Nach der Energiewende: Unternehmen mit Aufholpotenzial in Sachen Nachhaltigkeit
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Craig Bonthron, Co-Manager
Die Schweiz hat die Energiewende beschlossen. Dieser weltweite Trend hat Auswirkungen auf die Investments.
Die Energiewende in der Schweiz bedeutet zunächst der schrittweise Ausstieg aus Atomenergie mit anschliessendem Umstieg auf eine vollkommen erneuerbare Energieversorgung. Dieser Trend kann weltweit beobachtet werden – auch an den Anlagemärkten. Investoren setzen zunehmend auf ethische Investments nach ESG-Kriterien. Dies sind ökologische und soziale Aspekte ebenso wie Fragen der Unternehmensführung. Nach wie vor gibt es in diesem komplexen Bereich viele verschiedene Ansätze.
Fokus auf Leader und Improver
Langfristig lässt sich mit einem konzentrierten, strikten Bottom-up-Anlageansatz in punkto Nachhaltigkeit im Gegensatz zu einem auf Themen oder Sektoren fokussierten Ansatz die beste Wertentwicklung erzielen. Die Anlageentscheidungen basieren auf der Grundlage sorgfältiger firmenintern entwickelter Prüf- und Nachhaltigkeitsanalysen, die über das ESG-Research-Team in den Investmentprozess eingebunden werden. Dabei werden als Nachzügler in Sachen Nachhaltigkeit identifizierte Unternehmen gemieden. Der Fokus liegt auf den „Leader“ und – anders als viele andere ESG- oder Nachhaltigkeitsfonds – auf die „Improver“. Diese Unternehmen sind zwar noch nicht ausgereift, aber in der Entwicklung. Sie überzeugen in Sachen Nachhaltigkeit noch nicht vollständig, weisen jedoch deutliche Verbesserungen auf.
Wir sind fest davon überzeugt, dass sich die Nachhaltigkeitsanalyse positiv auf die Wertentwicklung auswirkt und „Improver“ eine sehr gute Alphaquelle sind. Denn die Verbesserungen sind häufig ein Indikator für bessere Qualität, nachhaltiges Wachstum und folglich eine Neubewertung.
Drei globale Improver
Wendepunkt der Nachfrage nach Elektromotoren
Die meisten globalen Fonds legen in Large Caps und Mega Caps, also in die ganz grossen Titel, an. Sie gelten allein aufgrund ihrer Grösse als sichere Anlagen. Der Nachteil bei diesen Titeln besteht in der Regel darin, dass sie sowohl überanalysiert, aber auch zu komplex und zu bürokratisch sind, um bedeutendes Alpha generieren zu können. Folglich übersehen diese Fonds gewöhnlich Small- oder Midcaps wie das Unternehmen Aumann, das erst vor Kurzem an die Börse gegangen ist. Das äusserst interessante deutsche Unternehmen hat die Spulenwicklung für Elektromotoren innerhalb von Produktionslinien automatisiert. Es überzeugt durch seinen technologischen Vorsprung und vor allem durch die soliden Beziehungen in der Elektro- und Hybridfahrzeugproduktion, einem Bereich, bei dem das Wachstum an einem Wendepunkt angelangt ist.
Diese Technologien werden bestens angenommen. Das für den Massenmarkt vorgesehene Tesla Model 3 ist auf Kurs und auch bei anderen führenden Autobauern mit Elektroauto-Plattformen gibt es interessante Entwicklungen. Dieser Wendepunkt fördert das nicht lineare Wachstum der Nachfrage nach Elektromotoren. Diese wird den Markt überraschen. Nach dem erst kürzlich erfolgten Börsengang lässt die Transparenz bei Aumann noch zu wünschen übrig. Das dürfte sich jedoch ändern. Die Beschaffenheit des Kundenstamms, der vorwiegend aus führenden deutschen Autobauern besteht, stimmt mit Blick auf die Standards in der Beschaffungskette optimistisch. Die Corporate Governance ist solide, das Management erfahren und das Vergütungssystem konservativ. Aumann ist ein gutes Beispiel für einen „Improver“, dessen ausgezeichnete Produkte zu einer effizienten Fertigung von Elektrofahrzeugen beitragen.
Lithiumbatterien sind unentbehrlich
Ohne Lithiumbatterien gäbe es keine Smartphones, Tablets, Laptops oder Elektroautos. Das US-Unternehmen Albermale betreibt sein Lithium-Geschäft in Chile und den USA. Zwei weitere Standorte befinden sich im Aufbau. In den letzten Jahren hat das Unternehmen mehrere Lithium-Unternehmen übernommen und sich von nicht zum Kerngeschäft zählenden Bereichen getrennt. Dadurch hat es sich fast zu einem reinen Lithium-Spezialisten entwickelt.
Albermale wird von der steigenden Lithium-Nachfrage profitieren, die sich aus dem Vormarsch von Elektroautos, aber auch von E-Bikes oder anderen Fahrzeugen ergibt. Wir gehen nicht davon aus, dass das Angebot in den nächsten fünf Jahren die Nachfrage decken wird. Und letztlich wird es Jahre dauern, bis der Nachschub gesichert ist. Auf der Hauptversammlung der Aktionäre 2015 wurden die Vergütungspraktiken des Unternehmens massiv kritisiert. Albermale hat die Bedenken der Aktionäre jedoch ernst genommen und seine Corporate Governance verbessert. Das Management ist ebenfalls erstklassig. Der hohe Wasserverbrauch der Sole-Projekte muss angesichts der geografischen, natürlichen Begebenheiten dringend reduziert werden. Dennoch gefällt die Aktie, die kräftiges Aufwärtspotenzial besitzt.
Acacia Communications
Acacia ist ein ein weiteres US-Unternehmen und führender Hersteller von optischen High-Speed Modulen. Diese machen die Fiberoptik-Netzwerke effizienter und verringern den Energieverbrauch. Das Unternehmen beliefert vor allem energieintensive Datenzentren. Mit Blick auf die Nachhaltigkeit ist dies zweifellos ein attraktives Produkt.
Die Produkte von Acacia sprechen für die Aufnahme als „Improver“ von noch geringer Transparenz. Dies ist jedoch nichts Ungewöhnliches, da das Unternehmen ebenfalls relativ neu auf dem Parkett ist. Die sozialen Kriterien sind unseres Erachtens erfüllt, die Supply Chain muss jedoch transparenter werden. Die Unternehmensführung entspricht weitgehend dem Standard in den USA. Aber die mit der langfristigen Vergütung verbundenen Leistungsziele sollten noch offengelegt werden. Wir rechnen mit Verbesserungen in diesem Bereich und sind in diesem Kontext mit diesem Portfoliotitel äusserst zufrieden.