Aufgefallen: Crash ante portas?
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Martin Raab
Der aktuelle Kursverlauf des S&P 500 weist erschreckende Parallelen zu den beiden grössten Abstürzen 1929 und 1987 sowie dem Kurstaucher des Nikkei-225 Anfang 1990 auf. Fünf Ähnlichkeiten stechen besonders hervor.
In allen Fällen gab es zuvor eine ausgedehnte Hausse, die in einer erkennbaren Trendlinie verlief. Kurz vor dem Höhepunkt kam es zu einer beschleunigten Rally. Anfang 2018 sorgte das im Dezember 2017 vom Kongress bewilligte Steuerpaket für einen fulminanten Jahresauftakt an der US-Börse. Der erste Einbruch der bisherigen Crashs testete jeweils die bestehende Aufwärtstrendlinie, bevor ein Rebound einsetzte. Der anschliessende Bruch der Trendlinie führte zum finalen Einbruch. Am Mittwochmorgen, den 28.3.2018, ist dieser fünfte Punkt noch ausstehend. Gelingt dem S&P 500 in den nächsten Tagen keine Kehrtwende, wäre die Analogie zu 1929 und 1987 und dem Nikkei-225 im 1990 perfekt. Dann müsste mit einem Einbruch des S&P 500 bis zum Startpunkt der gebrochenen Trendlinie gerechnet werden, was einem Niveau um 1900 Punkten entspräche. 1929 verlor der Gesamtmarkt in den nächsten 2.8 Jahren fast 90% seines Werts. In Japan erstreckte sich die Baisse über fast 30 Jahren. Die Talsohle wurde erst nach einem Kursverlust von 82% erreicht. Der freundlichste Crash war derjenige von 1987. Nach einem Kursverlust am 19.Oktober 1987 von 22.61% war das Schlimmste bereits ausgestanden. Obwohl die Parallelitäten zu früheren Crash offensichtlich sind, ist eine vergleichbare Entwicklung im 2018 alles andere als gewiss, auch wenn andere Faktoren wie die extreme fundamentale Überbewertung, steigende Zinsen und verschärfte handelspolitische Spannungen ebenfalls zur Vorsicht mahnen. Die Wahrscheinlichkeit eines Wasserfall Absturzes ist zwar hoch. Ein Eintreten bislang aber hypothetisch. Es bleibt zu hoffen, dass der Kelch an der Finanzgemeinde vorübergeht. Falls sich dennoch ein Crash ereignen sollte, wäre die Form eines reinigenden Gewitters wie im Jahre 1987 unser Wunschszenario.