Aufgefallen: Versalzene Sache
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Martin Raab
Wann immer es um das Thema Reisen, geschäftlich oder privat, geht, kommt heutzutage ein weiteres Thema rasch zur Sprache: Roaming. Es geht um die Gebühren für Kommunizieren im Ausland mit einem Smartphone von daheim.
Welches Telecom-Unternehmen damit wie viel effektiv verdient, ist seit Jahren ein Schweigegelübte. Seit Mitte des Jahres sei Roaming innerhalb der EU abgeschafft – so die Headline aus Brüssel. Doch Lobbyisten konnten ihre Auftraggeber aus dem Telekommunikationsbereich durch die im Gesetz eingebrachten «fair-use rules» retten. Wenn durch «roam like at home» 3% oder mehr an der Marge des Telecom-Providers genagt wird, dürfen alternative Roaminggebühren eingeführt werden. Nun kaufen sich clevere Zeitgenossen einfach eine Prepaid-Karte des Ziellandes und schon gibt es keine Cross-Border-Abzocke mehr. In Ausnahmefällen wird dann aber halt im Ausland einfach kurz mit dem eigenen «Mobile» telefoniert, um die Kosten tief zu halten. Einen besonderen Trick beim Abrechnungsimpuls bekommen Kunden bei Salt Mobile SA mit einem Lächeln serviert: Abgehende und eingehende Anrufe generieren Gebührenimpulse, ohne dass ein Gespräch aufgebaut wird. Auch wenn keine realen Gespräche stattfinden, tickt der Gebührenzähler freudig nach oben aka «Dialing for Dollars». Beweislastumkehr für den Reisenden unmöglich, der soll gefälligst die saftigen Rechnungen zahlen. Wäre ja gelacht, wenn die spassigen Cash-Flows aus Roaming-Gebühren einfach abgeschafft würden. Roaming bleibt wohl vorerst das Salz in der Ertragssuppe dreister Telecom-Unternehmen. Das ist kurzfristig gut für den Aktionär, langfristig droht solch einem Anbieter massiv an Kunden zu verlieren. Dann hilft nur noch ein Rebranding.