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payoff Opinion Leaders

Die Kehrseite der Niedrigzinspolitik

03.05.2019 3 Min.
  • Saurabh Sud, Senior Portfolio Manager Fixed Income Division

Manche Marktbeobachter feiern die Aussichten auf anhaltend niedrige Zinsen. Mit Blick auf die Obligationenmärkte gibt es jedoch einige Fallstricke, die es für Investoren zu beachten gilt. Saurabh Sud, Senior Portfolio Manager Fixed Income Division von T. Rowe Price, beleuchtet die Hintergründe.

Mit der Verlangsamung der Weltwirtschaft dürfte sich die Ära der historisch niedrigen Zinsen fortsetzen. Staatsanleihen entwickelten sich im bisherigen Jahresverlauf sehr gut, da die Märkte mit der lockeren Geldpolitik mehrerer grosser Zentralbanken und möglichen Zinssenkungen gerechnet haben. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob eine neue Welle der quantitativen Lockerung tatsächlich der Weltwirtschaft zugutekommt. Ohne einen finanzpolitischen Rahmen spricht wenig dafür, dass beispielsweise eine weitere Lockerung durch die Europäische Zentralbank (EZB) der Eurozone helfen wird.

Dies kommt zu einem Zeitpunkt, da der Internationale Währungsfonds und andere Institutionen die Nebenwirkungen der aktuell extrem niedrigen Zinsen anfangen zu hinterfragen. So sind beispielsweise die Renditen an den Obligationenmärkten stark gesunken und bieten nun deutlich weniger Laufzeitprämien, da die ultra-akommodative Geldpolitik der führenden Notenbanken zu einer augenfälligen Abflachung der Zinskurven führte. Immer mehr Obligationen rentieren unterhalb der Nulllinie. Weltweit haben Festverzinsliche im Wert von fast 9,5 Billionen US-Dollar eine Rendite unter Null. Vor diesem Hintergrund stellt die Umsetzung von Zinskurvenperformern eine attraktive Herangehensweise dar. Der Kupon dieser Obligationen entspricht der Differenz zweier Punkte auf der Zinskurve. Sollte die Weltwirtschaft in eine weitere Schwäche geraten, könnten diese Papiere dank ihrer negativen Korrelation zu den Anleihemärkten zur Diversifikation eines Kreditportfolios beitragen.

Niedrigzinspolitik mit Auswirkungen auf Immobilien

Auch hypothekenbesicherte Wertpapiere haben angesichts des Rückgangs der Renditen von US-Staatsanleihen und der gestiegenen Zinsvolatilität an Attraktivität eingebüsst. Bei sinkenden Renditen besteht das Risiko einer vorzeitigen Rückzahlung, da die Refinanzierung der Schulden bei niedrigeren Zinsen zunimmt. Zusammen mit den Plänen der US-Notenbank, ab Oktober die Erlöse aus fälligen hypothekenbesicherten Wertpapieren in Treasuries zu investieren, könnte dies dazu führen, dass sich diese Anlageklasse in den nächsten Monaten schwächer entwickelt als  US-Staatsanleihen. 

Risiken birgt die anhaltende Niedrigzinspolitik darüber hinaus für Bauherren. So mehren sich die Bedenken hinsichtlich der Erschwinglichkeit neuer Wohnungen, da die Einkommen der Verbraucher seit mehr als einem halben Jahrzehnt hinter den Hauspreisen zurückbleiben. Bauherren benötigen im Grunde ein «Goldlöckchen-Szenario», also eine Wirtschaft, die weder zu heiss noch zu kalt läuft. Entwickelt sich die US-Wirtschaft schwach, könnten potenzielle Käufer vom Wohnungsmarkt zurücktreten – auch bei sinkenden Zinsen. Überhitzt hingegen die US-Wirtschaft, werden die Zinsen steigen und es könnte zu einer Wiederholung von 2018 kommen, als der Markt zum Stillstand kam. Daher ist es sinnvoll, die Käufe mancher minderwertiger US-Hausbauer mit hoher Verschuldung und einem Exposure in Regionen mit instabilen Immobilienmärkten abzusichern.

Auch europäische Banken kommen zunehmend in Nöte. Der Brüsseler Think Tank Bruegel schätzt, dass die im Jahr 2014 implementierte Nullzinspolitik der EZB, europäische Banken derzeit jährlich mehr als acht Milliarden US-Dollar kostet. Anders präsentiert sich die Lage in den USA, wo die Zinsen positiv sind. Dort verdienen die Kreditinstitute mit dem Parken ihrer überschüssigen Liquidität bei der Federal Reserve rund 36 Milliarden US-Dollar. US-Banken sind daher gegenüber ihren europäischen Pendants zu bevorzugen.

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