Halleluja: Zurück auf Null
Jahreswechsel haben etwas Schönes: Alles beginnt von Neuem.
Der kalendarische «Reset» umfasst ein inzwischen breites Feld: von neuen Abnahmevorsätzen über frischen Zählstart für die Depot-Performance bis zu jungfräulichen Zinsrechnungen. Gezählt wird dabei nach dem gregorianischen Kalender. Papst Gregor XIII. hat ihn im Jahr 1582 lanciert — zur Synchronisierung zwischen Kalender- und Sonnenjahr, inklusive Schaltjahren. Das quantitative Modell hierzu hat damals ein bayerischer Mönch names Christophorus Clavius geschrieben (auf Papier, nicht in Python). Dieser erfand bei der Gelegenheit noch das Dezimaltrennzeichen. Der Punkt hinter der Zahl konnte im abgelaufenen Finanzjahr allerdings nicht mehr viel retten. Nur der Jahreswechsel an sich brachte für weite Teile der Finanzbranche Erlösung vom Bösen. Endlich kann das Katastrophenjahr 2022 abgehakt werden.
Die Gemeinschaft der Börsenjünger sieht dabei besonders bedrückt auf den Nasdaq 100. Der Technologieindex hat sich bei -32% Jahresperformance eingegraben. Beim SMI fehlen 16.6%, im DAX und Eurostoxx fehlen rund 10% und der Hang Seng Index geht im Jahresverlauf mit knapp -15% ins kalendarische Finale. Schwer zu vergessen, weil desaströs wird 2022 für so manchen Crypto-Investor. Das Teufelszeug riss minus 60% Wertentwicklung in Bitcoin-Wallets. Manch einem sind die Tokens und sündigen Coins wie Sand auf den Bahamas zwischen den Fingern entronnen.
Schon fast ketzerisch die Freude, wer letztes Jahr Energie ins Portfolio beigemischt hat. Reformierte Investoren jubeln so am Beispiel des Branchen-ETFs SPDR Energy Select über +57% Jahresperformance. Doch jetzt macht der kalendarische Anfang einen rechnerischen Schlussstrich unter all diese irdischen Zahlenspiele. Ab sofort ist schönerweise Chancengleichheit für alle angesagt – egal ob Zocker, Zauderer, elitäre Hochfinanz oder irrgläubiger Zinsprediger. Doch sei abschliessend eine Warnung ausgesprochen: Viel Zeit bleibt nicht. 2024 ist ein Schaltjahr und in Schaltjahren passierten bisher in jedem Jahrzehnt stets die veritabelsten Börsenkatastrophen. Jetzt heisst es also die vor uns liegenden 220 Handelstage profitabel zu nutzen. In diesem Sinne: Pecuniam merere et fac bonum.
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