EUR/USD: Fed und EZB im Doppelpack
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Wolfgang Hagl
Redaktor
Heute und morgen kommt der kurzfristige Aufwärtstrend des FX-Duos EUR/USD auf den Prüfstand. Fed und EZB treffen ihre Zinsentscheidungen – auf die Trader warten spannende Stunden.
Am 4. Februar konnte Jerome H. Powell seinen 70. Geburtstag feiern. Während viele Menschen in diesem Alter längst den Ruhestand geniessen, hat der studierte Politologe und Jurist eines der wohl bedeutendsten Ämter der Welt inne. Seit mehr als fünf Jahren steht Powell an der Spitze der US-Notenbank. Mittlerweile absolviert er in seiner Geburtsstadt Washington D.C. die zweite, bis 2026 laufende Amtszeit. Am 23. Mai 2022 wurde der Fed-Präsident hierfür vereidigt. Zu diesem Zeitpunkt hatte die US-Notenbank bereits eine scharfe Zinswende eingeläutet. Als Reaktion auf eine überbordende Inflation schraubte sie die Fed Funds Rate von nahe Null auf die aktuelle Spanne von 4.75% bis 5.00% hoch. Heute könnte dieser Zyklus seinen Höhepunkt finden – und gleichzeitig zu Ende gehen.
An den Märkten gilt es als ausgemachte Sache, dass die US-Notenbank am Ende ihrer zweitägigen Sitzung um 20:00 Uhr unserer Zeit eine Zinserhöhung um weitere 25 Basispunkte auf die neue Spanne von 5.00% bis 5.25% verkündet. Das Fed dürfte diesen Entscheid vor allem mit der nach wie vor grassierenden Inflation begründen. Bei der Beurteilung der Teuerung achten die US-Währungshüter vor allem auf die persönlichen Verbraucherausgaben. Beim PCE-Kernindex bleiben Nahrungsmittel und Energie – hier schwanken die Preise besonders stark – aussen vor. Im März lag dieser Gradmesser um 4.6% über dem Vorjahreswert, nach 4.7% im Monat zuvor. Analysten hatten mit einer stärkeren Inflationsabschwächung auf 4.5% gerechnet.
Schwierige Gemengelage – für Fed und EZB
In jedem Fall bewegt sich der Preisauftrieb weiterhin deutlich über dem angestrebten Niveau von 2%. Man darf gespannt sein, wie das Fed in seinem Statement diesen Umstand beurteilt. Die Wachstumsverlangsamung der weltgrössten Volkswirtschaft macht den «Job» der Inflationsbekämpfung für Powell und Kollegen nicht gerade einfacher. Auf das Jahr hochgerechnet expandierte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2023 nur noch um 1.1%. Im Schlussvierteljahr 2022 lag die US-Wachstumsrate noch bei 2.6%. Mitunter ist bereits von einer Rezession die Rede. Da es gleichzeitig im Bankensektor rumort, zuletzt kam es zur Rettungsübernahmen der First Republic durch die Grossbank J.P. Morgan, geht das Gros der Ökonomen von keinen weiteren Zinserhöhungen mehr aus. Die Terminmärkte signalisieren sogar eine Senkung der Funds Rate im zweiten Semester.
Am morgigen Donnerstag kommt der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) zusammen. Hier geht der Konsens von der siebten Zinserhöhung in Folge aus. Allerdings dürfte auch die EZB den Fuss etwas vom Gas nehmen. Im Schnitt rechnen Ökonomen damit, dass sie ihren Leitsatz um 25 Basispunkte auf 3.25% nach oben schraubt. Noch im März hatte das Gremium um Präsidentin Christine Lagarde eine Erhöhung um 50 Basispunkte durchgezogen. Ähnlich wie in den Staaten kann auch in der Eurozone bei der Inflation keine Entwarnung gegeben werden. Laut der gestern von der Statistikbehörde Eurostat vorgelegten Schnellrechnung ist der Verbraucherpreisindex im April 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 7.00% gestiegen. Im März hatte die Teuerung auf 6.9% nachgelassen. Zwar waren viele Experten von dem zunehmenden Preisdruck ausgegangen. Gleichwohl gibt es Stimmen, die für den Donnerstag einen vehementeren Zinsschritt der EZB von 50 Basispunkten erwarten.
Euro auf Erholungskurs
Die jüngste Entwicklung beim Devisenpaaar EUR/USD spricht dafür, dass die Europäische Zentralbank rigoroser agiert, als das US-Fed. Noch im vergangenen Herbst war der Euro relativ zum US-Dollar auf das tiefste Niveau seit rund 20 Jahren abgestürzt. Gegenüber diesem «Low» hat die Einheitswährung mittlerweile rund 15% aufholen können. Natürlich muss sich erst noch zeigen, wie beherzt sich die EZB tatsächlich gegen das Inflationsgespenst stemmt und ob sie länger auf einem Straffungskurs bleibt als das Fed. Die Währungsunion ist nicht gegen die Probleme im Bankensektor immun und auch die Konjunktur präsentiert sich diesseits des Atlantiks nicht gerade in ihrer besten Verfassung. Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone-Industrie ist im April auf 45.8 Punkte gefallen, der tiefste Stand seit der Corona-Krise im Mai 2020.
Anlagelösungen
Fest steht, dass der Euro dank seiner jüngsten Avancen die Abwärtstrends der vergangenen beiden Jahre nach oben auflösen konnte. Die kurzfristige Gegenbewegung führt das FX-Duo EUR/USD zuletzt an den horizontalen Widerstand im Bereich von USD 1.10. Mit dem Mini-Future Long 8EURGU können Trader darauf setzen, dass der Euro auch diese Hürde überwinden kann. Das UBS-Produkt partizipiert mit einem Hebel von aktuell 11.4 an steigenden Notierungen beim wichtigsten Währungspaar der Welt. Sollte sich dagegen das Szenario einer Fed-Atempause als falsch erwiesen, könnte der Greenback ein Comeback erleben. In diesem Fall würde der Mini-Future Short AEUR2U seine Stärken ausspielen. Dieses Papier münzt einen fallenden Kurs von EUR/USD mit einem ebenfalls zweistelligen Hebel in Gewinne um. Achtung: Bei beiden Produkten drohen überproportionale Verluste, falls das jeweils zugrunde liegende Tradingkalkül nicht aufgeht.