«Bei den Hebelprodukten dürfen wir uns nicht von den Umsatzzahlen täuschen lassen.»
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Martin Raab
André Buck, Head Sales, SIX Swiss Exchange, über die jüngsten Umsatzentwicklungen, Handelsverschiebung in den OTC-Bereich, das Rollout von XBTR und den Wegzug aus der Zürcher City.
Herr Buck, das bewegte Börsenjahr 2015 ist vorbei. Welches Fazit lässt sich aus Ihrer Sicht ziehen?
Insgesamt hat der Handelsumsatz an der Schweizer Börse infolge der Aufhebung des Euro-Mindestkurses am 15.01.2015, der Grexit Ängste im Frühjahr und der Verwerfungen in China um den 24.08.2015 stark zugelegt. Bereits im Oktober haben die Umsätze und die Anzahl der Abschlüsse die Werte des gesamten Vorjahres übertroffen.
Wie fällt die Wahrnehmung für die SIX Structured Products Exchange aus?
Auch in Bezug auf die Strukturierten Produkte sehen wir eine regere Handelstätigkeit. Die Anzahl der Tickets bei den Hebelprodukten ist im Vergleich zum Vorjahr markant gestiegen. Die gehandelten Volumina sind jedoch gefallen, da Anlageprodukte aufgrund der fortschreitenden Automatisierung und Individualisierung vermehrt ausserhalb der Börse aufgelegt werden.
Die börsliche Umsatzentwicklung bei den Hebelprodukten hätte positiver verlaufen können. Was bremste massgeblich die Anlegerlaune?
Bei den Hebelprodukten dürfen wir uns nicht von den Umsatzzahlen täuschen lassen – die Anzahl der Abschlüsse ist hier der bessere Indikator für die Aktivität der Anleger. Bis Ende September konnten wir bei den Hebelprodukten rund 20% mehr Abschlüsse als in der Vorjahresperiode zählen. Hingegen nahm die Durchschnittsgrösse der Abschlüsse ab, mit dem Resultat, dass die Handelsumsätze dadurch tiefer als im Vorjahr ausfielen. Die tiefere Durchschnittsgrösse der Abschlüsse ist wiederum ein deutliches Zeichen dafür, dass die Privatanleger vermehrt handeln. Der Markt ist im Segment der Hebelprodukte also gesund und wir sind mit der Marktentwicklung durchaus zufrieden.
…welchen Anteil hat geschätzterweise der Börsenhandel in Strukis inkl. Hebelprodukten an alternative OTC-Marktplätze und Plattformen verloren?
Im OTC-Handel werden Transaktionen ausserhalb der Börse abgewickelt. Es liegt deshalb in der Natur der Sache, dass wir hierfür nicht über verlässliche Daten verfügen.
Das ehemals heisse Thema «Arbitrageure» scheint inzwischen vom Tisch zu sein?
Wir beobachten in letzter Zeit in der Tat weniger Aktivitäten dieser Marktteilnehmer und manche haben sich vom Markt zurückgezogen oder planen dies. Ganz weggehen wird dieses Thema nie – und das ist auch positiv, denn es hält die Market Maker fit.
Die Pfandbesicherung via COSI ist ein grosser Erfolg und eine echte Produktinnovation. Jüngst kamen die Umsätze allerdings etwas unter die Räder. Plant die SIX STP dieses Merkmal wieder stärker in der Öffentlichkeit bekannt zu machen?
Wir denken, dass die COSI-Besicherung unter Anlegern weiterhin einen sehr guten Ruf geniesst. Allerdings ist es eher ein antizyklisches Produkt und das Thema Emittentenausfallrisiko ist derzeit markant in den Hintergrund getreten. Zusätzlich erschweren die Marktbedingungen, insbesondere das Zinsumfeld, die Herstellung von attraktiven COSI-Produkten, und mit TCM gibt es auch ein alternatives Angebot, das SIX anbietet.
Wie läuft es mit XBTR, was ist dort der aktuelle Stand?
Derzeit befinden sich vier Teilnehmer im sog. Membertest und einige Weitere sind im Prozess der Vertragsunterschrift. Auch haben wir jüngst XBTR mit weiteren Features ausgestattet, welche die Nutzung der Plattform für Primärmarkt-Zuteilungen vereinfachen. Die Etablierung einer neuen Plattform ist grundsätzlich ein anspruchsvolles und zeitaufwendiges Unterfangen, wie man es z.B. auch im Bondbereich seit Jahren beobachten kann. Von daher stimmt uns der Fortschritt derzeit sehr positiv.
Welche Initiativen und Pläne stehen fürs 2016 auf der Agenda?
Die Handelsaufnahme von XBTR steht ganz klar im Fokus. Ebenso die finale Umsetzung technischer Weiterentwicklungen, wie z.B. die automatisierte Vergabe von Symbolen für Listings.
Wird auch die SIX Structured Products Exchange bis Ende nächsten Jahres von der Selnau ausziehen?
SIX und damit auch SIX Structured Products Exchange wird im zweiten Halbjahr 2017 aus der Selnau ausziehen und ein neues Gebäude im Hardturm-Park beziehen.
VITA
André Buck ist seit September 2014 als Head Sales verantwortlich für den Vertrieb sämtlicher Anlageklassen innerhalb SIX Swiss Exchange. Bei der Börse übernahm er im August 2009 die Position als Head Sales & Marketing bei SIX Structured Products Exchange (damals Scoach Schweiz). Nach 14 Jahren Erfahrung im Bereich Trading bei der UBS in Zürich und London wechselte André Buck im Jahre 2000 zur Zürcher Kantonalbank, wo er mitunter den Aufbau des Sales und Trading Teams für Strukturierte Produkte leitete. Während seiner Zeit bei der ZKB gehörte er dem Gründungskomitee an, welches die Bildung des Schweizerischen Verbandes für Strukturierte Produkte SVSP hervorbrachte. Vor seinem Wechsel zu SIX leitete André Buck zwei Jahre lang das Sales Team für Strukturierte Produkte der Bank Vontobel in Zürich. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.