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CTS Eventim: The show must go on

01.06.2021 4 Min.
  • Wolfgang Hagl

Der Veranstalter und Tickethändler setzt auf den Neustart des Kulturbetriebs und möchte die Krise im kommenden Jahr komplett abhaken. An der Börse ist die Vorfreude gross: Die CTS-Aktie macht sich auf den Weg zu neuen Höchstkursen.

Bei vielen Musikfans geniesst das Open Air Gampel Kultstatus. Seit einem Vierteljahrhundert geben sich nationale und internationale Stars an dem Musikfestival im Kanton Wallis die Ehre. Die Liste der Headliner reicht von DJ Bobo über Motorhead bis zu den Toten Hosen und Cro. Zuletzt wurde das Open Air zum Politikum: Jedenfalls hat der Bundesrat Gampel an der Medienkonferenz zu den nächsten Corona-Öffnungsschritten explizit erwähnt. Eigentlich war geplant, erst ab dem 1. September Grossveranstaltungen mit maximal 10’000 Personen zu erlauben. Dieser Termin wurde nun um 12 Tage vorgezogen. Die Folge: Das Open Air Gampel kann in einem eingeschränkten Rahmen und mit gekürztem Line-up vom 20. bis zum 22. August stattfinden.

Gross war die Freude über diesen Entscheid nicht nur beim Rock Hock Verein als Ausrichter des Festivals. Aufatmen dürfte auch das Management von CTS Eventim. Schliesslich hat der Konzertveranstalter und Ticketvermarkter in seinem immerhin drittgrössten Markt die Aussicht auf die langsame Rückkehr zur Normalität an die Hand bekommen. In Deutschland – auf dem Heimatmarkt wurden 2019 rund 60% der Umsätze erwirtschaftet – muss das Unternehmen noch auf eine vergleichbare Perspektive warten. Gleichwohl fasziniert die CTS-Aktie das Börsenpublikum wieder. Gegenüber dem Anfang August 2020 erreichten Corona-Tief hat der Mid Cap um mehr als 80% zugelegt. Aktuell notiert er weniger als 8% unter dem kurz vor dem Ausbruch der Pandemie erreichten Allzeithoch von EUR 61.55.

Der Tourkalender füllt sich

Es spricht einiges dafür, dass die Rekordglocke schon bald läutet. CTS Eventim ist erstaunlich gut durch die Krise gekommen. Zwar brach der Umsatz 2020 von EUR 1.44 Mrd. auf nur noch rund eine Viertelmilliarde Euro ein. Doch Dank Versicherungsentschädigungen, Kosteneinsparungen und staatlichen Hilfen rutschte der Konzern nicht tief in die roten Zahlen. Operativ (Stufe Ebitda) betrug das Minus im Krisenjahr gerade einmal EUR 2.9 Mio. Auf diese Weise und mit Hilfe einer Nullrunde bei der Dividende konnte CEO und Grossaktionär Klaus-Peter Schulenberg die Kasse schonen: Ende 2020 verfügte CTS Eventim über einen Cash-Bestand von EUR 741 Mio. Euro.

Obwohl das Geschäft auch in den ersten drei Monaten des neuen Jahres weitestgehend brach lag, betrug die Liquidität zum 31. März immer noch respektable EUR 667 Mio. «Nach wie vor stehen striktes Kostenmanagement und Effizienz für uns im Fokus», erklärte der CEO bei der Vorlage des Zwischenberichts. Gleichzeitig bekräftige er die Hoffnung auf einen Neustart der Live-Kultur. «Schon jetzt erleben wir eine deutlich gestiegene Nachfrage nach Veranstaltungen», so der erfahrene Unternehmer. Dabei macht sich bezahlt, dass Schulenberg seinen Expansionsdrang auch in der Krise ausgelebt hat. Unter anderem vereinbarte er ein Joint-Venture mit dem US-Veranstalter Michael Cohl. Der legendäre Promoter schickt im Herbst Genesis auf Nordamerika-Tournee. Für die Rückkehr der Kultband um Sänger Phil Collins in die USA und Kanada, 14 Jahre nach den letzten Auftritten, wurden bereits mehr als 300.000 Tickets verkauft.

Das Comeback der CTS-Aktie lebt auch und gerade von den Plänen vieler Künstler für das kommende Jahr. Während sich Schulenberg für 2021 keinen konkreten Ausblick zutraut, möchte er die Krise danach schnell und komplett abhaken. «Ab 2022 werden der Umsatz und die Ergebniskennzahlen auf dem Vor-Corona-Niveau erwartet», schreibt das Unternehmen im Prognose-Kapitel es aktuellen Geschäftsberichts. Rekordzahlen traut die Commerzbank dem Unterhaltungskonzern zwar im kommenden Jahr noch nicht zu. Doch die Frankfurter rechnen mit einer deutlichen Verbesserung. Ab 2023 haben sie für CTS Eventin bei Umsatz und operativem Ergebnis neue Bestmarken auf dem Zettel. Folgerichtig wurde die Medienaktie gerade auf «Kaufen» von «Halten» heraufgestuft und das Kursziel auf EUR 64 von EUR 50 erhöht.

Anlagekonklusion:

Aus charttechnischer Sicht steht das MDAX-Mitglied kurz davor, eine Dreiecksformation nach oben aufzulösen. Ein derartiges Signal würde die Chance auf ein Wiedersehen mit dem Allzeithoch deutlich erhöhen. Allein die allgemeine Aufbruchsstimmung spricht dafür, dass der Newsflow bei CTS Eventim positiv bleibt. Natürlich könnten ein Wiederaufflammen der Pandemie oder Rückschläge beim Impfen den Unterhaltungswert dämpfen. Kurzum: Die Aktie ist ein Investment für Optimisten, die davon ausgehen, dass die aktuellen Pläne für Gampel und anderen Grossveranstaltungen erst der Anfang sind.

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