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Warum Anleger eine bessere Aussicht für EM-Aktien in Betracht ziehen sollten

13.10.2023 6 Min.
  • Ernest Yeung
    Portfolio Manager
    T. Rowe Price

Ein starker Dollar, ein enttäuschendes Gewinnwachstum und eine Verlangsamung des globalen Wachstums machen die Aussichten für Schwellenländeraktien auf kurze Sicht schwierig. Diese Gegenwinde dürften sich jedoch in den nächsten Phasen des Wirtschafts- und Aktienzyklus zu Rückenwind entwickeln.

Das globale Wirtschaftsumfeld ist äußerst komplex, da die Wirtschaftsindikatoren rot blinken, Liquidität aus dem Finanzsystem abgezogen wird und sich die Aktienmarktrenditen auf bestimmte Bereiche konzentrieren. Auch die Schwellenländer hatten mit ausgeprägtem Gegenwind zu kämpfen, der die Performance beeinträchtigt hat. Hinzu kommt, dass die Renditekurve seit über einem Jahr invertiert ist, was die Aussichten auf eine Rezession in den USA erhöht (Eine inverse Renditekurve ging in den letzten 50 Jahren jeder US-Rezession voraus.). Auf den ersten Blick scheint es also nicht der ideale Zeitpunkt zu sein, um Allokationen in Schwellenländern in Erwägung zu ziehen, insbesondere angesichts ihrer Abhängigkeit von Welthandel und Exporten. Wir sind jedoch der Meinung, dass sich bestimmte Faktoren für eine Trendwende abzeichnen. Sollte es zu einer kurzen oder milden Rezession kommen, wie sie von vielen Ökonomen prognostiziert wird, könnten die Schwellenländer in einer guten Position sein, da sie in der Vergangenheit schon früh von wirtschaftlichen Erholungen profitiert haben.

Gegenwind dürfte sich in Rückenwind verwandeln

Es ist unbestritten, dass die Schwellenländer in den letzten Jahren im Vergleich zu den Industrieländern schlecht abgeschnitten haben. Ein starker US-Dollar, geopolitische Spannungen, enttäuschendes Gewinnwachstum und eine Verringerung des Wachstumsaufschlags gegenüber den Industrieländern haben die Stimmung stark belastet. In jüngster Zeit haben auch Deglobalisierungstendenzen – wie zunehmender Protektionismus und Produktionsverlagerungen – das Wachstum gebremst. Auf längere Sicht könnten sich diese Gegenwinde jedoch in den nächsten Phasen des Wirtschafts- und Aktienzyklus in potenziellen Rückenwind verwandeln. Mit komprimierten Bewertungen, einem schwächeren US-Dollar, dem Höhepunkt der Inflation in vielen Schwellenländern und dem Potenzial für Zinssenkungen bilden sich die Zutaten für eine frühe Phase der Erholung heraus.

Die Bewertungen sind im Vergleich zu anderen Märkten besonders attraktiv. In Bezug auf das Kurs-Buchwert-Verhältnis sind die Bewertungen der Schwellenländer auf eine Standardabweichung unter das historische Niveau gefallen was sowohl Chancen (im Hinblick auf eine Erholung) als auch eine weitere Abschwächung (auf dem Weg in eine mögliche Rezession) bietet. In der Zwischenzeit wurden die Gewinnschätzungen für die Schwellenländer bereits stark nach unten korrigiert, aber wir gehen davon aus, dass sich diese wieder erholen werden, wenn die Weltwirtschaft die Talsohle erreicht und sich dann erholt.

Die Aussichten sind vielversprechend, aber es ist mit Rückschlägen zu rechnen

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass der Weg zur Erholung glatt verläuft, und die Erfahrungen in den Schwellenländern werden unterschiedlich sein. Volkswirtschaften wie China, Indien und Brasilien, die über ein starkes Binnennachfragepotenzial verfügen, sind besser in der Lage, das schwierige Umfeld zu meistern. China bleibt ein Rätsel, und obwohl die Wiedereröffnung Chinas nach den verlängerten COVID-Beschränkungen die Investitionen zunächst beflügelte, waren die jüngsten Daten enttäuschend. Auch die unterdurchschnittliche Performance chinesischer Aktien im Vergleich zu ihren globalen Pendants im bisherigen Jahresverlauf spiegelt eine enttäuschende Dynamik wider, aber es gibt auch positive Anzeichen für China. Wir glauben, dass der Aufschwung nicht ins Stocken geraten ist, sondern sich in eine neue Richtung bewegt, in der der Konsum und nicht die Investitionen das Wachstum antreiben werden. Ein Schlüsselfaktor wird sein, ob weitere Anzeichen einer Verlangsamung die chinesischen Politiker dazu veranlassen, die Wirtschaft aggressiver zu stimulieren, um die Stimmung und den Konsum anzukurbeln – ein Schritt, der von den Anlegern wahrscheinlich begrüßt werden würde.

