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payoff Trading Desk

DAX: Paukenschlag und Rekordglocke

25.05.2021 4 Min.
  • Wolfgang Hagl

Die geplante Fusion der beiden grössten deutschen Immobilienkonzerne hat die Kauflaune an Europa Börsen weiter forciert. Beim DAX könnte sich der Mega-Merger als Initialzündung für den nächsten Ausbruch nach oben entpuppen.

Es wäre ein Zusammenschluss der Superlative: Die Nummer 1 am deutschen Wohnungsmarkt möchte den zweitgrössten Vermieter der Bundesrepublik übernehmen. Vonovia bietet den Aktionären der Deutsche Wohnen 52 Euro je Anteilsschein und legt damit insgesamt EUR 18 Mrd. auf den Tisch. Während das Übernahmeziel am Dienstag mit einem Kursplus von 15.7% in etwa auf den gebotenen Preis sprang, hielt Vonovia im DAX mit einem Minus von mehr als 6% die rote Laterne. Klappt die Transaktion, würde Europa die bisher grösste Übernahme im Immobiliensektor erleben. 2016 waren die Bochumer mit dem Plan zum Kauf des Berliner Konkurrenten gescheitert. Neben den Anteilseignern von Deutsche Wohnen lehnte CEO Michael Zahn den Deal ab, der mit Aktien des Käufers beglichen werden sollte. Auch wenn der Top-Manager für die jetzt vorgelegte Barofferte den Daumen hebt, ist der Deal längst nicht in trockenen Tüchern.

Und doch elektrisiert allein das schiere Angebot die Investoren. Europaweit erreichten die Börsen am Dienstag neue Rekordstände. Der DAX verabschiedete sich mit dem höchsten Schlusskurs seiner Geschichte in den Feierabend. Ausgerechnet am Ende des von der alten Börsenweisheit «Sell in may an go away» geprägten Monats macht sich der deutsche Leitindex daran, eine kurzfristige Seitwärtsbewegung nach oben aufzulösen. Neben dem M&A-Paukenschlag sorgte nach dem verlängerten Pfingstwochenende das ifo Geschäftsklima für Kauflaune. Das vom Münchner Institut ermittelte Stimmungsbarometer aus den deutschen Chefetagen kletterte im Mai auf 99.2 Punkte von 96.6 Zählern im Vormonat.

Gewinnwachstum vs. Inflationsgespenst

Der über den Erwartungen liegende Indikator stärkt die Hoffnung, dass die grösste Volkswirtschaft in Europa nach der Delle im 1. Quartal rasch in die Wachstumsspur zurückkehrt. Während der Corona-Lockdown den privaten Konsum jäh ausbremste, expandierte der deutsche Handel mit dem Ausland von Januar bis März. Diese Entwicklung kommt auch in einer unerwartet starken Quartalssaison der DAX-Unternehmen zum Ausdruck. Jedenfalls haben die Analysten ihre Gewinnschätzungen deutlich nach oben geschraubt. In Indexpunkten ausgedrückt liegt der Konsens für 2021 (Ergebnis je Aktie) laut I/B/E/S mittlerweile bei mehr als 1’000. Anfang Jahr hatten die Experten den 30 Mitgliedern lediglich einen aufaddierten Profit von 878 Zählern zugetraut. Geht die aktuelle Rechnung auf, würden die DAX-Mitglieder 2021 annähernd ein Drittel mehr verdienen, als in der Vorperiode.

«In den kommenden Monaten dürfte das Auslaufen der Lockdowns den DAX-Gewinntrend weiter antreiben», erwartet Andreas Hürkamp, Aktienstrategie bei der Commerzbank. Vor diesem Hintergrund traut er dem Index in den Sommermonaten einen Vormarsch bis 16’000 Punkte zu. «Doch im zweiten Halbjahr droht wieder Gegenwind», stellt der Experte fest. Als Bremsfaktoren nennt er eine schwächere chinesische Wirtschaft sowie die anhaltenden hohen Rohstoffpreise. Schon jetzt hat die Hausse bei den «Commodities» die Inflationserwartungen der Investoren nach oben getrieben. Gleichzeitig nimmt die Diskussion um ein Ende der ultralockeren Geldpolitik zu.

Noch ist es nicht so weit. Sowohl die Europäische Zentralbank als auch das Fed geben sich in punkto Inflationsgespenst gelassen. Am Pfingstmontag unterstrich US-Notenbankdirektorin Lael Brainard diese Haltung. Die grösste Volkswirtschaft der Welt erlebt ihren Worten zufolge «eine ziemlich beispiellose» Erholungsphase. Im Zuge der Wiedereröffnung der Wirtschaft nach der Corona-Krise und wegen Lieferengpässen könnten die Preise zwar in den kommenden Monaten weiter steigen. Allerdings würde der Auftrieb mit der Zeit wieder nachlassen. Ob die Währungshüter tatsächlich so entspannt sind und geldpolitisch auf dem Gaspedal bleiben, zeigt sich in den kommenden Wochen. Am 10. Juni kommt die EZB zur nächsten Sitzung zusammen, fünf Tage später beginnt ein zweitägiges Fed-Treffen.

Anlagekonklusion:

Mit dem Call-Warrant DAXBJB können Trader darauf setzen, dass die Rekordjagd beim DAX in den Sommer hinein weitergeht. Mit einem Strike von 15’500 Punkten notiert das im Dezember fällige Julius Bär-Papier an der Schwelle zum Geld. Sowohl für eine kurzfristige Positionierung als auch den «Buy-and-Hold»-Ansatz ist der ETF XDAXX geeignet. Der knapp CHF 4.5 Mrd. schwere Fonds bildet den DAX gegen eine tiefe Gebühr von 0.09% p.a. physisch ab. Im September wird der ETF die Zahl der gehaltenen Aktien deutlich erhöhen müssen. Die Deutsche Börse stockt den Benchmark dann von 30 auf 40 Mitglieder auf – der grössten Umbau seiner Geschichte könnte dem ohnehin momentumstarken DAX einen «Extra-Kick» verpassen.

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