Russland lockt Anleger
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Dieter Haas
Mit einer gepoolten Anlage auf Russland war 2017 bis dato kein Staat zu machen. Contrarians sollten jetzt jedoch mit dem ETF CSRU einen ersten Fuss in die Türe des ehemaligen Zarenreichs setzen.
Die Kursentwicklung des russischen Aktienmarktes hängt in hohem Masse am Gängelband des Ölpreises. Steigt das schwarze Gold, dann hat das positive Auswirkungen
auf die Börse Russlands und umgekehrt. Das liegt an der Struktur der Indizes. Diese werden dominiert vom Sektor Energie. Im MSCI Russia ADR/GDR Index, dem Basiswert von CSRU, wies die Sektoraufteilung am 16. Juni folgende Verteilung auf: Energie 53%, Finanz 25%, Materialien 10%, nichtzyklische Konsumgüter 8% und Telekommunikation 4%. Des Weiteren umfasst der MSCI Russia ADR/GDR Index lediglich 15 Titel.
«Der MSCI Russia ADR/GDR Index umfasst lediglich 15 Aktien.»
Dabei entfiel am genannten Stichtag auf die drei gewichtigsten Sberbank, Gazprom und Lukoil insgesamt ein Anteil von gut 51%. Diese im internationalen Kontext sehr
spezielle Struktur ist hauptverantwortlich für das Eigenleben des russischen Aktienmarktes im Vergleich zum Weltaktienindex. Wie eingangs erwähnt, ist die Parallelität
zum Ölpreis sehr viel höher als diejenige zum MSCI World.
Starke Abhängigkeit vom Ölpreis
Wer daher russische Aktien kauft, muss zwingend eine positive Meinung zu Rohstoffen im Allgemeinen und zum Erdöl im Speziellen haben. Nur wenn dies der Fall ist, macht eine Diversifikation in einem breit diversifizierten Depot Sinn. Hinzu kommt, dass etliche russische Aktien vom Staat dominiert werden, was dazu führt, dass ihre
Börsenbewertung, gemessen am erwarteten Kurs-/Gewinn-Verhältnis, in der Regel tiefer ist. Billig ist im Falle russischer Unternehmen daher nicht zwingend günstig. Langfristig betrachtet bietet die im Quervergleich vorteilhafte Bewertung aber durchaus Vorteile. Gerade in jüngster Zeit, in der fast alles, was sich über die Börsen erwerben lässt, historisch betrachtet nahe oder bereits über den Bewertungsrekorden notiert, dürfte Russland über kurz oder lang wieder stärker in den Fokus der Anleger rücken. Das Zünglein an der Waage dürfte dabei wie immer die künftige Ölpreisentwicklung sein.
Preiserwartungen des schwarzen Goldes
Für die eigene Meinungsbildung sehr hilfreich sind in diesem Zusammenhang unabhängige Anbieter mit regelmässigen Informationen. Etwas vom Besten ist die Webseite der U.S. Energy Information Administration (eia). Sie bietet einen monatlichen Ausblick mit einem Prognoseausblick für alle Energieträger (www.eia.gov). Gemäss ihrem neuesten Bericht rechnet die staatliche Behörde mit einem durchschnittlichen Kurs des Rohöls der Sorte Brent für 2017 von USD 53 pro Barrel. Für 2018 erwartet eia einen Durchschnittspreis von USD 56 pro Barrel. Bei der anderen bekannten Sorte West Texas Intermediate (WTI) liegen die prognostizierten Mittelwerte in beiden Jahren zwei Dollar pro Barrel niedriger. Im Vergleich zu den aktuellen Preisnotierungen würde dies bedeuten, dass die Rohölkurse in den kommenden Monaten leicht anziehen
sollten. Für die russische Börse wären das gute Neuigkeiten. Die Talsohle dürfte daher erreicht sein. Für Russland-affine Anleger oder solche, die ein möglichst breit diversifiziertes Depot anstreben, scheint die Zeit reif für einen Markteinstieg über einen ETF wie CSRU.