Zurück
payoff Traders Idea Trading Desk

Brent: Der Abwärtstrend wackelt

03.04.2024 4 Min.
  • Wolfgang Hagl
    Redaktor

Öl hat sich im 1. Quartal 2024 deutlich verteuert. Einmal mehr treiben Markteingriffe und geopolitische Spannungen den wichtigsten Energieträger.

Seit 2016 machen die OPEC+ gemeinsame Sache. Neben den Mitgliedern der Organisation erdölexportierender Länder haben sich 10 weitere Ölförderstaaten diesem Bündnis angeschlossen. An ihrer Spitze steht Russland. Die OPEC+ stemmten sich mit diversen Förderkürzungen gegen einen schwächelnden Ölpreis. Momentan ist der Ausstoss des Kartells um 3.66 Mio. Barrel pro Tag reduziert. Darüber hinaus haben sich Saudi-Arabien und Russland bereiterklärt, weitere 2.2 Mio. Fass Rohöl vom Markt zu nehmen. Diese freiwillige Absprache läuft noch bis Mitte Jahr. In einem von steigenden Zinsen und einer lahmen Konjunktur geprägten Zeit konnten die Kürzungen den Ölpreisverfall nicht stoppen: Der nächstfällige Terminkontrakt auf Brent bewegte sich während der vergangenen knapp 2 Jahre in einem übergeordneten Abwärtstrend.

Mögliche Verknappung

Zuletzt hat die Nordseegattung Boden gut machen können. Seit dem Jahreswechsel verteuerte sich das Barrel um gut 15%. Verschiedene Treiber haben Öl über den skizzierten Abwärtstrend geholfen. Einerseits forciert die instabile Lage im Nahen Osten die geopolitische Risikoprämie auf dem Energieträger. Daneben weckt die Aussicht auf eine nahende Zinswende die Hoffnung auf eine steigende Nachfrage. Zuletzt ist die russische Ölindustrie verstärkt in den Fokus gerückt. Einerseits hat die Ukraine ihre Anlagen mit Drohnen attackiert. Darüber hinaus soll Moskau die Ölfirmen des Landes angewiesen haben, ihre Produktion bis Juni auf 9 Mio. Barrel pro Tag zu beschränken. Zwar sieht die Abmachung der OPEC+ genau dieses Niveau vor. Doch hat Russland bisher eher zu viel Öl geliefert. «Eine disziplinierte Umsetzung wäre insofern ein Novum», stellt Barbara Lambrecht, Analystin bei Commerzbank Research, fest.

Sie bringt die angebliche Drosselung in einen direkten Zusammenhang mit Indien – neben China zuletzt der wichtigste Abnehmer von Öl aus Russland. Wegen verschärfter US-Sanktionen habe das Schwellenland Schwierigkeiten, weiterhin grössere Mengen aus Russland einzuführen. Ausserdem dürften Indiens Raffinerien, ebenfalls im Zusammenhang mit der Sanktionspolitik, den Kauf von Öl aus Venezuela eingestellt haben. Daher dränge das Land nun in den Markt, von dem auch der Westen seine Energie bezieht. Laut Tankerdaten sollen im April 7.6 Mio. Barrel an amerikanischem Öl auf dem Subkontinent anlanden. Seit gut einem Jahr habe Indien von dort keine derart grossen Mengen mehr bezogen. «Es wird enger – kein Wunder also, dass die Preise gut unterstützt sind», erklärt die Commerzbank-Analystin.

Das bullishe Szenario

Laut J.P. Morgan könnte der jüngste Entscheid aus Moskau dafür sorgen, dass Brent die Marke von USD 100 je Barrel erreicht. Allerdings skizziert die US-Bank eine Reihe von Gegenmassnahmen, mit denen sich ein derart starker Preisanstieg vermeiden liesse. So könnten die USA bis zu 60 Mio. Barrel aus den strategischen Ölreserven frei geben. Darüber hinaus ist es den Analysten zufolge denkbar, dass Russland seine Ölexporte trotz der jüngsten Produktionskürzungen auf dem derzeitigen Niveau hält. Als weiteren Punkt nennt J.P. Morgan die Nachfrage – sobald der Ölpreis über USD 90 steigt, könnte der globale Verbrauch deutlich nachgeben. Diese Bild habe sich im Frühjahr 2022 sowie im vergangenen Herbst gezeigt. Alles in allem hält J.P. Morgan an folgender Preisprognose fest: Im Mai sehen die Analysten Brent bei USD 90 je Barrel. Für das 2. Semester 2024 erwarten sie eine durchschnittliche Notierung von USD 85.

Anlagelösungen

Eine Möglichkeit, auf das bullishe Szenario respektive einen Preisanstieg in Richtung USD 100 zu setzen, bietet der Warrant mit Knock-Out OCOBJV. Aktuell partizipiert das Vontobel-Produkt mit einem Hebel von 4.8 an steigenden Notierungen bei Brent. Der Knock-Out liegt bei USD 71.04 und damit rund ein Fünftel unter dem Kurs des Basiswertes. Während diese Struktur auf die Trader abzielt, ist mit dem Tracker-Zertifikat CCOCIU eine längerfristige Positionierung am Ölmarkt möglich. Der diesem Produkt zugrunde liegende UBS CMCI Brent Crude Oil CHF Monthly Hedged TR Index bildet die Nordseegattung über eine rolloptimierte Methodik ab.

Ein Hinweis zum Schluss: Heute kommt um 13:00 Uhr das Joint Ministerial Monitoring Committee (JMMC) der OPEC+ zu einer Online-Sitzung zusammen. Das Gremium analysiert und diskutiert die Lage am Ölmarkt und kann Empfehlungen an das Kartell abgeben. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass vom heutigen Termin stärkere Impulse ausgehen.

Weitere News aus der Rubrik

Unsere Rubriken