«Die Schweiz ist und bleibt einer unserer wichtigsten Märkte in Europa.»
-
Martin Raab
Aleksandar Ivanovic, Head EMEA Distribution and Structuring, Institutional Equity Derivatives & Structured Products bei Morgan Stanley, über die aktuelle Situation nach dem Office-Closing von Morgan Stanley in der Schweiz, die Nachfrageschwerpunkte der Kunden, Stärken bei UCTIS-Hedge-Fonds sowie den wachsenden Appetit auf Actively-Managed Certificates.
Herr Ivanovic, bei Morgan Stanley gab es in der Schweiz jüngst organisatorische Veränderungen. Das Vermögensverwaltungsgeschäft wurde an J. Safra Sarasin verkauft, die Büros in Zürich und Genf werden bald geschlossen. Beim Geschäft mit Strukturierten Produkten bleibt aber für Schweizer Kunden alles unverändert?
Die Schweiz ist und bleibt einer unserer wichtigsten Märkte in Europa. Unser spezialisiertes Team betreut Schweizer Kunden sowohl von unserem Produkte-Hub in London als auch lokal von Zürich aus. Damit sind wir eine der wenigen international tätigen Banken, die über alle Zyklen hinweg eine Präsenz in der Schweiz behalten haben. Wir sehen dies auch als Zeichen unserer Verbundenheit mit dem Schweizer Markt und unseren Kunden.
Welche Kundengruppen bedienen Sie in der Schweiz derzeit primär?
Wir arbeiten mehrheitlich mit institutionellen Kunden, Hedgefonds, Privatbanken sowie unabhängigen Vermögensverwaltern zusammen.
«Für Berater, welche Aktien in Verbindung mit Futures, Optionen oder FX-Overlays handeln möchten, bieten wir die richtigen Kapazitäten.»
Bei hiesigen Vermögensverwaltern sind derzeit Actively Managed Certificates nach wie vor en vogue. Ein Bereich, in dem Sie auch tätig sind…
Für einen Vermögensverwalter, der gelegentlich ein Rebalancing oder einen Wechsel des zugrundeliegenden Baskets vornehmen möchte, genügt das gängige Angebot standardisierter AMCs der meisten Emittenten vollauf. Für Berater, welche Aktien in Verbindung mit Futures, Optionen oder FX-Overlays handeln möchten, bietet Morgan Stanley die richtigen Kapazitäten. Einen echten Mehrwert stellt hier auch unser Angebot von AMCs mit verschiedenen Stufen an Kapitalschutz dar.
In welchen Strukturen, Basiswerten und Laufzeiten ist Morgan Stanley besonders stark?
Wir beobachten einerseits eine steigende Nachfrage nach kostengünstigen und standardisierten Produkten, wie unsere Smart Beta-ETFs, oder nach einfachen Strukturierten Produkten, mit denen sich die Betaseite effizient abdecken lässt. Auf der anderen Seite werden zunehmend komplexere, sog. Best-of-breed- sowie Multi-Asset-Strukturen verlangt. Hierzu gehört auch unser Angebot an UCITS-Hedgefonds.
Wie stehen Sie zum Thema Structuring-Plattformen?
Diese Plattformen erlauben es, Dienstleistungen beliebig zu skalieren, was zu tieferen Kosten, besserem Service, kompetitiverem Pricing und, langfristig gesehen, zu besseren Produkten führt.
«Wir erwarten eine starke Nachfrage nach Smart-Beta-Strategien, jedoch mit zunehmend differenziert ausgestalteten Funktionen.»
Wir haben diesen Trend früh erkannt und uns einer passenden Plattform angeschlossen. Wichtig ist meines Erachtens, ob diese Plattformen auch in Zukunft von Banken betrieben werden.
Sie haben seit rund drei Jahren den Morgan Stanley Multi-Asset CHF Index live, welcher eine starke Outperformance gegenüber bekannten Single-Asset Benchmarks wie SMI oder DAX hat. Bis auf ein Kapitalschutzprodukt in Australdollar ist dieser Index aber leider nicht investierbar. Warum?
Für uns stehen die Kundenbedürfnisse an erster Stelle. Dies ist auch der Grund, warum gewisse Produkte im Markt nicht bekannt oder investierbar sind. Denn diese entstehen vielfach aus einem individuellen Bedürfnis heraus, für welches wir exklusiv massgeschneiderte Lösungen entwickeln. In diese Kategorie fällt auch unser MSMA-Index.
Sie verantworten sämtliche europäische Märkte. Wo läuft es derzeit gut, wo stockt das Geschäft mit Strukturen eher – und wie stark differenzieren sich die einzelnen Investorengeschmäcker?
Sämtliche Regionen haben sich gut entwickelt. Kosteneffizienz und Pricing spielen eine zentrale Rolle, insbesondere für Beta- und andere Standard-Produkte. Zugenommen hat auch die Nachfrage nach Strukturen mit regelmässigen Coupons, wie Autocallables oder Reverse Convertibles auf etablierten Basiswerten oder Märkten.
Welche Themen stehen bei Ihnen mit Blick auf 2016 auf der Agenda?
Wir erwarten weiterhin eine starke Nachfrage nach Smart-Beta-Strategien, jedoch mit zunehmend differenziert ausgestalteten Funktionen wie Kapitalschutz o.ä. Aufgrund der Aktivitäten der verschiedenen Zentralbanken rechnen wir auch für den Bereich Hybride Optionen nach wie vor mit hohen Volumen. Für Investoren, welche bzgl. Assetklassen klare Erwartungen haben, bieten sich hybride Optionen, wie z.B. Optionen auf den SMI, welche auch von der Entwicklung des EUR/CHF profitieren, als kostengünstige Alternative zu Plain-Vanilla-Strukturen an.
VITA
Aleksandar Ivanovic arbeitet seit 2011 für die US-Investmentbank Morgan Stanley, wo er in London den Bereich Distribution and Structuring, Institutional Equity Derivatives sowie Structured Products für die Region EMEA leitet. Zusammen mit einem spezialisierten Team betreut er institutionelle Kunden auch in der Schweiz. Ivanovic begann seine Karriere mit einer Banklehre bei UBS. Nach rund 15 Jahren in Diensten der UBS arbeitet er seit November 2008 für die Credit Suisse als Spezialist im Aktienderivate-Sales für Kontinentaleuropa. Der in Rüschlikon (ZH) geborene Schweizer verfügt über einen Bachelor in Betriebsökonomie der Hochschule für Wirtschaft Zürich sowie einen Master in Finance der London Business School.