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HelloFresh: Der Wind hat gedreht

12.04.2023 3 Min.
  • Christian Ingerl
    Redaktor

Der deutsche Koch-Box-Versender probt an der Börse aktuell sein Comeback. Nun steht der Titel an einer wichtigen Hürde, die im Erfolgsfall noch mehr Appetit auf die Aktie macht.

Nachdem die Corona-Pandemie Ende 2021 abebbte, hatten die Aktionäre von HelloFresh nichts mehr zum Lachen. Von Höchstkursen bei knapp EUR 100 ging es bis auf EUR 15 zurück. Damit erreichte der Titel wieder das Niveau von vor der Corona-Krise. Nun werden die Karten neu gemischt und das Potenzial des MDAX-Mitglieds muss noch einmal ausgelotet werden.

Zahlreiche Belastungsfaktoren

Auf die Bremse drückte zuletzt aber nicht nur die fehlende Corona-Fantasie, auch die schwächelnde Konjunktur belastet den Kochbox-Versender. 2022 kam es dabei sogar zu dem ersten Kundenschwund der Unternehmensgeschichte. Die Zahl der aktiven Kunden reduzierte sich um 1.5% auf 7.1 Mio. Auf der Umsatz- und Gewinnseite zeigte sich derweil ein gemischtes Bild. Während die Erlöse währungsbereinigt auf ein Rekordhoch von EUR 7.6 Mrd. zulegten, ging das bereinigte operative Ergebnis um 9.5% auf EUR 477.4 Mio. zurück. 

Besonders enttäuscht waren Analysten nach der Zahlenvorlage von dem Kundenrückgang. Für das laufende Jahr gelobt Vorstandschef Dominik Richter aber Besserung und erwartet eine zumindest stabile Basis. Den Umsatz möchte der CEO um 2% bis 10% steigern. Ein enorm breiter Korridor, der zeigt, dass Richter vorerst lieber Vorsicht walten lässt. Beim operativen Gewinn zeigt sich ein vergleichbares Bild. Dieser wird voraussichtlich zwischen EUR 460 und EUR 540 Mio. liegen und kann damit entweder leicht sinken oder um 13% zulegen. Alles in allem sorgte der ängstliche Blick in die Zukunft anschliessend bei der Aktie für prozentual zweistellige Kursverluste.

Ritterschlag 

Mittlerweile scheinen Börsianer den Schock aber verdaut zu haben und blicken wieder optimistischer in die Zukunft. Nach dem letzten Ausverkauf Mitte März drehte der MidCap scharf nach oben und hat mittlerweile sogar wieder die EUR 20er-Marke überwunden. Den letzten Schub verpasste der Aktie diese Woche die US-Bank JPMorgan. Die Experten schraubten ihr Rating für das Unternehmen in einer neuen Studie gleich um zwei Stufen von «Underweight» auf «Overweight» empor und erhöhten gleichzeitig das Kursziel aufgrund eines besseren Risiko-Ertrags-Verhältnis von EUR 18 auf EUR 27 Euro. 

Experte Marcus Diebel hob in seinem Researchbericht vor allem den Fokus des Essenslieferanten auf Fertig-Gerichte (Ready-to-Eat, RTE) positiv hervor. RTE hat laut JPMorgan das Potenzial, das Unternehmen in vorhersehbarere Einnahmequellen umzuwandeln. Das Potenzial scheint enorm: RTE verzeichnete in den USA ein dreistelliges Wachstum – von EUR 106 Mio. Umsatz im Jahr 2020 auf rund EUR 900 Mio. im Jahr 2022 – was nach Ansicht von Experte Diebel bei der Einführung in Europa im zweiten Halbjahr 2023 wiederholt werden kann. Nach dem Ritterschlag durch JPMorgan könnten andere Researchhäuser ebenfalls ihre Ratings überprüfen und möglicherweise nachziehen. Aktuell münden 7 von insgesamt 19 bei Refinitiv aufgeführten Studien noch auf «Halten» respektive «Verkaufen».  

Anlagelösungen

Risikobereite Anleger können die verbesserten Aussichten für eine gehebelte Long-Spekulation bei HelloFresh wagen, zumal der Titel auch charttechnische Fortschritte gemacht hat. So wurde bereits der 100-Tage-Linie wieder erreicht. Nun stehen zwar mit dem gleitenden Durchschnitt sowie der mittelfristigen Abwärtstrendgerade auf dem aktuellen Niveau zwei starke Widerstände im Raum, allerdings könnte das positive Momentum reichen, dieses Bollwerk zu überwinden. Bei einem Erfolg könnte es dann schnell Richtung EUR 30 gehen. Mit dem Faktor-Zertifikat (ISIN DE000SQ87457) der Société Générale auf Swiss DOTS lässt sich mit einem konstanten Hebel von 6 eine Bullen-Wette eingehen. Auch der frisch am Markt erhältliche Mini Future IHFNQZ der ZKB lässt ein gehebeltes Investment zu. Der Multiplikator liegt bei knapp 5, das Stop Loss Level befindet sich bei EUR 19.3440, was einem Abstand zum Knock-Out von 16.6% entspricht.

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