BioNTech: Warten auf den nächsten Pieks
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Christian Ingerl
Redaktor
Der Kurs Biotech-Firma ist zuletzt unter die Räder gekommen. Doch die Wende könnte nah sein. Trading-Chancen bestehen aus heutiger Sicht in verschiedenen Richtungen.
Gedrückte Stimmung herrschte unter den Investoren bei der Vorlage der Jahreszahlen von BioNTech. Die einst hochgejubelte Biotech-Schmiede, die während der Corona-Pandemie Milliardenumsätze und -gewinne erzielte, ist heute nur noch ein Schatten früherer Tage. 2023 reduzierten sich die Erlöse von EUR 17.3 Mrd. auf nur noch EUR 3.8 Mrd. Noch schneller abwärts ging es mit dem Nettogewinn. Dieser implodierte von EUR 9.4 Mrd. auf gut EUR 930 Mio.
Schuld an diesem Debakel ist die nachlassende Nachfrage nach Covid-Impfstoffen. Trotz der an neue Varianten angepassten Booster verläuft die Vermarktung äusserst schleppend. So rechnet das Unternehmen für dieses Jahr nur noch mit einem Umsatz von EUR 2.5 bis 3.1 Mrd.
Flucht nach vorne
Den Kopf in Sand steckt Vorstandschef Ugur Sahin aber nicht. Im Gegenteil: Mit einem stolzen Finanzpolster von EUR 17.7 Mrd. verfügt der Gründer über genügend Rerserven, um vielleicht schon bald den nächsten Gamechanger aus dem Hut zu zaubern. Diesbezüglich konnte BioNTech diese Woche für positive Schlagzeilen sorgen. Auf der Jahrestagung der American Association for Cancer Research vom 5. bis 10. April trumpfte das Unternehmen mit positiven klinischen Daten auf. So zeigte eine Phase-I-Studie mit dem Krebs-Impfstoffkandidaten Autogene Cevumeran, der auf der mRNA-Technologie basiert, bei Patienten mit einem chirurgisch entfernten, duktalen Adenokarzinom der Bauchspeicheldrüse ein verringertes Rückfallrisiko. „Diese neuen Daten sind ein frühes Signal für das Potenzial unseres individualisierten mRNA-basierten Krebsimpfstoff-Ansatzes in dieser Indikation mit ungedecktem medizinischem Bedarf“, kommentiert Mitgründerin Özlem Türeci.
Dass die Entwicklung in der Onkologie voranschreitet, zeigt auch ein aktuelles Projekt mit dem chinesischen Partner Duality Biologics. Im Januar wurde bereits mit der Phase-III-Studie mit einem Antikörper-Wirkstoff begonnen, der der bei metastasiertem Brustkrebs zum Einsatz kommen soll. Die Krebs-Pipeline von BioNTech ist aber noch deutlich grösser. Insgesamt verfügt der Konzern über mehr als 20 klinische Programme, die in mehr als 30 Studien überprüft werden. Neun davon sind bereits in der fortgeschrittenen Phase II, zwei Kandidaten sogar in der zulassungsrelevanten Phase III.
Zurück zum Wachstum
Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, bis Ende des Jahres 10 oder mehr klinische Studien mit Zulassungspotenzial in der Onkologie-Pipeline zu haben. 2026 soll dann bereits das erste Krebsmedikament auf den Markt kommen. Bis zum Ende des Jahrzehnts möchte die BioNTech-Führung gar insgesamt 10 Indikationen erreicht haben. Die Rückkehr zum Wachstum ist aber bereits deutlich früher geplant. Laut aktueller Prognose soll es 2025 so weit sein.
Die Frage ist nun, wann sich Investoren Richtung potenzieller Wende im kommenden Jahr positionieren werden? Bis dato hält das Gros der Anleger die Hände still oder verkauft sogar. Die Aktie befindet sich auf einem 3-Jahrestief. Das Momentum spricht daher ganz klar für einen Short. Dies gilt nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch mit Blick auf die Konkurrenz. So ist Mitbeweber Moderna bei der Entwicklung personalisierter mRNA-Krebsmedikamente etwas schneller und hofft bei einer beschleunigten Zulassung bereits 2025 ein entsprechendes Vakzin gegen Hautkrebs auf den Markt bringen zu können. Allerdings dürfte eine mögliche Zulassung von Moderna auch die Fantasie bei BioNTech angesichts ihrer umfangreichen Pipeline beflügeln. Daher kann es durchaus Sinn machen, sich mit einem Long auf die Lauer zu legen. Wie dynamisch es bei positiven Meldungen nach oben gehen kann, zeigt ein Blick auf den Moderna-Chart. Nach einem Absturz machte der Titel bereits wieder mehr als 50% vom Tief wieder gut.
Anlagechancen
Risikobereite Anleger können eine gehebelte Long-Spekulation bei BioNTech wagen – und das in beide Richtungen. Aktuell sieht es nach einer Bodenbildung im Bereich von USD 90 aus. Auf diesem Niveau erscheint eine erste Long-Position nicht unvernünftig. Selbst die niedrigsten Kursziele der Analysten für den Biotech-Titel liegen über dem aktuellen Niveau. Der Mini Future MBNAWV von der Bank Vontobel wäre ein adäquates Instrument mit zweckmässigen Konditionen: Der Knock-Out liegt bei USD 73.03 und damit ein Fünftel vom derzeitigen Kursniveau entfernt, der Hebel beträgt 4.3. Sollte aber die Bodenbildung nicht klappen und die Aktie unter USD 85 abtauchen, kommt der Short zum Zug. Möglich wäre diese Spekulation mit dem Mini Future MBNARV. Das Stop Loss Level befindet sich bei USD 111.09, das bedeutet einen Abstand zum Knock-Out von 20.8%. Der Hebel beträgt 3.2.
Weniger risikofreudige Naturen entscheiden sich dagegen für den Callable Barrier Reverse Convertible FAGPJB von Julius Bär. Das Produkt erzielt bereits bei einer Seitwärtsbewegung eine Rendite von 11.7% p.a. Die Barriere befindet sich bei USD 47.26 und damit 48.6% vom aktuellen Basiswert-Niveau entfernt. Die Laufzeit endet spätestens am 10. Februar 2025.