EUR/CHF: Was jetzt für die Einheitswährung spricht
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Martin Raab
Schon vor den jüngsten Börsenturbulenzen war der Schweizer Franken als vermeintlich sicherer Hafen gefragt. Beim Währungspaar EUR/CHF könnte daraus eine günstige Einstiegschance resultieren.
An den vergangenen Tagen sahen sich Aktienanleger mit einer lange nicht vorhandenen Situation konfrontiert – die Kurse rauschten rund um den Globus in den Keller. Vor allem die Sorge vor einer stärkeren Straffung der US-Geldpolitik löste eine Verkaufswelle aus. Wenig überraschend flüchtete sich so mancher Investor in so genannte Save Hafen-Assets. Gold verteidigte trotz des starken Renditeanstiegs am Obligationenmarkt ein hohes Niveau. Derweil wertete der Schweizer Franken, auffälligerweise schon vor den jüngsten Börsenturbulenzen, markant auf. Beim Währungspaar EUR/CHF kommt diese Tatsache einem Kursrückgang bis CHF 1.151 zum Ausdruck. Damit notierte die heimische Valuta in Relation zur Einheitswährung auf dem höchsten Niveau seit Mitte Oktober.
Und doch wäre es wohl zu früh, von einer Trendwende zu sprechen. Fundamental spricht einiges dafür, dass der Euro in die übergeordnete Aufwärtsbewegung zurückkehrt. Punkten kann die Einheitswährung zunächst mit einem markanten Zinsvorsprung. Zwar hat sich die 10-jährige Eidgenossenschaft zuletzt im positiven Terrain festgesetzt. Mit rund 0.13% wirft die heimische Benchmarkanleihe so viel ab, wie seit Mitte 2015 nicht mehr. Allerdings ging es auch im Euroraum mit dem Renditen kräftig nach oben. Die 10-jährige deutsche Bundesanleihe zeigt mittlerweile eine Verzinsung von knapp 0.70%. Seit dem Jahreswechsel weitete sich das Gap zwischen den beiden Staatsobligationen damit um rund 7 auf 57 Basispunkte aus. Auch in punkto Wachstum hat der Euroraum die Nase vorne. Der Internationale Währungsfonds (IWF) traut der Gemeinschaft im laufenden Jahr eine Steigerung der Wirtschaftsleistung um 1.9% zu. Derweil liegt die Prognose für die Schweiz bei einem Plus von 1.3%.
Neben Zinsen und Wachstum spielt die Geldpolitik für den weiteren Verlauf von EUR/CHF eine zentrale Rolle. Wie erwartet liess die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitsatz nach ihrer Januar-Sitzung auf dem Rekordtief von 0.0%. EZB-Präsident Mario Draghi äusserte sich bei dem Anlass auch zum Euro: «Die jüngsten Wechselkursschwankungen stellen eine Quelle der Unsicherheit dar. » Gleichzeitig bezeichnete der Italiener eine Zinswende noch im laufenden Jahr als wenig wahrscheinlich. Seinen Worten zufolge hat in der EZB die Diskussion über den Ausblick noch gar nicht richtig begonnen. Derweil kann auch bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von einem Kurswechsel nicht die Rede sein. «Es ist zu früh, um über eine Normalisierung der Geldpolitik zu sprechen», hatte SNB-Präsident Thomas Jordan an der vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung im Dezember betont. Trotz des vermeintlichen Patts geht auch dieser Punkt an den Euro. Nicht zuletzt das möglichen Auslaufen der milliardenschweren Anleihenkäufe im September zeigt, dass die EZB bei der geldpolitischen Normalisierung die Richtung vorgibt.
Anlagekonklusion:
Der jüngste Rücksetzer beim FX-Duo EUR/CHF stoppte also aus gutem Grund noch vor der technischen Unterstützung im Bereich von CHF 1.15. Oberhalb des horizontalen Supports bildet der Euro nun einen Boden aus. Von diesem Areal aus könnte schon bald der Angriff auf die 55-Tage-Linie erfolgen. Der gleitende Durchschnitt verläuft bei rund CHF 1.168. Avancen in diese Richtung können Trader mit dem Mini-Future Long FCHFIU ins Kalkül ziehen. Das Produkt zeigt aktuell einen Hebel von 41.4. Mit CHF 1.1439 liegt der Stop Loss deutlich unter dem 1.15er-Support. Wichtig: Die skizzierte Position sollten nur Anleger eingehen, die nicht mit einem länger anhaltenden Börsengewitter rechnen. Eine massenhafte Flucht in den Save Hafen Schweizer Franken würde das Long-Szenario ad absurdum führen.