Die neuen Gesichter des Risikomanagements
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Roberto Lazzarotto, Global Head of Sales
Wie ein roter Faden zieht sich der Aspekt der Risikominderung durch zahlreiche systematische Anlagestrategien, die seit der Finanzkrise besonders erfolgreich sind.
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass eine der Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise eine bleibende Risikoaversion bei Anlegern ist und folglich das Risikomanagement inzwischen Prio 1 in den Portfolios hat. Dieses Phänomen ist in der Tat augenfällig, wenn man die Art der passiven Aktienanlagen anschaut, die in den vergangenen zehn Jahren kräftig Zuwachs erfahren haben. Die Risikominderung ist der gemeinsame Nenner vieler beliebter systematischer Strategien, die sich ansonsten stark voneinander unterscheiden.
ESG – Nachhaltigkeit und hohe risikobereinigte Renditen kombiniert
Ein Beispiel sind ESG-Strategien (Umwelt [Environment], Soziales und Governance). ESG erlebt ein spektakuläres Nachfragehoch. Grund dafür ist, dass sich immer mehr Unternehmen zu den Prinzipien verantwortungsvoller Investitionen bekennen. Zugleich haben nachhaltige Investitionen einen interessanten Nebeneffekt: Eine bessere Corporate Governance kann zu höheren Aktienrenditen führen und auch gegen bestimmte Risiken schützen, etwa Image-Schäden aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen, finanzieller Misswirtschaft, Umweltkatastrophen oder Problemen in der Lieferkette. Eine im Journal of Investing veröffentlichte Studie zeigt, dass es eine hohe negative Korrelation zwischen den ESG-Ratings eines Unternehmens und der Volatilität seiner Aktien gibt – und dass diese negative Korrelation noch deutlicher wird, wenn die Märkte rückläufig sind.1
Geografisches Targeting als Instrument im Risikomanagement
Während die Globalisierung den Handel und das Wirtschaftswachstum insgesamt befeuert hat, ist der zunehmend globale Aktionsradius der weltweit größten Unternehmen zum Teil problematisch für Anleger, weil er die Ermittlung und Begrenzung des geografischen Risikos erschwert. Unterschiedliche Muster des Wirtschaftswachstums innerhalb von Regionen, Bedrohungen für den Welthandel und neue geopolitische Spannungen untergraben die Stabilität von Anlageportfolios. Die STOXX TRU®-Indizes, in denen Unternehmen gemäß der geografischen Herkunft ihrer Erträge abgebildet sind und nicht anhand des Landes, in dem sich der Unternehmenssitz befindet, sind interessant für Anleger, die sich gegen geografisch korrelierte Risiken schützen wollen, und um Regionen mit höherem Wachstum ins Visier zu nehmen.
Faktoren und minimale Varianz
Der Boom bei faktorbasierten Strategien in den vergangenen zehn Jahren hat es Anlegern auch ermöglicht, in Aktien zu investieren, deren Merkmale dazu beitragen können, dass sie in volatilen Märkten weniger angreifbar sind. Das gilt nicht nur für den Faktor „geringe Volatilität“, sondern auch für die Faktoren „Qualität“, „hohe Dividenden“ und sogar „Wert“. Factor Investing hat außerdem den Boden für einen beliebten Risikominderungsansatz bereitet: den der minimalen Varianz, bei dem Aktienindizes konstruiert werden, die weit weniger volatil sind als ihre klassischen Pendants, bei denen die Indexwerte nach Marktkapitalisierung gewichtet werden.
Ein umfangreiches Instrumentarium für das Risikomanagement
Darüber hinaus gibt es andere Strategien, die in erster Linie Risikomanagement-Ziele verfolgen: von Ansätzen der Risikosteuerung über die systematische dynamische Allokation bis hin zur Absicherung des Währungsrisikos. Der Werkzeugkasten für ein wirksames, langfristig „wetterfestes“ Portfolio war nie besser gefüllt als heute. Das ist das Ergebnis der Professionalisierung der Vermögensverwaltung im Allgemeinen und der der passiven Anlagen im Besonderen. Und es ist eine der positiven Folgen der weltweiten Finanzkrise.
1 De, Indrani und Clayman, Michelle, „The Benefits of Socially Responsible Investing: An Active Manager’s Perspective“, 11. Juli 2014, Journal of Investing.