Brent: Die Risiken auf der Angebotsseite bleiben
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Martin Raab
Auch nach dem OPEC-Treffen bleibt den Ölmärkten die Sorge vor einer zusehenden Verknappung des Energieträgers erhalten. Aufhorchen lässt zudem die charttechnische Konstellation von Brent.
Fünf Tage sind seit dem 174. Treffen der Organisation erdölexportierender Länder vergangen. In Wien waren am 22. Juni zunächst die 14 OPEC-Mitglieder zusammengekommen. Tags darauf stiessen weitere wichtige Förderländer, allen voran Russland, dazu. Nach dem mit Spannung erwarteten Meeting ist klar: Ab der zweiten Jahreshälfte werden die Kooperationspartner mehr Öl liefern. «Wir rechnen mit einen Netto-Anstieg der täglichen OPEC-Lieferungen von 0.7 Millionen Barrel und zusätzlichen rund 0.2 Millionen Barrel von Russland», fassen die Analysten von HSBC Global Research das Treffen zusammen.
Ihrer Ansicht nach sind die zusätzlichen Mengen erforderlich, um eine weitere Verknappung am Ölmarkt zu verhindern. Schon jetzt seien die weltweiten Lagerbestände auf historische Niveaus geschrumpft. «Die Saisonalität spricht für einen in der zweiten Jahreshälfte gegenüber dem ersten Semester signifikant höheren globalen Bedarf» schreiben die Experten in einem Kommentar. Gleichzeitig verweisen sie auf die nach wie vor bestehenden Risiken auf der Angebotsseite, allen voran im Iran. Bekanntlich hat US-Präsident Donald Trump neue Sanktionen gegen die islamische Republik verhängt. Insgesamt geht HSBC Global Research davon aus, dass die weltweiten Lagerbestände – trotz der anstehenden Produktionsausweitung – 2018 im Schnitt um 0.7 Mio. Barrel pro Tag schrumpfen.
Die Erwartungshaltung einer weiter knappen Versorgungslage kommt auch im jüngsten Kursverlauf beim schwarzen Gold zum Ausdruck. Nachdem der Brent-Ölpreis im Vorfeld des OPEC-Treffens deutlich nachgegeben hatte, drehte die Notierung zuletzt nach oben. Gegenüber dem Verlaufstief vom 18. Juni hat sich ein Barrel der Nordseeölgattung Brent mittlerweile um 6% verteuert. Neben den Fragezeichen hinter der Umsetzung des OPEC-Deals schob ein Produktionsausfall in Kanada den Preis an. Die Ölsandabbaustätte Syncrude könnte den gesamte Juli still stehen, wodurch den Märkten rund 350’000 Barrel pro Tag verloren gehen würden. Experten zufolge hat der Rückgang der kanadischen Ausfuhren bereits zu einen deutlichen Schrumpfen der US-Lagerbestände beigetragen. Nach Angaben des American Petroleum Institutes sind die Rohölvorräte in der Woche bis 22. Juni um 9.5 Mio. auf 421.4 Mio. Barrel gefallen. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Rückgang um 2.6 Mio. Fässer gerechnet.
Anlagekonklusion:
Aufhorchen lässt die Entwicklung am Ölmarkt auch die Charttechniker. Durch den skizzierten Rebound ist Brent nach oben aus einem kurzfristigen Abwärtstrend ausgebrochen. Gleichzeitig hat die Nordseegattung die Rückkehr über die 55-Tage-Linie geschafft. Mit dem Mini-Future Long LNKABP können Trader darauf setzen, dass Brent nun die runde Marke von USD 80 in Angriff nimmt. Das von BNP Paribas gehandelte Produkt nimmt mit einem Hebel von aktuell 8.7 an steigenden Notierungen teil.