Apple: Aufbruch in ein neues Zeitalter
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Wolfgang Hagl
Heute startet der Technologieriese sein TV-Angebot. Mit den aktuellen Quartalszahlen hat Apple bewiesen, dass sich der Konzern den kostspieligen Vorstoss in das Mediengeschäft locker leisten kann.
Ein Hauch von Hollywood wehte vor wenigen Tagen inmitten von New York. Im Lincoln Center for the Performing Arts feierte Apple die Weltpremiere von «The Morning Show». CEO Tim Cook konnte zu dem Anlass eine Reihe von Filmstars begrüssen, darunter Jennifer Aniston und Reese Witherspoon, Hauptdarstellerinnen der Dramaserie. «The Morning Show» zählt zu einer Reihe von Eigenproduktionen, mit denen Apple ab heute das Mediengeschäft aufmischt. In mehr als 100 Ländern nimmt Apple TV+, der Streamingdienst des Konzerns, den Betrieb auf. Die Kalifornier holen damit einerseits zum Grossangriff auf Branchenprimus Netflix aus. Gleichzeitig möchte Tim Cook die Abhängigkeit vom iPhone reduzieren.
Dass der Konzern bei der Diversifizierung des Geschäfts schon vor dem TV-Zeitalter gut unterwegs war, zeigen die aktuellen Zahlen. Im 4. Quartal der Geschäftsperiode 2018/19 (per 28. September) verbuchte Apple in der Service-Sparte einen Rekordumsatz. Mit USD 12.5 Mrd. lagen die Erlöse des Segments, in dem der AppStore, die Zahlungsdienstleistungem, Cloud-Services sowie das Streamingangebot gebündelt sind, um 18% über dem Vorjahreswert. Beim iPhone gaben die Umsätze zwar das 4. Quartal infolge nach. Gleichwohl übertraf Apple auch hier die Erwartungen der Wall Street. Der CEO berichtete von einem «sehr, sehr guten Start» der neuen iPhone-Generation.
Ingesamt fuhr das Unternehmen sowohl beim Gewinn als auch dem Cashflow in den vergangenen 3 Monaten Rekordwerte ein. Knapp USD 20 Mrd. spülte das Geschäft in die Konzernkasse. Zum Ende des Fiskaljahres 2019 umfasst die Bilanz mehr als USD 100 Mrd. an Cash und so genannten Marketable securities. Diese Position zeigt, über welch enorme finanzielle Power das Unternehmen verfügt. Damit kann Apple auf der einen Seite eine grosszügige Ausschüttungspolitik verfolgen. «Wir haben auch über 21 Milliarden US-Dollar an die Aktionäre zurückgezahlt», erklärte CFO Luca Maestri. Gleichzeitig sind genügend Mittel vorhanden, um die aufwendigen Produktionen für Apple TV+ zu bezahlen.
In den kommenden Monaten dürfte die Kasse mehr denn je klingeln: Für das Weihnachtsquartal erwartet das Management Umsätze von USD 85.5 bis 89.5 Mrd. Der Mittelwert der Spanne (USD 87.5 Mrd.) liegt über der bisherigen Analystenschätzung von USD 86.9 Mrd. Entsprechend angetan war die Wall Street vom Zwischenbericht. Beispielsweise lobt J.P. Morgan das starke Wachstum im Service-Bereich. Die US-Bank geht davon aus, dass dieses Momentum anhält und stuft Apple bei einem Kursziel von USD 280 mit «Overweight» ein.
Anlagekonklusion:
Avancen in diese Richtung lassen sich mit dem Knock-Out Call Warrant OAAAGV ins Kalkül ziehen. Der Hebel des Vontobel-Produkts fällt mit 3.4 relativ moderat aus. Aus Timing-Gesichtspunkten könnte es Sinn machen, zunächst abzuwarten. Nach der Rallye der vergangenen Monate – 2019 steht für Apple bis dato ein Plus von 57% zu Buche – ist bei dem Large Cap eigentlich eine Konsolidierung fällig. Mittel- bis langfristig sollte der grösste Börsenkonzern der Welt allerdings ein Basisinvestment bleiben.