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EURO STOXX 50: Alter Kontinent im politischen Nebel

23.05.2019 4 Min.
  • Wolfgang Hagl

EU-Wahlen, Brexit und Zollstreit sorgen in Europa gerade für Verunsicherung und bremsen den Aktienmarkt aus. Gleichwohl ist beim EURO STOXX 50 der Ausbruch über den 2018er-Abwärtstrend (noch) intakt.

Im politischen Europa geht es diese Tage hoch her. Nur eine Woche nachdem die Ibiza-Affäre Österreich in eine veritable Staatskrise gestürzt hat, sind mehr als 400 Mio. EU-Bürger aus 28 Staaten aufgefordert, das Europäische Parlament neu zu wählen. Gleichzeitig läuft in Grossbritannien der nächste Showdown beim EU-Ausstieg. Als wäre das nicht genug, muss der alte Kontinent permanent mit neuen Scharmützeln aus dem Weissen Haus rechnen. US-Präsident Donald Trump hält die Drohung mit Strafzöllen auf europäische Autoimporte am köcheln.

Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass der EURO STOXX 50 Index aus dem Tritt geraten ist. Die Hoffnung auf ein verbales Abrüsten im Zollstreit, eine anhaltende lockere Geldpolitik sowie solide Unternehmens- und Konjunkturzahlen hatten der Benchmark mit den 50 grössten Blue Chips der Eurozone von Januar bis April ein sattes Plus von 17% beschert. Doch mittlerweile wird wohl so manchem Anleger die alte Börsenweisheit «Sell in May and go away» nicht mehr aus dem Kopf gehen: Kurz vor dem Ende des Wonnemonats notiert der EURO STOXX 50 rund 5% unter dem 52-Wochen-Hoch.

Politisch dürfte die Situation bis auf weiteres verworren bleiben. Mit dem noch bis Sonntag laufenden Urnengang könnten die Rechtspopulisten ihren Einfluss auf das Brüsseler EU-Parlament ausbauen. Aktuelle Umfragen trauen der vom italienischen Innenminister Matteo Salvini zusammen mit dem deutsche AfD-Chef Jörg Meuthen ausgerufenen Koalition mit dem Namen «Europäische Allianz der Völker und Nationen» mehr als 80 Sitze zu. Damit würde sie die viertgrösste Fraktion stellen. Derweil könnte in London schon heute Premierministerin Theresa May ihren Rücktritt erklären und damit das Dauerthema Brexit neu aufkochen. Und Donald Trump? Rund um den Globus zerbrechen sich Analysten und Investoren die Köpfe über die nächsten Schritte des US-Machthabers – ein echter Konsens zeichnet sich dabei nicht ab.

Gerade wegen der zahlreichen Unsicherheitsfaktoren steht über den wirtschaftlichen Perspektiven der EU ein dickes Fragezeichen. In den ersten drei Monaten 2019 präsentierte sich die Konjunktur überraschend dynamisch. Laut den Zahlen des Statistikamts Eurostat dehnte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Eurozone gegenüber dem Vorquartal um 0.4% aus. Ende 2018 lag das Wachstum bei lediglich 0.2%. Der Internationale Währungsfonds traut dem Gebiet der Währungsunion im Gesamtjahr beim BIP ein Plus von 1.28% zu. Zum Vergleich: Für die USA rechnet der IWF mit einem Wachstum von 2.33%.

Angesichts der unterschiedlichen makroökonomischen Dynamik kommt die transatlantische Diskrepanz bei der Börsenbewertung nicht von ungefähr: Gemessen am KGV notiert der EURO STOXX 50 gegenüber dem S&P 500 mit einem Abschlag von mehr als einem Fünftel. Gleichzeitig übertrifft die europäische Benchmark den US-Leitindex bei der Dividendenrendite (3.70%) um nahezu 180 Basispunkte.

Anlagekonklusion:

Aus charttechnischer Sicht ist beim EURO STOXX 50 trotz der jüngsten Schwächephase der Ausbruch über den Abwärtstrend des vergangenen Jahres intakt. Investoren mit einem positiven Grundszenario könnten daher den jüngsten Rücksetzer zum Einstieg nutzen. Eine einfache und kostengünstiges Positionierung in den 50 Eurozone-Large Caps bietet der passive Indexfonds CSSX5E aus der Palette von ETF-Krösus iShares. Das an der SIX kotierte und mehr als EUR 3 Mrd. schwere Vehikel kommt mit einer Gesamtkostenquote von 0.10% p.a. aus. Wer es dagegen mit dem bereits erwähnten Börsenspruch hält und einen schwierigen Sommer für die europäischen Aktienmärkte erwartet, ist im Segment der Hebelpapiere besser aufgehoben. Beispielsweise münzt der von der Bank Vontobel gehandelte Put-Warrant WESBQV fallende Notierungen beim EURO STOXX 50 mit einem Hebel von aktuell 10.9 in Gewinne um.

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