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payoff Trading Desk

Brasilien: Erste Anleger wagen Wiedereinstieg

06.04.2016 4 Min.
  • Martin Raab

Die Chancen auf vorgezogene Neuwahlen steigen, manche Beobachter sehen gar den «brasilianischen Frühling». Seit einigen Wochen reagieren auch chancenorientierte Anleger – und kaufen wieder. Welche Strukturierte Produkte und ETFs jetzt auf die Shortlist für «Samba-Trader» gehören.

Chaoswochen am Zuckerhut: Auf dem Stadtflughafen São Paulo kam es am Anfang März 2016 wegen der illegalen Abführung von Ex-Staatspräsident Luis Inácio Lula da Silva zu einem Verhör um Haaresbreite zu einer Schiesserei zwischen Luftwaffensoldaten und der brasilianischen Policia Federal. Am Wochenende brachten Massendemonstrationen gegen die Regierung das Land zum Stillstand, es herrscht unter Brasiliens Politelite Ratlosigkeit. Im Präsidentenpalast weiss Präsidentin Dilma Rousseff rund ein Jahr nach dem Antritt ihrer zweiten Amtszeit nicht mehr, wie sie das Land weiterregieren soll. Ihre eigene Arbeiterpartei und die anderen Koalitionsparteien haben sie bis dato immer weniger unterstützt – viele gehen jetzt von einem freien Fall aus. Rousseffs Vorgänger und Mentor Luiz Inácio Lula da Silvazögert unterdessen, einen Ministerposten in ihrem Kabinett zu übernehmen. Einerseits wegen den laufendenden Korruptions-Ermittlungen,  andererseits pokert der Ex-Präsident um die 2018er Kandidatur als Wiedereinsteiger ins Präsidentenamt.

Noch harzt im Kongress die Amtsenthebung der Präsidentin. Oppositionspolitiker, die sich den Demos anschließen wollten, wurden als Opportunisten ausgebuht. Diese Woche wird der Oberste Gerichtshof entscheiden, wie es beim eingeleiteten «Impeachment-Verfahren» im brasilianischen Kongress weitergehen soll. Auch könnte die Justiz demnächst die letzten Wahlen annullieren, weil die Kampagnen mit Schmiergeldern illegal finanziert wurden. Je nachdem, welche Entscheidung die Justiz fällt, könnte der Vizepräsident Michel Temer an die Macht kommen – oder es müssten noch dieses Jahr Neuwahlen ausgeschrieben werden, weil auch der Vize wegen gezinkter Wahlfinanzierung sein Amt verlieren könnte.

Erste Investoren kaufen zu

Zunehemend wittern erste Investoren die Gunst der Stunde und sondierten Anlagechancen. Die Risikoanalysten von Eurasia Group haben die Wahrscheinlichkeit eines Abgangs Rousseffs vor Ende ihrer Amtszeit 2019 von 40 auf 65% erhöht. Die Börse in São Paulo legte in zwei Wochen 20% zu. Der US-Dollar verlor 10% gegenüber dem Real. Die bessere Stimmung liegt einerseits an den günstigeren Rahmenbedingungen: Die Rohstoffpreise sind gestiegen. Brasilien konnte vergangene Woche nach monatelanger Abwesenheit wieder Anleihen im Ausland auflegen. Der im Jahresvergleich deutlich geschwächte Real verhindert, dass die Inflation (circa 12%) noch stärker wächst. Die Handelsbilanz profitiert von den sinkenden Importen und steigenden Exporten. Gute Wahl für Anleger ist das Tracker-Zertifikat BRASI, der BNP Paribas, welches auf den brasilianischen Leitindex Bovespa gelinkt ist. Der Bovespa Index umfasst aktuell 28 Unternehmen, grosskapitalisierte brasilianische Konzerne. Das Produkt hat keine Laufzeitbeschränkung (open-end) und lässt den Anleger 1:1 am Bovespa partizipieren. Eine explizite Verwaltungsgebühr gibt es keine. Ein breiter gestreuten Basiswert hat ETBRZ, das Tracker-Zertfikat von UBS auf den MSCI Brasil Net TR Index. Dieser umfasst 60 Unternehmen und ist stark in den Sektoren Materials und den nicht-zyklsichen Consumer Staples exponiert. Anleger, die einen ETF mit Fokus Brasilien suchen, sollten sich XMBR genauer ansehen. Dieser db x-trackers ETF aus dem Hause der Deutschen Bank bildet ebenfalls die Kursentwicklung des MSCI Brasilien in Form eines börsenkotierten Indexfonds ab. Alle genannten Produkte sind an der Schweizer Börse SIX täglich handelbar.

Aus dem Gröbsten heraus

Brasiliens Leistungsbilanz dürfte bald wieder ausgeglichen sein, was das Risiko einer Verschuldungskrise reduziert, da Brasilien über hohe Devisenreserven verfügt. Problematisch ist jedoch die hohe interne Verschuldung des Staates und der Unternehmen. Die Researcher der Credit Suisse rechnen mit zunehmenden Konkursen im Firmensektor für dieses Jahr. Dennoch könnte Brasiliens Wirtschaft gegen Ende des Jahres aus dem Gröbsten heraus sein. Dieses Jahr wird die Wirtschaft vier Prozent schrumpfen, doch ab dem Jahresende könnte die Konjunktur erstmals wieder anziehen, hofft Ilan Goldfajn, Chefökonom von Itau. Die führende brasilianische Privatbank rechnet mit 0,3% Wachstum im Jahr 2017. Entsprechend nehmen jetzt immer mehr Anleger Brasilien wieder auf ihren Radarschirm. 

 

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