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payoff Trading Desk

Frühlingsgefühle im Portfolio?

25.05.2023 3 Min.
  • Martin Raab
    Investment-Stratege

Euphorie kommt in diversen Asset-Klassen aktuell nur zaghaft auf – doch wer trockenes Pulver hat, darf sich über spannende Opportunitäten freuen.

Länger Tageslicht am Abend, mildere Temperaturen und sprunghafter Anstieg der Staulänge am Gotthard. All das sind klassische Indikatoren für den Frühsommer. Aus Investorensicht halten sich die Frühlingsgefühlte derzeit allerdings in Grenzen. Bei den Legacy Bond-Portfolios, insbesondere solche ohne Hedging via US-Treasuries, LIBOR Swap oder Bund-Future, sieht es immer noch in Sachen Kursverläufe katastrophal aus. Jungfräuliche Bondpositionen strotzen dagegen vor Yield, primär natürlich im US-Dollar.

Doch die Euphorie der New in the Bond Market-Anleger:innen wird zur Zeit bei genauem Hinsehen stark ernüchtert: Die USD-Zinskurve hat sich unterdessen so stark invertiert, dass US-Staatsobligationen (Treasuries) im kurzfristigen Bereich zwischen 2 und 6 Monaten bei ca. 5% rentieren, 2-jährige US-Treasuries jedoch bereits unter 4% und 5-jährige US-Treasuries bereits unter 3.50%. Noch vor einem halben Jahr sah dies ganz anders aus. Der Markt preist unterdessen eine starke Rezession ein – leider Frusttrinken statt echte Champagnerlaune. Schönerweise lässt sich natürlich mit dieser Forecast auch derivatives Geld verdienen, doch Bestandspositionen frösteln schon jetzt.

Im Aktienmarkt kommt Mann und Frau Portfolio-Manager, wie bereits mehrfach berichtet, derzeit nicht am Sectorpicking und auch Stockpicking vorbei. Die Grosswetterlage verspricht sehr wechselhaftes Börsenwetter – durch die Zinskurve US-Dollar klar ersichtlich. Doch zur Wahrheit gehört auch: gutes Wealth Management heisst, die Kapazität zu haben, «ums Eck zu denken». Daher macht Titanen-Shopping bei milden Temperaturen richtig Spass!

Prominente Beispiele für erfolgreiche Schnäppli-Jagd im Lenz können u.a. Covestro, Evonik, Volkswagen und Sixt werden. Die Calls und Mini-Futures vom Dezember auf Lufthansa und E.ON haben bereits jetzt die Sommerferien im Luxus-Strandressort finanziert. Im Eurostoxx bietet sich Stellantis als Springbreak Review an. Dort hat man die kleinsten CO2-Probleme in der Flotte, trotz Jeep, Dogde und RAM als Fahrzeugmarken und der heisse EUA-Emissionshandel scheint beherrschbar. In den USA gibt es seitenfüllende Chancen, temporär haben starke Bilanzen echte Frühlingsgefühle und Hedging via Juli oder September-Optionen kann nicht schaden. Die Prämienspiele im US-Optionsmarkt sind durch diverse «Large Guys» ja bereits eröffnet. Hoch attraktiv, weil im Winter stark depressiv geworden sind ausgewählte kotierte Real Estate Trusts und Immobilien-Finanzierer —zweistellige Yields im US-Dollar inklusive.

Last but not least bietet auch der Ölmarkt, namentlich WTI und Brent, zur Zeit sehr interesssante Chancen. Von ganzer Blüte zeigt sich der Derivatemarkt auf fossile Underlyings: sehr hohe Liquidität und seit kurzem eben den berüchtigten «OPEC+ Floor». Das Risikomanagement muss bei solchen Anlagen zwar täglich überprüft werden, doch als Side-Investment bietet sich mittelfristig erhebliches Rendite-Potenzial.Jetzt alles in Cash in Franken zu parkieren und erst pünktlich zum 1. August wieder in den Markt zu gehen könnte als Turtle Strategy noch durchgehen – nur laufenden Ertrag bringt das netto null. Inflation soll es ja auch bei uns geben. Besser also: Gefühle sortieren, Portfolio straffen, nach Gusto hedgen und die Sonnenbrille polieren.

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Foto von Maria Hossmar auf Unsplash

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