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payoff Trading Desk

Chancenjahr oder Titanic-Börsen?

01.02.2023 2 Min.
  • Martin Raab
    Investment-Stratege

Pünktlich zum Jahreswechsel (wir berichteten) hat der kalendarische Performance-Reset voll zugeschlagen: +10% Wertzuwachs in zwanzig Handelstagen im Eurostoxx 50, +9% im DAX und bis zu +14% im Hang Seng Index – starke Rekorde. Alles in Schweizer Franken gerechnet. Dieser Aktienauftrieb ist enorm und wird aber seit wenigen Tagen von einigen Marktnavigatoren als lakonische Leuchtrakete kurz vor dem Untergang gedeutet. Nicholas Taleb und Nouriel Roubini, beides Crash-Funker mit libanesischen Wurzeln, warnen abwechselnd «vor dem Ende von Disneyland für Anleger» und den «10 grossen Gefahren».

Starke Tiefausläufer auf beiden Seiten des Atlantiks sieht auch der Hedge-Fonds-Manager Mark Spitznagel. Nach seinem Empfinden handelt es sich «um die grösste Zeitbombe in der Finanzgeschichte — grösser als in den späten 1920er Jahren und wahrscheinlich mit ähnlichen Folgen für die Märkte». Ein duzend anderer Marktadmirale stehen tatsächlich stramm hinter dieser 1929-Vision. Am Markt spricht man bereits von «Titanic-Börsen». Als kursbrechende Eisberge sieht die Gruppe der Schwarzseher die bereits stark angestiegenen Leitzinsen in den Weltwährungen und immer noch gehebelte Schuldenkonstrukte – nicht nur bei indischen Milliardären, die gerade Schiffbruch erleiden. Für Investoren heisst es jetzt, aktiv auf der Kommandobrücke die Augen offen zu halten.

Nach wie vor sollte auf stabile Cashflows und seriöses Geschäftsmodelle geschaut werden. Hochverzinsliche «Regatta-Stars», die überschuldet aus dem letzten Loch pfeifen, haben im 2023er Portfolio nichts zu suchen. Überleben werden solide Dampfer, egal wie hoch die Wellen in den nächsten Monaten werden. Apropos Dampfer: Bis heute lebt die Reederei der Titanic in unzähligen Portfolios weiter – aus der «Cunard-White Star Line» ist knapp 90 Jahre später die Carnival Corporation & plc geworden. Deren Aktienkurs ist heute so tief wie im April 1995. Am 15. April 2023 ist übrigens das 111-jährige Jubiläum des Titanic-Untergangs. Reiner Zufall oder weiterer Weckruf für Verschwörungstheoretiker? Es geht noch weiter: Das maritime Call-Sign der im Jahr 1912 gesunkenen Titanic war MGY. Dieser Börsenticker gehört heute einer US-Ölgesellschaft, die übereinander gelegt das gleiche All-Time-High wie der S&P 500 ETF SPY erreicht hat – und dann keinen Cent mehr weiter stieg, genau wie der SPY. Die aktuelle Abwärtstrendlinie von MGY (und damit dem SPY) zeigt exakt auf USD 19.12 hin. Schaudrig, oder? Behalten Sie auf jeden Fall einen kühlen Kopf und klare Fernsicht. Ein Rettungsboot im Portfolio kann nicht schaden.

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Foto von K. Mitch Hodge auf Unsplash

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