer Luxus
Kaum ein anderer Autokonzern beherrscht diese Disziplin besser als Ferrari. Der Sportwagenbauer aus Maranello in der italienischen Provinz Modena steht seit jeher für die perfekte Verbindung von Racing, Luxus und hohen Margen. Der ehemalige Chef des Traditionskonzerns, Sergio Marchionne brachte die Maxime während seiner Amtszeit von 2004 bis zu seinem Tod 2018 auf den Punkt: «Das Ziel ist es, immer mindestens ein Auto weniger zu bauen als die Nachfrage hergibt.» Die künstliche Knappheit befeuert nämlich die Gewinnmargen. Diese Devise beherzigt auch der seit 2021 amtierende CEO Benedetto Vigna. So wies der Konzern im 2. Quartal eine Rendite von satten 29.7% aus. Dies ist eine klare Verbesserung zum Vorjahr um 4.4 Prozentpunkte und auch deutlich mehr als Konkurrent Porsche mit 18.9%.
Um in der sich derzeit verändernden Automobilwelt auf der Überholspur zu bleiben, setzt der 54-Jährige nicht nur auf neue Modelle, sondern ebenso auf innovative Antriebe. Ab der zweiten Hälfte des laufenden Jahrzehnts sollen E-Autos und Hybridantriebe die Produktpalette bei dem Luxussportwagenhersteller dominieren. Dazu kündigte Ferrari eine neue Produktionsstätte in Maranello an, die bis Mitte 2024 fertiggestellt werden soll. Die neuen Montagelinien können flexibel sowohl Elektro- als auch Verbrenner bauen. Insbesondere die langjährigen Erfahrungen aus den aktuellen Hybridmodellen sowie den Hybridantrieben für die Formel 1 werden laut dem Konzern dafür sorgen, dass sich das E-Modell «in allen Dimensionen von anderen abhebt: Motorleistungsdichte, Gewicht, Sound und Fahrgefühl».
Apropos «abheben»: Der Blick auf den Kurs der Ferrari-Aktie zeigt einen förmlich raketenhaften Anstieg. In den vergangenen fünf Jahren konnte sich der Titel nahezu verdreifachen und beschleunigte damit die Branche, gemessen am STOXX Europe 600 Automobiles & Parts Index, um mehr als das Vierfache. Allein 2023 steht ein Zuwachs von rund 42% zu Buche.
Versteckte Edelkutschen
Andere bekannte Luxusmarken wie Lamborghini, Bentley, Bugatti oder auch Maybach sucht man dagegen vergebens auf dem Kurszettel. Allerdings sind die weltbekannten Edelkutschen zumeist unter den Dächern von börsennotierten Auto-Konzernen zu finden. So zählen Lamborghini und Bentley zu VW, an Bugatti wiederum hält Porsche 45% der Anteile, der Rest liegt bei dem kroatischen Elektro-Hypercar-Pionier Mate Rimac, an dem Porsche ebenfalls als strategischer Gesellschafter fungiert. Rimac soll früher oder später an die Börse gebracht werden.
In Sachen Exklusivität sind BMW und Mercedes ebenfalls gross im Geschäft. Wie bereits eingangs erwähnt, ist die High-End-Automarke Rolls Royce bei BMW angesiedelt, Mercedes wiederum versucht mit der Traditionsmarke Maybach Luxus neu zu definieren. Darüber hinaus bringen die Deutschen auch E-Mobilität und Luxus zusammen. «EQS 580» nennt sich die Top-Version aus Stuttgart, dessen Preis bei EUR 140’000 beginnt. Die Weiss-Blauen haben soeben den «i7» vorgestellt, der im kommenden Jahr in etwa auf gleichem Preisniveau auf den Markt kommen wird. Dabei handelt es sich um eine der längsten und grössten Luxuslimousinen weltweit.
Starkes Wachstum
Dass der Stern von Mercedes-Benz auch mit Blick auf das operative Geschäft hell am Auto-Firmament leuchtet, zeigte sich bei den Halbjahreszahlen. Der Konzern hob nach einem deutlichen Gewinnanstieg die Prognose für das Gesamtjahr an. Dabei profitierte Mercedes von höheren Preisen und dem Fokus auf besonders profitable Spitzenmodelle wie die Edelmarke Maybach, grosse SUVs, wie die G-Klasse, und leistungsstarke AMG-Sondermodelle. Im Kerngeschäft Pkw wurde im ersten Halbjahr eine Umsatzrendite von 14.3% erzielt. Damit ist der Autokonzern derzeit etwas profitabler als sein Widersacher aus Bayern, der im gleichen Zeitraum eine Marge von 10.6% erzielte. An der Börse zeigt sich dagegen ein spiegelbildliches Bild: Die BMW-Aktie avancierte seit Jahresbeginn um 14%, Mercedes liegt mit plus 2% abgeschlagen dahinter.
