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payoff Trading Desk

Creditspreads: Die Angst kehrt zurück — Bank-CDS unter Druck

10.02.2016 4 Min.
  • Martin Raab

Der schwache Börsenstart führte in den letzten Tagen zu einem deutlichen Anstieg der Kreditrisikoprämien. Finanzinstitute wie die Deutsche Bank sahen sich genötigt, beruhigende Statements zur Liquiditätslage zu veröffentlichen. CDS und CD-Warrants sind schwieriger zu bekommen – ausser man bezahlt saftige Prämien.

Im Credit-Trading herrscht zur Zeit Hochbetrieb. Der sich verschärfende Abwärtstrend an den Aktienmärkten beginnt die Investoren stärker zu beunruhigen als noch vor einigen Wochen. Die siebenjährige Hausse ist mit der jüngsten Entwicklung mittlerweile Geschichte zumal den Notenbanken langsam ihre Munition ausgeht. Selbst die Einführung negativer Zinsen wie jüngst in Japan, brachte nicht den gewünschten Erfolg. Anleger müssen daher das Emittentenrisiko beim Kauf von Strukturierten Produkten wieder mit in ihr Kalkül ziehen. Nach einer langen ruhigen Phase hat sich das Bild seit Ende Januar erheblich verschlechtert, allen voran bei der Deutschen Bank. Nach der im Januar erfolgten Rückstufung des Ratings durch Moody‘s von A3 auf Baa1 mit Ausblick negativ sah sich die Bank Anfang Woche gezwungen, ein öffentliches Bekenntnis zur Zahlungsfähigkeit abzugeben, nachdem zuvor der Aktienkurs unter den Tiefstand von 2008 gefallen war. Zusätzlich wurde der Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble noch genötigt ein Statement abzugeben, dass er keinerlei Zweifel an der Stabilität der Bank habe. Ein Grund für das Misstrauen gegenüber dem Frankfurter Geldhaus: Nachdem Vorstandschef Cryan die Dividende für 2015 und 2016 gestrichen hatte, wurden am Markt Sorgen laut, dass die Bank auch kein Geld haben könnte, um ihre neuartigen Anleihen (Contingent Convertible Bonds, CoCos) im Wert von fünf Milliarden Euro zu bedienen. Die Bank sah sich am Montagabend gezwungen, offiziell zu bekräftigen, dass die fälligen Zinszahlungen von je 350 Millionen Euro 2016 und 2017 sicher sind.

Es ist inzwischen nahezu unmöglich einen vernüftigen Preis für CDS-Longs oder CD-Call-Warrants auf europäische Banken zu bekommen.

Kleines Bankenbeben

Das ist zumindest ein Trost für Cryan. Etwas Mut kann der CEO der Deutschen Bank auch aus der Tatsache schöpfen, dass er mit seinen Problemen nicht allein dasteht: Quer durch Europa sind die Bankaktien seit Jahresbeginn um 25% abgestürzt. Mit dem grössten italienischen Geldhaus Unicredit gibt es sogar eine Großbank, die 45% und damit noch stärker an Wert verloren hat als die Deutsche Bank. Am Dienstag legte der um seinen Job kämpfende Vorstandschef Federico Ghizzoni die Zahlen für das Jahr 2015 vor, in dem die Mutter der Münchener Hypo-Vereinsbank nur noch EUR 1,7 Milliarden Euro verdiente, 15,6% weniger als im Vorjahr. Prompt fiel der Kurs um weitere fünf Prozent. An der Börse standen Aktien italienischer Geldhäuser zuletzt besonders unter Druck, weil sie nach jahrelanger Rezession im Land faule Kredite in Höhe von gut 200 Milliarden Euro angehäuft haben.

CDS steigen an

Bei den übrigen in der Schweiz tätigen Derivat-Emittenten sieht die Lage weniger dramatisch aus, auch wenn bei ihnen die fünfjährigen CDS ebenfalls eine klare Aufwärtstendenz aufweisen. Nebst der Deutschen Bank stechen im Monatsvergleich auch die Commerzbank und HSBC negativ hervor. Per 9. Februar wies von den grösseren Anbietern nur noch die UBS einen zweistelligen Wert  auf. Trotz des Anstiegs des Kreditrisiko-Fieberthermometers gab es in den vergangenen Tagen bislang keine Herabstufungen bei den fundamental orientierten Ratings. «Nahezu unmöglich ist es inzwischen einen vernüftigen Preis für CDS oder CDS-Baskets auf europäsiche Banken zu bekommen» hört man bei einem Trading-Desk in London. Unterdessen ist es bei den US-Adressen verdächtig ruhig – Goldman Sachs, Bofa/ML und auch Morgan Stanley sowie J.P. Morgan scheinen noch glimpflich von den CDS-Anstiegen davon gekommen zu sein. Der Energiebereich und die Kreditausfälle bedrohen hier zunehmend die Qualitäten von im Buch gehaltenen Krediten. Es bleibt hektisch — nicht nur für Credit-Trader.

 

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