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CTS Eventim: Live on Stage mit Taylor Swift

14.02.2024 4 Min.
  • Wolfgang Hagl
    Redaktor

Der Boom in der Live Unterhaltung lässt die Kasse des Veranstalters und Ticketvermarkters klingeln. An der Börse nimmt CTS Eventim nach der Vorlage von Rekordzahlen für 2023 das Allzeithoch ins Visier.

Am 9. und 10. Juli steht Zürich Kopf. Dann kommt die derzeit wohl erfolgreichste Popsängerin der Welt in die Stadt. Im Rahmen ihrer Welttournee tritt Taylor Swift zwei Tage nacheinander im Letzigrund auf. Trotz horrender Ticketpreise – ein Stehplatz kostet zwischen CHF 163 und CHF 282 – waren die jeweils 45’000 Plätze in Windeseile vergriffen. Swift ist das Paradebeispiel für den Boom der Live-Unterhaltung. Doch auch andere Top Acts wie Coldplay, Adele oder AC/DC bringen ihre Fans dazu, für Konzerte immer tiefer in die Tasche zu greifen.

Internationales Unterhaltungsimperium

Nicht nur bei den Künstlern klingelt die Kasse mehr denn je. Auch die Geschäfte von Veranstaltern und Ticketvermarkter brummen. In beiden Segmenten führt kaum ein Weg an CTS Eventim vorbei. Pro Jahr vermarktet das deutsche Unternehmen über seine Portale und Verkaufsstellen mehr als 300 Mio. Eintrittskarten. Gleichzeitig werden Konzerte, Tourneen und Festivals organisiert, die mitunter in den konzerneigenen Arenen stattfinden. Mit den vorläufigen Zahlen für 2023 hat CTS Eventim gerade einen weiteren Beleg für den wirtschaftlichen Erfolg dieses Unterhaltungsimperiums geliefert.

Der Umsatz nahm gegenüber dem Vorjahr um 22.5% auf knapp EUR 2.4 Mrd. zu. Im Ticketing sind die Münchener sogar um annähernd ein Drittel gewachsen. Während diese Sparte rund 30% zu den Konzernerlösen besteuert, geht das operative Ergebnis (Stufe normalisiertes Ebitda) zu mehr als drei Vierteln auf den Kartenverkauf zurück. CTS Eventim profitiert hier einerseits von den rasant steigenden Preisen – ein fixer Teil der Ticketkosten geht als Gebühr an das Unternehmen. Gleichzeitig treibt seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, der wachsende Anteil des besonders lukrativen Online-Ticketings die Profitabilität. Im Veranstaltungssegment stagnierte das Ebitda dagegen im 2023. Hier machte sich unter anderem der allgemeine Kostendruck bemerkbar.

Pulverisierter Konsens

In Summe konnte CTS Eventim dennoch ein um 31.9% erhöhtes operatives Ergebnis von EUR 501.4 Mio. präsentieren. Mit diesem Profit hat der Unterhaltungsriese die Analystenschätzungen regelrecht pulverisiert. Sie hatten für 2023 im Schnitt mit einem Ebitda von weniger als EUR 450 Mio. gerechnet. Selbst der bisherige Konsens für 2025 liegt ein Stück unter dem jetzt gemeldeten Ebitda. Die Börse reagierte entsprechend begeistert. Nach der Zahlenvorlage legte die CTS-Aktie um bis zu 8% zu. Noch trennt den Mid Cap ein Stück von dem im vergangenen Juni erreichten Top. Gerade als sich das Dividendenpapier dem Allzeithoch von EUR 72.68 annäherte, zog Jan Böhmermann sprichwörtlich den Stecker.

In seiner Sendung «ZDF Magazin Royale» übte der Satiriker heftige Kritik an CTS Eventim. Er prangerte insbesondere die hohen Gebühren im Ticketing sowie die Marktmacht des Konzerns an. Obwohl die Vorwürfe nicht wirklich neu waren, stürzte die Aktie innert weniger als zwei Wochen um bis zu 24% ab. Analysten verwiesen auf Mängel in der Corporate Governance und stuften den Titel mitunter herab. Wegen seiner Vormachtstellung hat das deutsche Bundeskartellamt CTS Eventim schon länger auf dem Schirm. Wirklich ausbremsen konnten die Wettbewerbshüter den Branchenkrösus bis dato aber nicht.

Längst ist CEO und Grossaktionär Klaus-Peter Schulenberg auf seinem Expansionskurs international unterwegs. Er hat es dabei auch und gerade auf den nordamerikanischen Markt abgesehen. Vor kurzem spannten die Deutschen mit Walter McDonald zusammen. Der US-Promoter war unter anderem für den CTS-Rivalen Live Nation tätig. Grosse Ambitionen hat Schulenberg auch im Sport. Derzeit läuft über die Software seines Unternehmens der Kartenverkauf für die anstehende Sommerolympiade in Paris. Bei den Winterspielen 2026 in Mailand wird CTS Eventim mit einer eigenen Arena dabei sein. In der italienischen Metropole baut das Unternehmen die künftig grösste und modernste Multifunktionshalle des Landes. Sie soll pünktlich zu den Olympischen Spielen eröffnet werden.

Anlagelösung

Trotz aller Erfolge und einer starken Kursperformance hat es CTS Eventim noch nicht geschafft, einen festen Platz im Basiswertuniversum des Schweizer Struki-Marktes zu finden. Heimische Anleger müssen entweder nach Deutschland ausweichen oder über ein Direktinvestment nachdenken. Im derzeitigen Umfeld scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die Aktie ein neues Allzeithoch erreicht. Für dieses Szenario sprechen insbesondere der Boom im Live Entertainment sowie die Omnipräsenz des Unternehmens in diesem Markt. Das operative Potenzial von CTS Eventim scheint längst nicht ausgeschöpft. Gerade der Einsatz von Künstlicher Intelligenz auf Basis der immensen Reichweite des Dienstleisters bietet in der personalisierten Kundenansprache noch viele Möglichkeiten. Natürlich gibt es Risiken. Die Böhmermann-Attacke hat einen wunden Punkt des Mid Caps schonungslos offengelegt. Noch scheint das Erfolgsmodell aber gegen die mitunter berechtigte Kritik immun zu sein. Letztlich entscheiden ohnehin die Fans. Sollten es Taylor Swift & Co. irgendwann doch zu bunt treiben und die Stars auf den Tickets sitzen bleiben, könnte auch CTS Eventim den «Top Act»-Status rasch einbüssen.

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