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ABB: Auf dem Sprung

19.10.2022 4 Min.
  • Wolfgang Hagl

Der Industriekonzern legt morgen die Zahlen für das dritte Quartal vor. Man darf gespannt sein, ob ABB den zum Halbjahr verbreiteten Optimismus beibehalten hat. Ist dies der Fall, könnte die SMI-Aktie ihren Ausbruch nach oben perfektionieren.

Die Berichtssaison nimmt am Schweizer Aktienmarkt gerade Fahrt auf. Nachdem Roche gestern ein eher enttäuschendes Zahlenwerk vorgelegt hat, präsentiert heute Nestlé den Zwischenbericht. Morgen ist ABB an der Reihe. Den Zahlentermin des Industriekonzerns dürfte sich so mancher Trader dick im Kalender angestrichen haben. Grund: Der Large Cap steuert in einer interessanten charttechnischen Konstellation auf den Anlass zu. ABB lugt über einen Anfang Jahr lancierten Abwärtstrend. Zuletzt profitierte der Zykliker auch von der zaghaften Aufbruchstimmung unter den Börsianern. Nach einem turbulenten September wurden die Zins- und Konjunktursorgen etwas beiseitegeschoben. Geholfen hat zudem der «U-Turn» der britischen Regierung bei den geplanten Steuersenkungen.

Vorsichtige Entwarnung

Neben Analysten und Tradern werden auch die Ökonomen genau zuhören, wenn sich ABB zum jüngsten Geschäftsverlauf sowie den weiteren Aussichten äussert. Mit seinen verschiedenen Sparten ist der Konzern aus Zürich eng mit der Weltwirtschaft verwoben. Ein grosses Thema dürfte beim Webcast mit CEO Björn Rosengren – ab 10:00 Uhr – auch der Zustand der Lieferketten sein. Im zweiten Quartal hatten Engpässe bei den Komponenten sowie in der Logistik ABB noch ausgebremst. Allerdings kam aus der Chefetage eine vorsichtige Entwarnung. «Wir haben nicht mehr die gleichen Probleme bei der Beschaffung, was bedeutet, dass wir unsere Auslieferungen in der zweiten Jahreshälfte erhöhen können«, erklärte Rosengren. An Bestellungen mangelt es den Zürchern jedenfalls nicht. «Wir haben wahrscheinlich den höchsten Auftragsbestand, den das Unternehmen je hatte», sagte der CEO Ende Juli. Man darf gespannt sein, ob der Schwede seinen Optimismus über die Sommermonate behalten hat.

Neutraler Konsens

ABB selbst hat vor der morgigen Publikation die Erwartungen der Analysten zusammengetragen. Demnach geht der Konsens davon aus, dass die Umsätze im dritten Quartal 2022 knapp USD 7.4 Mrd. erreicht haben. Damit wäre der Industriegigant gegenüber dem Vorjahreszeitraum um gut 5% gewachsen. Beim operativen Ergebnis (Stufe Ebita) rechnen die 23 erfassten Researchhäuser mit einer leichten Verbesserung auf rund USD 1.14 Mrd. nach USD 1.06 Mrd. im dritten Quartal 2021. Gegenüber der ABB-Aktie nimmt die Mehrheit der Experten momentan eine neutrale Haltung ein. Während der Konzern 15 «Hold»-Ratings zusammengetragen hat, nennt er sechs «Kaufen»-Urteile. Ein weiterer Analyst rät zum «Verkaufen» des Large Caps.

Kurz nach dem Quartalsultimo hat sich die Struktur von ABB verändert. Am 3. Oktober debütiert die Turboladersparte Accelleron an der SIX. Nachdem der Neuling zunächst deutlich nachgab, konnte er zuletzt wieder Boden gut machen. Gleichwohl notiert Acceleron CHF 2 unter dem ersten Kurs von CHF 18. Im Zuge der Fokussierung auf die Bereiche Elektrifizierung und Automatisierung plant ABB ein weiteres Spin-off. Das Geschäft mit Ladesäulen für Elektrofahrzeuge soll ebenfalls auf den SIX-Kurszettel. Mitte Jahr hatte das Management das E-Mobility-IPO unter Verweis auf das schwierige Marktumfeld aber vorerst verschoben – auch dieses Thema dürfte bei der morgigen Fragerunde mit dem CEO auf den Tisch kommen.

Anlagekonklusion:

Mit positiven News könnte ABB die eigene Aktie sprichwörtlich elektrifizieren. Nachdem der Large Cap den eingans erwähnten Abwärtstrend überwunden hat, tut sich der Bereich um CHF 28 als nächstes technisches Kurzsziel auf. Hier verläuft ein horizontaler Widerstand. An den vergangenen Tagen zählte der Call-Warrant WJABBU zu dem umsatzstärksten, auf ABB basierenden Hebelpapieren. Mit einem Strike von CHF 23 bewegt sich das kurz vor Weihnachten fällige UBS-Produkt deutlich im Geld. Gleichwohl drohen überproportionale Verluste, falls der Industrietitel wieder nach unten drehen sollte. Beim neuen Barrier Reverse Convertible SAUVJB geht ABB dagegen mit einem Polster von 35% in die einjährige Laufzeit. Während die Rückzahlung des Nominals an die Barriere gekoppelt ist, garantiert Julius Bär eine Couponzahlung in Höhe von 7.40% p.a. Die Zeichnungsfrist läuft noch bis zum 25. Oktober, sieben Tage später soll der Handel an der SIX beginnen.

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