Auf kurze Sicht werden die bevorstehenden Aussichten auf ein schwächeres Wachstum oder eine Rezession wahrscheinlich eine Flucht in die Sicherheit auslösen und ein schwieriges Umfeld für die Schwellenländer schaffen. Wenn es jedoch zu einer kürzeren und milderen Abschwächung kommt und dieser Gegenwind nachlässt und sich dann umkehrt, sind die Schwellenländer unseres Erachtens gut aufgestellt, um davon zu profitieren, da sie dies in der Regel in frühen Phasen des Aufschwungs getan haben. Zwar sollten sich die Anleger kurzfristig vor der Volatilität in Acht nehmen, aber Anzeichen für eine Erholung der Weltwirtschaft werden ein Signal sein, die Allokation neu zu überdenken.

Außerhalb Chinas ist Lateinamerika wieder einmal interessant. In Brasilien, wo die Zinssätze nahe bei 14% liegen, scheint der Markt nach einer langen Zeit der Zinserhöhungen auf jede Wende im Zinszyklus vorbereitet zu sein. Mexiko profitiert von steigenden Investitionen, da die Unternehmen ihre Produktion zunehmend verlagern. Zum letzten Quartalsende hatten wir hier unsere größte Übergewichtung im Vergleich zum Index, da wir starke idiosynkratische Aktienstorys finden können, bei denen wir glauben, dass diese Unternehmen in den nächsten Jahren das Gewinnwachstum steigern können.

Grundsätzlich waren die letzten 10 Jahre für rohstoffproduzierende Schwellenländer wie Brasilien, Südafrika, Chile und Indonesien schwierig. Wenn wir jedoch davon ausgehen, dass die Rohstoffinflation zurückkehrt, wie es viele tun, dann werden sich ihre Haushalts- und Leistungsbilanzen wahrscheinlich deutlich verbessern. Ob wir uns in der Anfangsphase eines weiteren Superzyklus bei den Rohstoffpreisen befinden, ist umstritten, aber es gibt Ähnlichkeiten zwischen den frühen 2020er Jahren und den frühen 2000er Jahren, als die Rohstoffpreise das letzte Mal einen langen und kräftigen Aufschwung erlebten. Damals wie heute sind die Investitionen in Öl und Gas sowie in den globalen Bergbausektor deutlich zu gering. In den frühen 2000er Jahren war China die Hauptquelle für die steigende Nachfrage nach Rohstoffen. Heute wird die Umstellung auf saubere Energiequellen und Elektrofahrzeuge wahrscheinlich zu einer allgemeineren Beschleunigung der Nachfrage nach wichtigen Rohstoffen führen. Wir haben sowohl Rohstoffe als auch Energie gegenüber dem Index zum letzten Quartalsende übergewichtet.

Wir glauben auch, dass das inflationäre Umfeld ein Katalysator sein kann, um die Ausgaben zu erhöhen und den Unternehmergeist zu wecken (sowohl auf Unternehmens- als auch auf Regierungsebene). Seit der globalen Finanzkrise im Jahr 2008 haben wir sowohl bei Unternehmen als auch bei Regierungen eine massive Unterinvestition erlebt. Sowohl die politischen Entscheidungsträger als auch die Unternehmen haben sich darauf konzentriert, ihre Bilanzen zu sanieren. Viele Industriezweige haben nur auf dem Niveau von «Erhaltungsinvestitionen» investiert, anstatt in Produktivitätssteigerung oder Expansion zu investieren. Wir sind der Meinung, dass in vielen Branchen nach vielen Jahren der Vernachlässigung nun längst überfällige Investitionen anstehen.

Vorbereitet sein, wenn sich die Bedingungen verbessern

Obwohl die Aktien der Schwellenländer in den letzten Jahren für die Anleger enttäuschend waren, glauben wir, dass sich das Chancen-Risiko-Verhältnis langsam zum Positiven wendet. Neben den bekannten säkularen Faktoren weisen die Schwellenländer wieder eine Reihe von Wachstumsmerkmalen auf, die in den Industrieländern (abgesehen von einigen der besten Technologieunternehmen) nicht ohne weiteres verfügbar sind. Wir finden immer häufiger qualitativ hochwertige Unternehmen, die unserer Meinung nach ein nachhaltiges Gewinnwachstum erzielen können, das weit über dem weltweiten Durchschnitt liegt. Banken sind ein bemerkenswertes Beispiel: Die Eigenkapitalrendite der Banken in den Schwellenländern war weitaus höher als die ihrer Pendants in den Industrieländern. Chinas Führungsrolle bei Elektrofahrzeugen und Solarpanelen sowie der Aufstieg des chinesischen Verbrauchers bieten ebenfalls mehrjährige Möglichkeiten.

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