Brent: Klare Anzeichen einer spekulativen Übertreibung
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Martin Raab
Mit der Absicht, am Ölmarkt weiterhin gemeinsame Sache machen zu wollen, beflügelten Russland und Saudi-Arabien das schwarze Gold. Gleichwohl könnte Brent ein weiteres Mal am Ausbruch nach oben scheitern.
Am gestrigen Donnerstag erlebte Moskau eine Premiere der besonderen Art. Der saudiarabische König Salman traf zum ersten Staatsbesuch in Russland ein. Neben zahlreichen politischen Themen erörterte er mit Präsident Wladimir Putin auch die Situation am globalen Ölmarkt. Die beiden Staaten hatten einen massgeblichen Anteil an der von der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) sowie weiteren Förderern vereinbarten Produktionskürzung. Zwar erklärte König Salman, dass die Zusammenarbeit auf diesem Gebiet weitergehen solle. Ein konkreter Plan für die Verlängerung der Förderkürzung über den März 2018 hinaus ging aus dem Treffen jedoch nicht hervor.
Nichtsdestotrotz verteuerte sich ein Barrel der Sorte Brent am Donnerstag um mehr als 2%. Damit attackierte die Notierung einmal mehr den zentralen Widerstand bei USD 55/57. Mit dem Verlaufshoch bei USD 59.49 konnte Brent dieses Areal Ende September zwischenzeitlich bereits hinter sich lassen. Über das gesamte dritte Quaral hinweg hatte das Zusammenspiel aus gekürzter Produktion und steigender Nachfrage zu kräftigen Avancen beim schwarzen Gold geführt. Zum skizzierten Top notierte die Nordseesorte mehr als ein Drittel über dem Juni-Tiefst.
Die weiteren Aussichten hängen nicht nur von den Absichten der von Saudi-Arabien dominierten OPEC sowie Russlands ab. Eine entscheidende Rolle spielen überdies die USA. Dort hat die Produktion von Schieferöl zuletzt neun Monate in Folge zugenommen. Die Energiebehörde EIA geht davon aus, dass diese Serie im Oktober anhält. Mit 6.1 Mio. Barrel pro Tag könnte die Förderung sogar ein Rekordniveau erreichen. «Dies erschwert den von der OPEC erwünschten Marktausgleich», stellen die Analysten der Commerzbank fest. Das Expertenteam der deutschen Grossbank weisst ausserdem daraufhin, dass der Anstieg bei Brent im September im hohen Mass spekulativ getrieben war. Laut Daten der Terminbörse ICE nahmen die entsprechenden Netto-Long-Positionen allein in der Woche zum 26. September um knapp 37’000 Kontrakte auf den Rekordwert von 523’700 Futures zu. Das Verhältnis von Long- zu Short-Positionen erreichte damit ein stattliches Niveau von knapp zehn. «Die Anzeichen für eine spekulative Übertreibung bei Brentöl mehren sich», stellen die Experten fest.
Anlagekonklusion:
Anleger, die das bearishe Szenario teilen, können mit dem Short Mini-Future OILTH auf einen fallenden Ölpreis setzen. Das von BNP Paribas gehandelte Produkt münzt einen Rückgang beim nächstfälligen Brent-Terminkontrakt mit einem Hebel von aktuell 7.0 in Gewinne um. Gefahr ist in Verzug, sobald die Nordseesorte in den Rallyemodus zurückkehrt. Sollte Brent den Stop Loss bei USD 61.84 erreichen, würde das Papier vorzeitig verfallen und seine Halter müssten sich mit einem kleinen Restwert begnügen. Derweil zielt eine Neuemission der Credit Suisse auf die Stabilisierung des Ölpreises ab. Bis zum 10. Oktober steht der Callable Barrier Reverse Convertible ACESCS in der Zeichnung. Das USD-Produkt zahlt einen garantierten Coupon von 8.00% p.a. Unter folgender Voraussetzung erhalten Anleger das Nominal in einem Jahr vollständig zurück: Brent taucht nicht auf oder unter die Barriere bei voraussichtlich USD 38.70 ab.