EUR/CHF: Die SNB ist am Zug
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Christian Ingerl
Das Fed und die EZB haben vorgelegt, nun ist die Schweizerische Nationalbank an der Reihe. Dies wird nicht ohne Auswirkungen auf den Währungsmarkt bleiben.
Mit Erleichterung reagierte das Währungspaar EUR/CHF auf die gestrige Zinsentscheidung der EZB. Das FX-Duo schoss kurzzeitig von CHF 1.0546 auf CHF 1.0576 hoch. Allerdings dauerte die Abwertung des Franken nur wenige Minuten, schnell fand sich das Devisengespann wieder auf dem Ausgangsniveau ein.
Verhaltener EZB-Entscheid
Was war passiert: Als erstes sorgte die Europäische Zentralbank mit ihrer Entscheidung, die Leitzinsen trotz der Coronavirus-Krise unverändert zu lassen, für eine Enttäuschung – zumindest für den Aktienmarkt. Zwar kündigten die Währungshüter neue langfristige Liquiditätsspritzen für Banken zu sehr günstigen Bedingungen an sowie Anleihenkäufe im Volumen von EUR 120 Mrd. Euro an. Dem Markt was das aber zu wenig. «Das Paket war kleiner als gedacht», bringt es Uwe Burkert, Chefökonom der LBBW, auf den Punkt.
Eine weniger als gedachte expansive Geldpolitik bedeutet im Umkehrschuss eigentlich eine Unterstützung für den Euro. Wie Eingangs skizziert reagierten die Märkte im Anschluss auch entsprechend, allerdings nahm schnell die Risikoaversion wieder zu und der Schweizer Franken wurde erneut als sicherer Hafen angesteuert. Seit Mitte Februar die Marktturbulenzen begannen, verschärfte sich der Abwärtstrend des Euro gegenüber dem Franken. Mittlerweile notiert EUR/CHF auf dem tiefsten Stand seit Juli 2015.
19. März: Der Tag der Wahrheit
Für die exportorientierte Wirtschaft wirkt dies wie ein zusätzlicher Dämpfer. Kein Wunder also, dass sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) kontinuierlich gegen den Aufwertungsdruck stemmt. Auf der einen Seite wird am Devisenmarkt interveniert. Ein Indiz dafür sind die Sichtguthaben von Banken. Sobald die SNB Euro kauft, muss sie den entsprechenden Franken-Beitrag auf diese Konten verbuchen. Und zuletzt sind die Sichtguthaben gestiegen. Auf der anderen Seite setzt die SNB auf Negativzinsen. Aktuell befindet sich der Leitsatz bei minus 0.75%. Exakt an diesem Hebel könnten die heimischen Währungshüter nun ansetzen und, anders als die Kollegen in Frankfurt, den Leitzins weiter senken. Am Markt wird über eine Absenkung des Leitsatzes auf minus 1% spekuliert.
Gespannt warten Anleger nun also auf kommenden Donnerstag, wie sich die SNB entscheiden wird. Dies gilt vor allem auch vor dem Hintergrund, dass die Schweizer Wirtschaft aufgrund des Coronavirus Schaden nimmt. So haben die Experten der UBS ihre Prognose für das Wachstum auf 0.7% reduziert, zuvor hatte die Grossbank noch ein BIP-Plus von 1.1 für 2020 auf der Rechnung.
Anlagelösungen
Beim Währungsgespann EUR/CHF könnte eine Zinssenkung zu einer Gegenbewegung führen. Mit einem Call Warrant WEUGOV setzen Anleger auf dieses Szenario. Sollte sich die Coronakrise allerdings noch verschärfen, könnte sich der Abwärtstrend von EUR/CHF sogar verstärken. In diesem Fall wäre ein Put WEUAVV die richtige Tradinglösung. Der Strike des Warrants mit einer Laufzeit bis Mitte September befindet sich bei CHF 1.06.