«Aufgefallen»: Danke, Britannien!

• Martin Raab
  

Schon im Jahr 1687 erkannte Sir Isaac Newton, dass ein Massekörper auf einen anderen Massenpunkt mit anziehender Gravitationskraft einwirkt. Das Rätsel des Zusammenspiels der Planeten war gelöst. Der englische Tüftler ist Urvater der klassischen Physik. Im Jahr 2016 sind es wiederum die Briten, die Gravitationskräfte in Gang setzen. Dieses Mal prallten allerdings mit ungebremster Wucht zwei pendelnde Planeten names Brexit und Remain über dem Ärmelkanal zusammen. Die Anziehungskraft zum europäischen Kontinent ist seit dem 24. Juni auf exakt 48.1% zurückgegangen – die Mehrheit der Briten will künftig in eigenen Bahnen sein. Schwarmintelligenz? Eher nein. Das EU-Sonnensystem ist damit zerbrochen und (fast) keiner hat es vorausberechnet, geschweige denn erahnt.

Nur eine Handvoll Hedge Fonds und skeptischer Trader glaubten nicht an die irdischen Prognosen. Lieber setzten sie Milliarden auf die Dynamik, welche von Ale-geschwängerten Loslösern und Brexiteers beseelt mit britannischer Empire-Romantik ausgelöst wurde. Die Rechnung ging kassenwirksam auf. Zig Millionen wurden mit Aktienshorts am «Black Friday» verdient, George Soros setzte (wieder) erfolgreich auf Short-Schwingungen im Pound Sterling. USD 5 Billionen aber wurden durch den Brexit an Börsenwert vernichtet.

Viele Cleverle der Neuzeit griffen daneben. Kein Value at Risk dieser Welt deutete auch nur im entferntesten Verluste von bis zu 40% in gestandenen Blue Chip Aktien an. Der Lerneffekt britischen Ursprungs ist offenkundig: Anti-Mainstream und gesunde Skepsis ist besser als verlustreich Teil der «Crowd» zu sein. Doch auch Newton musste seine Lektion lernen: Der Wissenschaftler verlor Teile seines Vermögens durch die Südsee-Blase. Die Pleite der britischen South Sea Company zog Grossbritannien in eine Rezession, welche exakt am 18. August 1720 mit einem Kurssturz in britischen Aktien begann. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.