Beeindruckende Halbjahresbilanz
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Reto Huenerwadel, Leiter des HBL Asset Managements und Anlagechef
Die Weltwirtschaft besticht durch eine bemerkenswerte Stabilität. Trotz einer Normalisierung der Zinsen in den USA und einer möglichen geldpolitischen Kursänderung in Europa bleiben wir für Aktien positiv.
Nach sechs Monaten im Jahr 2017 ist es Zeit, eine Halbjahresbilanz zu ziehen. Dabei fällt mit Sicherheit die bemerkenswerte Stabilität der Weltwirtschaft auf. Verschiedene Risiken die Anfang 2017 von Wachstumsskeptikern ins Feld geführt wurden, sind im Verlaufe des ersten Halbjahres in den Hintergrund getreten.
So haben sich beispielsweise die politischen Risiken in Europa und für die Eurozone nach den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Frankreich weiter verringert. Da es zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch keine Anzeichen für eine Überraschung anlässlich der anstehenden Kanzlerwahl in Deutschland gibt, sind die politischen Risiken in Europa gegenwärtig so gering wie schon lange nicht mehr.
In der Konsequenz haben sich im Verlaufe des zweiten Quartals 2017 speziell in Europa die Stimmungsindikatoren weiter verbessert. So haben Konsumenten- und Unternehmensstimmungsindikatoren jeden Monat neue langjährige Höchststände erreicht.
Projekt Europa gesichert
Natürlich gibt es weiterhin politische Unsicherheiten, wie die Wahlen in Italien, die Fiskalpolitik in Griechenland oder die politische Situation in Katalonien, dennoch teilen wir die Einschätzung der Finanzmärkte, dass das Projekt der Eurozone vorerst gesichert ist.
Auch die Probleme an der Inflationsfront haben sich in den letzten Monaten etwas relativiert. Zwar hat sich die Teuerung fast überall deutlich von den historischen Tiefstständen gelöst und verharrt im positiven Bereich, aber aufgrund tieferer Ölpreise steigen die Inflationsraten nicht mehr an.
Da sich gleichzeitig die Situation auf den Arbeitsmärkten der wichtigsten Volkswirtschaften weiter verbessert hat, sind in der Tat wenige dunkle Wolken über der Weltwirtschaft auszumachen.
Stresstest bestanden
Seitens der Stabilität der Finanzmärkte lässt sich festhalten, dass sich diese von Jahr zu Jahr verbessert. Der letzte Stresstest für US-Banken brachte erfreuliche Resultate. Sämtliche geprüfte US-Banken haben diesen bestanden und können wieder Dividenden auszahlen. Wie reagieren aber die Finanzmärkte auf diese im Grundsatz positiven Wirtschaftsnachrichten?
Sehr verhalten! So brachten die letzten Wochen bestenfalls eine Seitwärtsbewegung an den Aktienmärkten. Es sind in erster Linie zwei Argumente, die auf dem Geschehen an den Finanzmärkten lasten: 1) reduzierte Wachstumsaussichten für die USA und 2) die Diskussionen um restriktivere Zentralbanken rund um den Globus.
Nachdem sich immer deutlicher abzeichnet, dass die Umsetzung der von Präsident Trump angedachten Wirtschaftspolitik bestenfalls mit einer zeitlichen Verzögerung erfolgen kann, wurden in den letzten Wochen die Wachstumsaussichten leicht nach unten revidiert. Angesichts der weiterhin stabilen Arbeitsmarktsituation in den USA erscheinen uns die Sorgen um die US-Konjunktur übertrieben.
Restriktivere Gangart zeichnet sich ab
Selbstverständlich ist hier angesichts der überaus expansiven Geldpolitiken der Vorjahre und des erfreulichen Wirtschaftsverlaufs für die Zukunft mit einer restriktiveren Gangart zu rechnen. Bei einer Beurteilung der aktuellen Situation ist aber zu berücksichtigen, dass diese in keiner Hinsicht besonders restriktiv ist.
In einem stabilen konjunkturellen Wirtschaftsumfeld konzentrieren wir uns auf die langfristigen Wachstumsgeschichten. Wir orten diese bei den Small- und Mid-Caps und den Schwellenländern. Da aber gerade diese Anlagen oft eine erhöhte Volatilität aufweisen, erachten wir eine systematische Diversifikation der Portfolios als unerlässlich. Entsprechend des stabilen Wirtschafts- und Finanzmarktumfeldes halten wir an der Untergewichtung von Obligationen und der Übergewichtung von Aktien fest.
Mehr zur aktuellen Situation auf den Finanzmärkten erfahren Sie im aktuellen Börsenvideo des HBL-WebTV. Auf dem YouTube-Kanal vom HBL-WebTV finden Sie weitere Beiträge zur Konjunktur- und Finanzmarktsituation und vertiefende Analysen über Megatrends an den Finanzmärkten.