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payoff Trading Desk

AUFGEFALLEN: Rambo-Zocker vs. Serious Investors

19.02.2021 2 Min.
  • Martin Raab

Die Aktie des Computerspiele-Vertreibers Gamestop aus Texas zählte bis vor wenigen Tagen eher zur Rubrik «kotierter Plunder» und dümpelte seit langer Zeit bei rund 13 Dollar.

Am 13. Januar rollte plötzlich aus dem Nichts das 30-fache Volumen in die Gamestop-Aktien. Angeführt von einer zusammengewürfelten Truppe aus Miliz-Tradern und Rambo-Zockern – alle im Reddit Online-Board «wallstreetbets» fusioniert – wurde die Gamestop-Aktie in der Spitze bis auf 469 Dollar getrieben. Die Kauf-Attacke wurde als «Rache der Kleinsparer» gegenüber Hedge-Fonds und der Wall Street angezettelt. Die Rädelsführer haben sich bewusst Aktien ausgeguckt, welche hohe Ratios an Leerverkäufen ausweisen. Dort wurde dann zum Überraschungsangriff angesetzt. Shortseller Hedgefonds wie Melvin Capital haben im Januar offenbar als direktes Resultat mehr als die Hälfte seines Vermögens verloren – 6 Milliarden Dollar wurden allein bei Melvin verbrannt. Die Meute macht derweil nicht vor anderen Aktienopfern halt: AMC Entertainment, Blackberry und selbst Varta sind auf der «Set Fire on Wall Street»-Liste. Feuerlöschen ist derweil auch beim Online-Broker Robinhood, Depotführer der Kleinanleger, angesagt. Die Hütte brennt lichterloh, denn die Salven an Orders der Rambo-Zocker müssen gemäss US-Regulierung ausreichend mit Cash der Depotstelle abgesichert sein. Drei Milliarden Dollar werden nur von Robinhood händeringend benötigt. Um nicht vollends im Guerilliakrieg zwischen Rambos und Wall Street zersiebt zu werden, hat Robinhood letzte Woche für einige Aktien den Buy-Knopf deaktiviert. Doch auch hier schiessen die kleinen Trader scharf: Allein letzte Woche gingen 15 Klagen vor US-Bundesgerichten ein – alle gegen Robinhood, wegen Störung des Marktzugangs. Das aktuelle Beispiel hat nichts mit Vermögensanlage in Aktien zu tun, sondern ist obskure Marktmanipulation. Jeder banale Marktteilnehmer würde bei solchen Handlungen die Regulatoren sofort spüren. Apropos spüren: Es ist nicht auszuschliessen, dass auch wir in der Schweiz schon bald vergleichbare Rambos am Markt erleben werden. Der SPI bietet genug Material, um von der anderen Seite anzugreifen: Aktien mit Mini-Umsätzen werden mit tausenden Kauforders geflutet. Die Realität zeigt: Fehlgeleitete Kleinsparer mit griffbereiter Online-Trading-App sind eine gefährliche Waffe gegen uns alle.

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