CO2-Future: Ein sehr spezieller Basiswert
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Wolfgang Hagl
An den kommenden Tagen rückt der Kampf gegen den Klimawandel verstärkt in den Fokus der Weltöffentlichkeit. Von der nationalen und internationalen Debatte um die richtigen Massnahmen könnte der europäische C02-Terminkontrakt profitieren.
Greta Thunberg ist gerade auf grosser US-Tour. Nachdem die schwedische Umweltaktivistin mit einer Segelyacht angereist war, wirbt sie nun in den Staaten für ihre Sache, den Klimaschutz. An den vergangenen Tagen war Thunberg in TV-Talkshows zu Gast, wurde von Amnesty International für ihre Protestbewegung Fridays for Future ausgezeichnet und kam mit Ex-Präsident Barack Obama zusammen. Das Highlight ihrer Reise kommt jetzt: Ab morgen ruft Thunberg eine Woche lang zum globalen Klimastreik auf. Einen Tag später beginnt in New York ein Sondergipfel der Vereinten Nationen (UN). Dort wird die 16-jährige der Staatengemeinschaft die Leviten lesen und auf mehr Tempo beim Kampf gegen die Erderwärmung drängen.
Die Politik hat verstanden. Allerdings gehen die Meinungen dahingehend auseinander, wie diese drängende Herausforderung bewältigt werden kann. Anschaulich zu beobachten ist diese Diskussion gerade in Deutschland, wo die Regierung morgen neue Klimaschutzmassnahmen vorstellen möchte. Sowohl auf nationaler als auch globaler Ebene spielt die Bepreisung von Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid in den Debatten eine wichtige Rolle. Passend zu den anstehenden Gipfeln und möglichen Weichenstellungen versucht der europäische C02-Future gerade, einen kurzfristigen Abwärtstrend zu überwinden.
Bereits 2005 hat die Europäische Union das Emissionshandelssystem ETS lanciert. Seither müssen energieintensive Unternehmen wie Ölraffinerien, Stahlwerke oder Airlines Zertifikate erwerben, die sie zum C02-Ausstoss berechtigen (EU Allowance, kurz EUA). Konkret bezieht sich ein Terminkontrakt auf eine Tonne Kohlendioxid. Zunächst blieb das ETS unwirksam, weil schlicht zu viele Zertifikate auf dem Markt waren. Vor knapp zwei Jahren hat die EU das System reformiert. Seither werden jährlich knapp ein Viertel vom Zertifikate-Überschuss dem Markt entzogen und in die Marktstabilitätsreserve (MSR) eingestellt. Die Massnahmen zeigten Wirkung: Seit Ende Oktober 2017 hat sich der CO2-Future weit mehr als verdreifacht.
Zwischenzeitlich stand sogar ein Vervierfacher zu Buche. Doch bei knapp EUR 30 drehte der im Dezember 2019 fällige Kontrakt nach unten. Commerzbank-Analystin Barbara Lambrecht nennt unter anderem die schwächelnde Konjunktur sowie eine rückläufige Energieproduktion als Gründe für die jüngste Korrektur. Am nachhaltigen Rückenwind hat sich ihrer Ansicht nach allerdings kaum etwas geändert. Lambrecht begründet diese Einschätzung mit der festgezurrten Reduzierung des Zertifikatevolumens sowie der politischem Diskussion. Die Analystin verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Einschätzung von Wissenschaftlern, wonach deutlich höhere C02-Preise erforderlich sind. Nur so könne das Handelssystem seinen Zweck erfüllen.
Anlagekonklusion:
An den kommenden Tagen dürfte der wie ein Rohstoff gehandelte Kontrakt verstärkt in den Fokus rücken. Insofern könnte sich für Trader eine kurzfristige Chance nach oben bieten. Leonteq hat im Juli den Mini-Future GCALTQ lanciert. Das Produkt partizipiert mit einem Hebel von knapp 3 an steigenden Kursen bei dem im Dezember auslaufenden CO2-Kontrakt. Achtung: Da der Mini-Future bereits Ende November verfällt, sollte er nur für eine kurzfristige Spekulation auf diesen exotischen Basiswert eingesetzt werden. Wer dauerhaft auf steigende Preise setzen möchte, muss auf den deutschen Derivatemartk ausweichen. Dort handelt die Commerzbank einen Open End-Tracker (ISIN: DE000CU3RPS9) auf den C02-Terminkontrakt.