Der dritte im Bunde, Porsche, dreht sogar im negativen Bereich. Und das, obwohl sich der Sportwagenbauer trotz des herausfordernden Umfelds weiter auf Wachstumskurs befindet. In den ersten neun Monaten steigerte das Unternehmen den Umsatz um 12.6% auf EUR 30.1 Milliarden, das operative Ergebnis verbesserte sich um 9% auf EUR 5.5 Milliarden. Selbst wenn die Marge dadurch etwas zurückginge, liegt sie mit einem Wert von 18.3% immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Das langfristige Ziel einer Rendite von mehr als 20% wurde erneut bestätigt.
E-Auto-Pionier in der Bredouille
Derart hohe Gewinnmargen kann im exklusiven Bereich der reinen E-Auto-Hersteller einzig Marktführer Tesla aufweisen. Die junge Konkurrenz aus Lucid, Polestar, Nio und Rivian bewegt sich dagegen noch im Minusbereich. Der verstärkte Wettbewerb knabbert aber auch am Profit des E-Auto-Pioniers. Noch vor einem Jahr wies Tesla eine operative Rendite von 17.2% aus, bis heute schrumpfte diese auf nur noch 7.6% zusammen. Damit ist der US-Konzern deutlich hinter Porsche, BMW und Mercedes zurückgefallen. Dies bleibt nicht ohne Folgen am Kapitalmarkt: Die Tesla-Aktie tauchte zuletzt ab und notiert mittlerweile mehr als ein Viertel unter ihrem Jahreshoch. Gegenüber dem Quartett aus Lucid, Polestar, Nio und Rivian hat das S&P 500-Mitglied in diesem Jahr aber immer noch klar die Nase vorne.
Auch hinsichtlich Bewertung ist Tesla in Führung. Trotz der schwindenden Marge weist der Auto-Titel ein 2024er-KGV von 57 auf. Selbst Ferrari ist trotz des ungebrochenen Wachstumstempos mit einem KGV von 37 deutlich günstiger, bei den deutschen Edel-Karossenbauern Porsche, BMW und Mercedes befindet sich die Kennziffer sogar im niedrigen einstelligen Bereich.
Einsteigen, anschnallen und gewinnen
Anleger, die sich im Luxusautobereich engagieren möchten, haben verschiedene Möglichkeiten. Vorsichtige Naturen können sich mit dem Multi Barrier Reverse Convertible RMATIV das günstig bewertete deutsche Auto-Trio ins Depot holen. Das Produkt stellt bereits in einer Seitwärtsfahrt eine Rendite von 13.6% p.a. bis Juli 2024 in Aussicht. Mit einer Gewinnchance von 8.9% p.a. ist der frisch am Markt erhältliche Barrier Reverse Convertible RRAACV auf Ferrari ebenfalls ein attraktives Investment für konservativ gestrickte Anleger.
Wer mehr Mut hat, kann bei Ferrari auch das positive Momentum nutzen und eine gehebelte Spekulation wagen. Der auf Swiss DOTS kotierte Turbo-Long (Valor 124363695) verfügt über einen Hebel von 5.6, der Knock-Out befindet sich bei EUR 238.72 und damit rund 16% vom aktuellen Niveau entfernt. Ebenfalls ins Feld der spekulativen Trades gehört die Tesla-Aktie – allerdings spiegelbildlich. Der jüngste Rücksetzer unter die 200-Tage-Linie sorgte für ein Verkaufssignal und eröffnet damit eine Short-Chance. Selbst wenn sich der Kurs kurz danach wieder zurück auf den gleitenden Durchschnitt kämpfte, spricht die fundamentale wie auch technische Verfassung eher für weiter sinkende Notierungen. Mit dem Short Mini-Future TGSL4U der UBS lässt sich mit Hebel 4.6 auf tiefere Kurse wetten.
Kein direktes Pure-Play-Investment in die Luxus-Auto-Branche stellt zwar der STOXX Europe 600 Automobiles & Parts dar, allerdings sind in dem Index die wichtigsten Player in Europa enthalten. Innerhalb der Top-10-Komponenten befinden sich alle noblen Hersteller wie Ferrari, BMW, Porsche und Mercedes-Benz. Die Marke mit dem Stern ist sogar das absolute Schwergewicht. Der Index ist auch mit einem deutlich höheren Tempo unterwegs als der Gesamtmarkt: In diesem Jahr beläuft sich das Plus auf knapp ein Zehntel, während der STOXX Europe 600 nur um 3.9% vorankam. Mit dem Tracker-Zertifikat ETAUT lässt sich 1:1 inklusive Dividenden auf die diversifizierte Auswahl setzen – die Rendite beläuft sich auf hohe 5.5%.