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payoff Trading Desk

AB Inbev: Asien-IPO als echte Bewährungsprobe

19.09.2019 4 Min.
  • Wolfgang Hagl

Während dem Brauereigiganten am Oktoberfest ein hoher Bierabsatz sicher ist, stehen hinter dem geplante IPO des Asien-Geschäfts einige Fragezeichen. Der Börsengang in Hongkong könnte für Anheuser-Busch InBev richtungsweisend sein.

Von einer echten Inflation kann in Europa schon lange nicht mehr die Rede sein. In der Schweiz ist die Teuerung im Vergleich zum Vorjahr auf zuletzt 0.3% geschrumpft. Derweil lag der Preisauftrieb in der Eurozone im August mit 1.4% deutlich unter dem von der EZB angepeilten 2%-Niveau. Allerdings gibt es Bereiche und Anlässe, für die anderen Gesetze gelten. Beispiel Oktoberfest: Wenn am morgigen Samstag das grösste Volksfest der Welt in München seine Tore öffnet, kostet der Liter Bier zwischen EURO 10.80 und EUR 11.80. Gegenüber 2018 steigt der Preis damit um 3.11%. Auf Sicht von 10 Jahren hat sich die Mass um mehr als ein Drittel verteuert.

Die Entwicklung auf der «Wiesn» dürfte nicht nur der EZB gefallen. Sie ist auch ganz nach dem Geschmack der beiden weltgrössten Brauereikonzerne, deren lokale Marken in den riesigen Festzelten zum Ausschank kommen. Während Paulaner und Hacker-Pschorr Teil des grossen Markenportfolios von Heineken sind, liegen Spaten-Franziskaner und Löwenbräu in der Hand von Anheuser-Busch (AB) InBev. An der Börse hatte der letztgenannten Biergigant zuletzt die Nase vorne. Im bisherigen Jahresverlauf verteuerte sich die AB Inbev-Aktie um knapp die Hälfte. Heineken kam dagegen «nur» um rund ein Viertel voran.

Für Bierlaune sorgte der Branchenprimus mit den Zahlen für das 2. Quartal. Von April bis Juni steigerte AB InBev den Absatz 2.1% und verzeichnete damit die höchste Wachstumsrate seit mehr als 5 Jahren. Gleichzeitig konnte der Konzern höhere Preise durchsetzen, was zu einem überproportionalen Umsatz- und Gewinnanstieg führte. Hier machte sich die Premiumstrategie bei Top-Marken wie Budweiser oder Corona bezahlt.

Der zweite treibende Faktor für den Aktienkurs sind die Bemühungen des Managements, den Schuldenberg abzutragen. Mitte Juli kündigte AB InBev den Verkauf des Australien-Geschäfts an den japanischen Konkurrenten Asahi für umgerechnet rund CHF 11 Mrd. an. Kurz vor dieser Transaktion hatte CEO Carlos Brito noch die Pläne für ein IPO des Asien-Geschäfts unter Verweis auf das schwierige Marktumfeld gestoppt. Seither fand offenbar ein Umdenken statt.

Jedenfalls gab der Konzern in dieser Woche den Startschuss für die Teil-Platzierung der Budweiser Brewing Company APAC Limited an der Börse in Hongkong. Bis zu USD 6.6 Mrd. soll die Emission in die Kasse spülen. Der Börsenaspirant buhlt unter anderem mit der Aussicht auf eine attraktive Dividende um die Gunst der Investoren. Ein Viertel des Gewinns soll an die Aktionäre ausgekehrt werden. Einen prominenten Investor hat das Unternehmen bereits überzeugen können: Der Staatsfonds GIC aus Singapur hat zugesagt, Papiere im Volumen von rund USD 1 Mrd. zu zeichnen. Damit stehen die Chancen nicht schlecht, dass der Sprung auf das Parkett im zweiten Anlauf klappt. Mit dem weltweit zweitgrössten Börsengang in diesem Jahr nach dem Wall Street-Debüt des Fahrdienstvermittlers Uber würde AB InBev den eigenen finanziellen Spielraum deutlich verbessern.

Anlagekonklusion:

Folgerichtig dürfte ein Erfolg den Large Cap weiter beflügeln. Auf das positive Szenario können Trader beispielsweise mit dem Call-Warrant ABIYJB spekulieren. Neben diesem und weiteren Long-Papieren handelt Julius Bär an der SIX auch eine Reihe von Puts auf AB InBev. Dazu zählt die im kommenden März fällige Variante ABZPJB. Für ein Engagement auf der Short-Seite spricht die Möglichkeit, dass die Platzierung der Asien-Tochter ein weiteres Mal scheitert. Angesichts des nach wie vor schwierigen Börsenumfelds und der brisanten Lage in Hongkong ist ein Flop nicht ausgeschlossen. So oder so dürften die Würfel noch während des Oktoberfestes fallen, am 30. September soll die neue Aktie zum ersten Mal gehandelt werden.

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